Titel | ||||
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872 | Mein Geburtstag | |||
Vorschautext: Damit es gerecht zugehen mag hatte neulich ich Geburtstag. Zeitig aus dem Bett gesprungen mit Wasser und Rasierklinge gerungen. Eingesprüht mit diesem Diesel, das den Opa treibt wie’ n Wiesel. Angezogen wie am Feiertag, gar nicht so, wie ich es mag. Jetzt war ich zum Kampf bereit, denn sehr schnell verstrich die Zeit. Als erster Gast der Pastor kam ... |
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871 | Der Beklagenswerte | |||
Vorschautext: Ich kenne da einen Kleinen, sehe ich ihn, könnte ich weinen. Vielleicht ist es die Farbe seiner Haut, vielleicht ist er auch schlecht gebaut. Er darf nicht einmal zucken und soll möglichst alles schlucken. Ob es an seinem Atem liegt, falls er die Klappe mal aufkriegt? Er nimmt alles, was sonst rum fliegt, auch wenn es schwer im Magen liegt. ... |
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870 | Wir sind über 60 | |||
Vorschautext: Wenn die Männer 60 sind, werden sie wieder zum Kind. Manche verkaufen Hof und Haus und wandern in die Welt hinaus. Sie klettern auf die höchsten Gipfel oder tauchen in die tiefsten Zipfel. Andere wollen ins Weltall fliegen, wenn sie einen Sitzplatz kriegen. Viele, die bisher nur gelaufen, sich jetzt eine Harley kaufen. Nur wer ohne Pappe seit Jahren, ... |
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869 | Solidarität | |||
Vorschautext: Leute, ich brauche nicht zu lügen, den schlimmsten Winter gab es auf Rügen. Es war, als einst der Schneesturm kam und der Hochspannung die Leitung nahm. Der Rügendamm war tief verschneit, kein Rad drehte sich weit und breit. Der Morgenkaffee fiel schon aus, denn Wasser gab es nicht im Haus. Ohne Strom keine Pumpe lief, ohne Pumpe blieb das Grundwasser tief. Mit einem Witz auf den kalten Lippen ... |
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868 | Wir warten vergebens | |||
Vorschautext: Gestern früh noch war ich froh und heiter und auch heute geht das Leben weiter. Aber ich gebe euch trauernd bekannt, er ist von uns gegangen, den alle gekannt. Gestern Abend in friedlicher Ruhe sank unser aller Freund in die Truhe. Nie wieder kommt von ihm ein dicker Brief und kein Anruf, wenn man gerade schlief. Kein Klingeln mehr an der Haustüre droht, kein Ton seines Autos im Hupverbot. Nie wieder die wilden lauten Reden ... |
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867 | Herbsttag | |||
Vorschautext: Hui, es weht ein scharfer Wind, wenn ich aus dem Fenster schau. Wo ist nur die Sonne hin und das Himmelsblau? Selbst die schöne Nachbarsfrau, die sonst viel offenbart, macht heut nicht die große Schau, hat auch mit Kleidung nicht gespart. Die Kinder schon am Morgen lärmen, mit ihren Taschengeldkassen, ... |
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866 | Vorsicht, Frühling | |||
Vorschautext: „Vorsicht rechts und links der Straßen,“ heißt es im Verkehrsbericht, „mit der Natur ist nicht zu spaßen, weil sie ihre Bahn sich bricht. So wie die Spargel sich erfrechen, um der Sonne zuzustreben, einfach von unten uns zu stechen, kann man noch ganz anderes erleben. Die Wildschweine am Baume kratzen, weil dort im Herbst die Eicheln fallen, ... |
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865 | Beim Tierarzt | |||
Vorschautext: Es schrieb uns neulich Doktor vet., zum Impfen sei es nie zu spät. Kaninchen, Hunde, Vögel, Katzen brauchen Serum und gekürzte Tatzen. Und schon lud ich Groß und Klein der Tiere in mein Auto ein. Hund und Katze kamen auf die Liege, die Kaninchen zu der Zwergenziege. An Doktors Tür den Klöppel heben, schon kam in die Praxis Leben. ... |
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864 | Abschied in Texten | |||
Vorschautext: Schlage ich die Zeitung auf, lese ich manchen Lebenslauf. Doch nicht in den Wirtschaftsspalten kann die Infos ich erhalten. In den Anzeigen mit Blumen und Kerzen lese ich von Trauer und Schmerzen. Von Sorgen, die meist angefangen, weil wieder einer von uns gegangen. Vor Jahren uns mancher verwunderte, denn er erlebte drei Jahrhunderte. Es verlassen Lehrer und auch Pastoren ... |
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863 | Der Weihnachtsbaum | |||
Vorschautext: Vor 50 Jahren in der Sommerhitze war die Ferienarbeit Spitze. Der Oberförster Wolkenhaus suchte sich seine Leute aus. Dann lud er sie ins Auto ein, das war ein Van und nicht sehr klein. Wir fuhren tief in einen Wald, dort machte dann der Wagen halt. Wir bauten Zelte auf und waren froh, es entstand danach ein Doppelklo. Die Mädels links, die Jungen rechts, ... |
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862 | Hallo Wolf, ich ahne dich | |||
Vorschautext: Wölfe gab es auch vor Jahren jede Menge, nur trieb man sie in tödliche Enge. Dafür gab es dann als Geschenkwahl über den letzten Isegrim ein Denkmal. Einzelgänger, ob Rüde oder Fähe, kamen oft in unsere Nähe. Schnell sich dann ein Jäger fand, der ihm tödlich im Wege stand. Losung, Tritte und Scheuerspuren verhalfen zu den Ansitz-Touren. So wurde dem Wolf verwehrt, ... |
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861 | Fieberträume | |||
Vorschautext: Eines Tages blieb ich zu Haus, ich sah im Spiegel furchtbar aus. Rot und grün war mein Gesicht, als wenn bei mir die Pest ausbricht. Alle Knochen taten mir weh, drum kochte ich Gesundheitstee. Der heiße Tee, das erste Fieber, der Platz im Bett war mir nun lieber. Ich las bis mir das Buch entfiel, Märchen von Herrn Pappenstiel. ... |
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860 | Abendstimmung | |||
Vorschautext: Geht die Sonne golden unter, werden viele Träume munter. Tische rücken, Stühle scharren, langsam schweigen auch die Narren. Sonnenschirme ziehen ein, Kinder noch vereinzelt schrei’ n. Gibt es Speisen und zu Trinken, kann die Stimmung nicht mehr sinken. Rote Brause, sie gab es mittags hier, weicht verstohlen gelbem Bier. Roter Wein, perlender Sekt, ... |
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859 | Arzt Irrtum | |||
Vorschautext: Im Urlaub war ich in den Bergen, bei den Holzmanneln und den Zwergen. Ich lief dabei im Wanderschritt, wenn alles sang, dann sang ich mit. Doch eines Tages, ich lief schon bergab, da wurde mir die Luft zu knapp. Ich setzte mich ganz gerne, doch da sah ich auch schon Sterne. Lange und tief holte ich Luft, den weltberühmten Rennsteigduft. Der Wanderpass ward nicht markiert, ... |
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858 | Die Slips | |||
Vorschautext: Meine Freundin sagte neulich: „Deine Buchsen sind ja gräulich, von vorn seh’ n sie verwaschen aus und unten fällt schon alles raus.“ Das darf sie nicht zwei mal sagen, ab morgen wollte ich neue tragen. Also lief ich in der Mittagspause in’ s Bekleidungskaufhaus Krause. Eine junge Frau mit flinken Händen fragte ich, wo sie sich befänden. „Oh“ meinte sie, „auf unserem Gelände ... |
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857 | Familienregeln | |||
Vorschautext: So wie beim Autofahren und Segeln, gibt es auch in der Familie feste Regeln. Lebten wir heute wie die Hottentotten, würden wir uns bald selber ausrotten. Als eine der wichtigsten Pflichtaufgaben Sollte man Respekt vor einander haben. Ehret besonders die Greisen und Alten, denn auch ihr bekommt einmal Falten. Liebet euch mit gegenseitigem Gefallen, ohne gleich übereinander herzufallen. ... |
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856 | Wunschzettelerinnerungen | |||
Vorschautext: Die Bescherung längst überstanden, alle Wünsche Erfüllung fanden. Der Lichterbaum leuchtet noch so hell, da fliegen meine Gedanken schnell. Fliegen zurück in die Kinderzeit, die heute doch schon Lichtjahre weit. Ich denke da an so manches Spiel, das damals unser Wunschzettelziel. Würfel drehen und Karten stecken, zwischendurch mal am Lutscher lecken. ... |
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855 | Die Raupe | |||
Vorschautext: Die letzte Sonne wärmte den Tag, der Wind blies gelbes Laub. Im Grase eine Raupe lag und befreite sich vom Staub. Sie glaubte an die große Liebe des Nachts im Lampenschein und wollte drum die Erste auf der Laterne sein. Entschlossen stand im Gras sie auf und erklomm den Lampenfuß. ... |
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854 | In der Straßenbahn | |||
Vorschautext: Als Kind war er mein großer Traum, wenn ich wartete hinter dem Baum, dass er endlich den Anlauf nahm und um unsere scharfe Ecke kam. Bei uns war nämlich die Endstation für den elektrischen Straßenbahnwaggon. Die Gleise waren hier zu Ende und alles nahm so eine Wende. Das schwere Kreischen hier ein Ende fand und rumpelnd das Gefährt dann stand. ... |
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853 | Der Traum | |||
Vorschautext: Von der Sonne matt und träge, ich mich auf eine Wiese lege, in den Schatten unterm Baum und vergesse Zeit und Raum. Ein Käfer dicht vor dem Gesicht sich den Weg durch Halme bricht, klettert, rutscht, hinunter fällt, sich wieder auf die Beine stellt. Sein Kriechen und Spazieren schien meinen Traum zu aktivieren. ... |
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