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Gedichte über Genie


Erfinderpech – oder – Der gestohlene Bauplan

Hatte kürzlich ’was erfunden,
schrieb den Bauplan auf ein Blatt.
Nun ist dieses Blatt verschwunden
und ich frage mich, wer’s hat.
Wer ist wohl der Dieb gewesen,
der da stahl, was ich erfand?
Spionierende Chinesen
oder Diebe aus Deutschland?

In der Zeitung liest man morgen
jenes kleine Inserat:
„Mich belasten große Sorgen,
wer mich denn bestohlen hat.
Wer meine Erfindung findet,
kriegt als Lohn bloß meinen Dank.
Denn wer sich stets brotlos schindet,
hat nie Geld auf seiner Bank!

Wäre ich doch von Herrn Nobel
gern mit einem Preis gekürt,
weil mein neukreierter Hobel
sogar Steine malträtiert.
Nur im Kopf sind meine Pläne,
die man frech mir unterschlug.
Und ich raufe mir die Mähne,
weil die Zeit rinnt wie im Flug.

Jetzt muß ich aus dem Gedächtnis
bauen dieses Hobelteil.
Biete es als mein Vermächtnis
weltweit zum Verkaufe feil.
Aber es fehlt mir an Scheinen
für das Baumaterial.
Ohne Geld gibt's nämlich keinen
werkzeugbautauglichen Stahl.

Wenn ich aber nüchtern denke,
an die Zeit, die ich vertan,
nie erhielt je Geldgeschenke,
geb' ich auf den kühnen Plan.
Unfair spielt sehr oft das Leben,
und selbst ein Genie hat's schwer,
wenn ihm zwar der Geist gegeben,
aber seine Taschen leer.

Hat er dennoch ge- oder erfunden,
was die ganze Welt gern hätt’,
ist dies schon 'mal schnell verschwunden
und macht dreiste Diebe fett.
Ob das Rad neu oder ein Hobel
wird erfunden, ist wie Spiel:
Und so bleibt der Preis von Nobel
meistens unerreichtes Ziel.

© Micha Schneider
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Kunst muß können

Ich ruf’s aus mit tiefem Grollen:
Kunst muß können, nicht nur wollen!
Wär’ allein der Wille Kunst,
hieße sie stattdessen „Wunst“.
Ja, ich weiß, der Gag ist alt,
stimmt jedoch im Wortgehalt.

„Jeder Mensch ist auch ein Künstler“,
sagte Beuys und meinte „Wünstler“.
Deshalb kritzelt jeder Wicht,
malt, als litte er an Gicht,
bildhauert und knetet,
singt, daß man ums Ende betet.

Oder tanzt sich gar den Wolf,
heißt nun „Flor“, hieß früher Rolf.
Denn der Künstlername gilt
selbst, wo Schmiere ziert das Bild.
Ebenso ist dies beim „Dance“:
Jeder Plattfuß hat auch Fans.

Singen, Tanzen oder Schmieren –
freies Recht auf Dilettieren!
Solch eine Demokratie
gab’s bei Rubens aber nie,
nicht zu Zeiten von Bellini,
Mozart, Händel und Rossini.

Damals mußte man viel können,
wollte Künstler man sich nennen,
mußte streng im Versmaß reimen,
nicht nur Worte ‘runterschleimen.
Malerei, Musik und Schreiben
kann man nur mit Fleiß betreiben!

Worte, Bilder und auch Noten
reisen durch die Zeit als Boten.
Twain, Fontane, Wilde und Mann
schrieben diese Welt in Bann.
Cranach, Raffael und Dürer
sind bis heute Faszinierer.

Und Dalí, ganz surreal,
war verrückt zwar, doch genial.
Statuen von E. Degas
sind auch heute noch Eins A.
Die Musik von Johann Strauss
garantiert stets viel Applaus.

Doch bei neuen „Performäncen“,
stößt das Können oft an Grenzen.
Denn zur „Kunst“ erklärt wird laut
jeder Bockmist, den wer baut.
So wird mancher Depp zum Star,
nur weil er ist sonderbar!

Dem ist Ruhm oft garantiert,
der sich weder schämt noch ziert.
Steht ein Scharlatan am Pult,
wird selbst Müll zu Kunst und Kult.
Gottlob sehen’s nicht nur Neider,
daß der Kaiser ohne Kleider.

© Micha Schneider
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