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Gedichte über Lächeln


Zu wohl ist auch nur wohl

Ihm ist zu wohl an manchen Tagen,
was andere wohl nicht verstehn.
Warum sollte er drüber klagen,
wenn sie ihn dauernd lächelnd sehn?

Zuviele grummeln, zetern, neiden;
stehn scheinbar gern in langer Schlange,
an Schalter, Kassen, oder beiden
und meist gewollt auch ziemlich lange.

Da steht auch Hans und summt für sich
ein federleichtes Sommerlied.
Die Dame, vor ihm, mag das nicht.
Wörtlich: > Sie gehn mir auf´s Gemüt! <

Er fragt sie, ob er ihr nachher,
den Einkauf heimwärts tragen soll?
Da hat sie keine Antwort mehr,
aber von ihm die Nase voll.

So geht's die liebelangen Tage...
Er lächelt tapfer vor sich hin:
summt selig, grüßt; ist keinem Plage.
Nur: irgendwie macht´s keinen Sinn...

...Bis er dann schrieb ein Kleingedicht,
ohne großartig nachzudenken:
in einer Bar, bei schwachem Licht,
um es dann wieder herzuschenken...

...Zu tauschen - denn sein Portmonee
war dünn und, wie gehabt, oft leer.
> Ein Blatt, ein Bier. Der Deal, okay?, <
brummte der nette Wirt leger.

So fand Hans endlich einen Freund,
der ihn zudem vollstens verstand.
Der packt sein Werk; bot ihm ´nen Joint
und brach ihm fast die hagre Hand.

> Ein Dichter, Leute!, < rief er aus
und wedelte vergnügt das Blättchen.
Hans weiß dann nur noch...Der hieß Klaus.
Zu arg dröhnte das Zigarettchen.

*

Am andern Tag erwacht er froh
und leicht verschwitzt an weichen Brüsten.
Die schöne Fremde lächelt so,
als wenn sie alles von sich wüssten.

Sie winkt ihm später noch im Gehen.
Hans schaut ihr lange hinterher.
Ihn schüttelt´s heftig, nur vom Sehen
und wohlig kneift´s auch vom Rever.


(c) Ralph Bruse
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Nachtklänge (Teamwork)

Nachtklänge


Sie sitzt in ihrer Schneiderei
inmitten alter Kleider,
deren Zeiten längst vorbei
und niemand holt sie – leider.

Dennoch hockt sie bis zur Nacht
in jenem kleinen Laden.
Hört, wie draußen jemand lacht -
reibt sich die beinah tauben Waden.

Versucht ein Lächeln, das schon stirbt,
eh es sich öffnen kann.
Der Apfel, auf dem Tisch, verdirbt.
Sie sieht ihn nicht mal an.

Ihr Brot, daneben, lässt sie liegen.
Der Schwarztee ist längst kalt.
Die Kraft zum Aufstehn will verfliegen,
verlässt sie sicher gänzlich bald.

Sie schafft es bis zum Fensterglas.
Kühlt daran ihre heiße Stirn;
greift schwankend nach dem Metermaß
und beugt sich wieder tief zum Zwirn.

Es wird Nacht – und Doris nickt
erschöpft im krummen Sitzen ein;
sieht nicht im Fenster das Gesicht,
das schon länger schaut herein.

2.
Den Tag lang schon stand Börge hier
am Marktplatz – spielte Lieder.
Er suchte sich ein Schlafquartier:
vergebens, wie oft wieder.

So kam er frierend an ihr Haus,
das abseits sich ins Dunkel duckt.
Dort scheint ein schwaches Licht heraus,
das mal erlischt und mal hell zuckt.

Im Lichtschein, jene Schneiderin...
sie schläft ganz schief und krumm
auf ihrem Stuhl. Lang sieht er hin -
verharrend bleibt er stumm.

Dann nimmt er allen Mut zusammen,
klopft zaghaft an die Scheibe.
Möge sie ihn gleich verdammen:
er bittet nur um kurze Bleibe.

Sie rührt sich – doch sie hört ihn nicht.
Er greift zur alten Geige.
Spielt zitternd in gebrochnem Licht
fünf Lieder bis zur Neige.

Sie dreht sich langsam hin zu ihm -
erschrocken erst, doch dann erstaunt.
Er sieht, wie ihre Ängste fliehn,
sie leise Worte zu sich raunt.

Verlegen streicht sie durch ihr Haar,
streckt den gekrümmten Körper lang.
Die Augen leuchten hell und klar -
ergriffen von dem Geigenklang.

Börges schmale Finger gleiten,
fast zärtlich und mit viel Geschick.
Er bringt ihr längst vergang´ne Zeiten
in das triste Heim zurück.

Lächelnd öffnet sie die Türen,
bietet ihm ein Bett zur Nacht.
Einmal wieder Leben spüren.
Hat Zufall ihn hierher gebracht?

3.
....Die Straße riss ihn wieder fort -
doch Liebe fand er nirgends dort:
wie einst hier,
bei ihr.


(c) Ingrid Bezold & Ralph Bruse
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