Familienregeln

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
So wie beim Autofahren und Segeln,
gibt es auch in der Familie feste Regeln.
Lebten wir heute wie die Hottentotten,
würden wir uns bald selber ausrotten.

Als eine der wichtigsten Pflichtaufgaben
Sollte man Respekt vor einander haben.
Ehret besonders die Greisen und Alten,
denn auch ihr bekommt einmal Falten.

Liebet euch mit gegenseitigem Gefallen,
ohne gleich übereinander herzufallen.
Sagt bei jedem Handgriff und Schritte
nachher „Danke“ und vorher „Bitte“.

Lernt es erst gut und übt es zeitig,
man hilft sich immer gegenseitig.
Sitzt einer heulend auf dem Gestühl,
gebt ihm Trost und zeigt Mitgefühl.

Man kann auf der Welt nicht alles haben,
drum seid dankbar auch für kleine Gaben.
Ihr könnt mit euren Schätzen leben
Und solltet niemals damit angeben.

Nehmt die nutzbaren Zeiten und Räume
und habt damit eure eigenen Träume.
Lasst sie euch nicht von allen und jeden
erbarmungslos ohne Ahnung zerreden.

Für Dinge, die wir nicht bezahlen müssen,
zahlen wir mit Umarmungen und Küssen.
Macht stets aus allem nur das Beste,
drum nach der Arbeit gemeinsame Feste.

Sind es Geschwister, Nichten und Neffen,
immer lächeln, wenn wir sie treffen.
Verzeiht auch mal Fehler und Schwächen,
Selbstgefälligkeit könnte sich rächen.

Im Haus bewahrt man stets die Ruhe,
auch mit der Lautstärke der Radiotruhe.
Und jeder sei stets bewusst diskret,
selbst wenn vielleicht das Handtuch weht.

Habt ihr auch manchmal keine Zeit,
seid trotzdem immer hilfsbereit.
Lasst die Missgunst und den Neid,
es geht oft nur um Kleinigkeit.

Erwacht der Kopf auch schwer von Sorgen,
man wünscht dem andern „Guten Morgen!“
Und beim Wegfahren oder –gehen
Sagt man „Auf Wiedersehen!“

Es wird auch niemand stören,
sagt man am Telefon „Auf Wiederhören!“
Man legt nicht einfach wortlos auf,
oder drischt entbrannt den Hörer drauf.

Die Pünktlichkeit ist kein Pläsier,
und nur in Preußen eine Zier.
Wer diesen Anstand nicht kennt,
selber gegen verschlossene Türen rennt.

Das letzte Stück der Schachtel Konfekt
meistens doch am besten schmeckt.
Man bietet es den Damen an
und isst es letztlich selber dann.

Man beschimpft sich nicht mit Ochs und Kuh
und macht außerdem den Kühlschrank zu.

24.04.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Familienregeln

371 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 3,5 von 5 Sternen)
-
24.04.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige