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Gedichte über Religion


Eine dogmatische Frage

Die Schlauheit eines Jesuiten
ist weitaus größer - unbestritten,
als jene and'rer Männerorden,
die uns als fromm bekannt geworden.
Die schlau'sten Köpfe aller Zeiten,
sind die, die fromm sind und nie freiten,
die für ein Dasein alles geben
in einem harten Klosterleben.
Den Franziskaner doch hingegen
würd' and're Lust viel mehr bewegen.
Der lebt für einen guten Tropfen,
dem Klosterbier aus Malz und Hopfen.
Da nimmt man es nicht so genau;
ist das nicht ebenfalls ganz schlau?
Trotz Philosophenstand, trotz Bier,
doch Beider Pflicht ist das Brevier.

Des Morgens, mittags und bei Nacht
wird an den lieben Gott gedacht.
Ein jeder Mönch ist dann allein
in seinem stillen Kämmerlein.
Auch betet er auf and're Arten,
zum Beispiel auch im Klostergarten
und denkt, er könnt' bei all den Psalmen
doch eine Zigarette qualmen.
Er grübelt, soll ich oder nicht,
verletz' ich damit meine Pflicht?
Würd' ich beim Beten mit dem Rauchen
wohl mein Gelöbnis gar missbrauchen?
Hätt' ich mich damit grob versündigt,
und ob der Orden mir dann kündigt?
Der Arme hat gar manche Nacht
die Zeit mit Grübeln zugebracht.
Durch Zufall oder Gottes Fügung
da trifft an eines Weges Biegung
der arme Franziskaner - Frater
auf einen Jesuitenpater.
Und schleunigst packt der arme Tropf
gleich die Gelegenheit beim Schopf,
geht mit dem schlauen Jesuit
des Weges noch ein Stückchen mit.
Der Jesuit bemerkt polemisch:
Die Frage sei sehr akademisch.
Das Beten sei zwar streng dogmatisch,
das Rauchen and'rerseits sympathisch.
Um beides logisch zu verbinden,
müsst' sich doch eine Lösung finden;
Das Resümee, ein guter Plan:
„Wir schreiben an den Vatikan!“
Gesagt, getan, gleich früh am Morgen
verfasste jeder seine Sorgen
auf seine Art, - so wie er kann
in einem Brief zum Vatikan.
Nun warten beide autonom
auf ihre Antwort dort aus Rom.

Die Spannung stieg fürwahr erheblich,
doch warteten sie nicht vergeblich.
In Franziskaner - Pater's Brief
da war die Antwort negativ.
Man schrieb ihm, Rauchen sei entartet;
was and'res hat er kaum erwartet.
Jedoch, dem schlauen Jesuit,
dem teilte man was and'res mit.
Da ging das Rauchen nicht zu weit,
denn beten könnt' man jederzeit.
Der Franziskaner - Mönch der klagte
dem Jesuit, was man ihm sagte
aus Rom - und hat es nicht geglaubt,
dass man dem Andern es erlaubt.
Der Jesuit zum "Braunen" sagt:
„Was hast du denn den Papst gefragt?"
"Ich fragte, ob ich bei den Psalmen
so dann und wann auch mal kann qualmen?"
Der Jesuit hat laut gelacht:
"Das hast du völlig falsch gemacht.
Ich fragte, ob ich dann und wann
beim Rauchen auch mal beten kann!"
Man sieht, im Falle eines Falles
ist die Rhetorik eben alles!
Der Franziskaner - Mönch war sauer,
denn Jesuiten sind halt schlauer!
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