Der Beklagenswerte

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ich kenne da einen Kleinen,
sehe ich ihn, könnte ich weinen.
Vielleicht ist es die Farbe seiner Haut,
vielleicht ist er auch schlecht gebaut.

Er darf nicht einmal zucken
und soll möglichst alles schlucken.
Ob es an seinem Atem liegt,
falls er die Klappe mal aufkriegt?

Er nimmt alles, was sonst rum fliegt,
auch wenn es schwer im Magen liegt.
Dafür könnte er uns berichten,
was alle in der Nacht verrichten.

Wie Peter nachts noch Würste nascht
und Susi sich den Verlobten kascht.
Er fühlt sich wohl im größten Dreck,
Duschen hat nur selten Zweck.

Manchmal ist es gar zu dumm,
da schiebt er unterm Tisch herum.
In den sommerlichen Hitzen
fängt er furchtbar an zu schwitzen.

Dieser Geruch ist ordinär zu nennen
und beim Zwiebel schälen muss er flennen.
Das Weihnachtsfest ihm Freude macht,
denn da kriegt er all die Pracht.

Nur im Urlaub will ihn keiner nehmen,
ob sie sich seinetwegen schämen?
Neulich bekam ich zufällig mit,
dass man ihn mit Füßen tritt.

Und wie ein beißender Teckel
kriegt er dann eins auf den Deckel.
Jeder kennt den Reststoffschleimer,
denn bei uns heißt er Mülleimer.

04.01.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Beklagenswerte

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04.01.2014
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