Titel | ||||
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912 | Die holde Muse | |||
Vorschautext: Wenn mich die holde Muse packt, geschieht das meistens splitternackt. Kein Kleidungsfetzen soll mich stören, wenn ihre Fantasien mich betören. Sie zieht die Seele mir vom Leib, dass ich verbinde Mann und Weib. Dann impft sie mir Gedanken ein, die nicht immer so klar und rein. Schon lässt sie meine Worte laufen, als kämen sie vom großen Haufen. Alle Sätze, ob kurz, ob lang, bilden sich ganz frei und frank. ... |
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911 | Wohin im Urlaub | |||
Vorschautext: Meine Frau nach lieber Nacht hat den Vorschlag mir gemacht, dieses Jahr groß Urlaub zu machen, mit Jet, Schiff und anderen Sachen. Ziel und Preis müsste ich benennen, ich würde doch die Branche kennen. Ach du liebes gefärbtes Osterei, was dachte sie sich bloß dabei? Und ich hab nachts, als sie gefragt, auch noch leichtsinnig zugesagt. Ich musste mich in die Spur begeben, ... |
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910 | Der letzte Gang | |||
Vorschautext: Leute, die sich jahrzehntelang kennen, müssen sich oft ganz plötzlich trennen. Alter, Unfall, Herzinfarkt, das ewige Leben hat keiner geparkt. Irgendwann ist jeder mal dran, egal, ob es geht um Frau oder Mann. Dann heißt es schwarze Socken suchen, einen Platz bei der Feier buchen. Ob Erde, Feuer, Urne oder Sarg, die Möglichkeiten sind nicht karg. ... |
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909 | Frühlingsfest oder Handwerkertag | |||
Vorschautext: Frühlingsfest vor unserem Haus, jeder trug seinen Sitzplatz raus. Schwere Stühle, leichte Hocker, Campingmöbel trug man locker. Mancher kam so ins Schwitzen, wollt er auf dem Sessel sitzen. Ohne viele Worte zu verlieren, galt es vor Ort zu reparieren. Mit Hammer und Kaltleimflasche, einem Strick nach alter Masche. Ist ne Schweißnaht abgerissen, ... |
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908 | Die Speisekammer des Poeten | |||
Vorschautext: Es ist das echte, gesammelte Leben die Speisekammer des Poeten eben. Da gibt es nicht nur immer oder gerade hübsche Gläser mit süßer Marmelade, sondern in angeschlagenen Tontöpfen scharfe Lake mit sauren Gurkenköpfen. Manches hängt direkt vor den Augen, anderes muss man aus der Zeitung saugen. Frisches hat meist einen neuen Duft, alte Sachen stinken wie die Harzer Luft. Große und kleine Flaschen gibt es jedenfalls, manche noch mit dem Strick um den Hals. ... |
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907 | Mein Guter | |||
Vorschautext: Die Werbung sagte: „Steck ihn rein, alles andere kommt von allein.“ Ich fand das ja sehr famos und nahm ihn behutsam auf meinen Schoß. Ich drückte ihn hier und tastete da, bis ich plötzlich etwas sah. Blaue Flecke, gelbe Streifen und nanu, wilde Muster, wie ein Tattoo. Hab ich mal sein Ding geschüttelt, hat er nur den Kopf geschüttelt. Ohne Konto, ohne Geld gibt es nichts auf dieser Welt. ... |
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906 | Die schönsten Worte | |||
Vorschautext: Morgens beim ersten Klingelton wusste ich, du bist das schon. Das schönste Klingeln, das es gibt, sagte mir, ich bin verliebt. Und als ich dann den Hörer nahm, ganz leise deine Stimme kam. Ich hörte sie fast wie von fern, sie sagte nur: „ Ich hab dich gern.“ Das lief wie Öl durch meine Ohren um tief sich ins Gehirn zu bohren. ... |
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905 | Die schönste Frau der Welt | |||
Vorschautext: Vom Chef wollt ich zur Ferienzeit Zwei Tage Urlaub, es tat mir leid. Der fluchte: „Mein lieber Mann, was ist an dieser Frau nur dran? Erklären Sie mir, was sie finden, dass sie bei dieser Frau sich schinden. Ich musst erst gar nicht überlegen, um ihn zum Ja-Wort zu bewegen. „Diese Frau hat zwar kein Geld, ist aber die schönste auf der Welt. Sie ist wie ich, nicht ganz so groß, das find beim Küssen ich famos. ... |
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904 | Gut gemeint | |||
Vorschautext: Wird ein neues Kind geboren, kommt Leben in das alte Haus. Jeder spitzt sofort die Ohren, regt sich auch nur die kleine Maus. Hat sie lange genug gepennt und wagt den ersten Schrei, einer schnell mit den Windeln rennt, der Nächste rührt den Brei. Bald weiß jeder wie es geht, es stellt sich Routine ein. ... |
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903 | Der kippelnde Tisch | |||
Vorschautext: Der neue Tisch in der Küche kippelte, ständig von links nach rechts trippelte. Der heiße Kaffee zeigte Wellen, die Tischdecke wies braune Stellen. Als dann noch die Vase fiel, war’s für den Heimwerker zu viel. Und so holte ich in aller Eile eine scharfe Säge und die Feile. Sowas macht man gleich vor Ort, das erspart doch den Transport. Gemessen mit der Schneiderelle ... |
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902 | Die Rasur | |||
Vorschautext: Zwei Tage war ich zu den Messen und hatte doch mein Rasierzeug vergessen. Morgens bin ich schnell gelaufen, um mir neues Bartwerkzeug zu kaufen. Im Shop fiel die Entscheidung schwer, muss Nass- oder Trockentechnik her. Die Verkäuferin sah meine Stoppeln, und begann ganz leise zu koppeln: "Für sie ist das doch kein Malheur, gehen sie da drüben zum Friseur. So ein Barbier muss es doch können, ... |
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901 | Nicht nett | |||
Vorschautext: Es ist nicht zu schwer, und auch nicht so breit doch liebe ich es sehr, als Zeichen unserer Zeit. Es lässt mich Schäfchen zählen, wie einst in Noahs Arche. Und ich will nicht verhehlen, es schimpft nicht, wenn ich schnarche. Seine Beine sind sehr schlank, rechts und links ein leichter Bauch. ... |
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900 | Um Sieben kommt der Weihnachtsmann | |||
Vorschautext: Am Heiligabendmorgen schallte es ganz laut: „Seht nur, unser Baum ist geklaut! Unser schöner teurer grüner Tann und um Sieben kommt der Weihnachtsmann.“ Kurzentschlossen die Säge ins Auto gelegt und schnell zum Weihnachtsmarkt bewegt. Ich hielt zeitsparend im Halteverbot an, denn um Sieben kommt der Weihnachtsmann. Der Markt, der sonst von Kiefern umsäumt, war größtenteils schon abgeräumt. ... |
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899 | Leben und Liebe | |||
Vorschautext: Das Leben ist ein großes Buch mit Bildern und Geschichten. Von der Geburt bis hin zum Tod lässt sich’s darin berichten. Schon die Geburt füllt viele Seiten, im Kreißsaal läuft nicht alles rund. Drum die Nachricht schnell verbreiten, solange alles noch gesund. Schule, Lehrzeit und Arbeitsleben füllen täglich Seite um Seite. ... |
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898 | Die Tasse Kaffee | |||
Vorschautext: Stehe ich des Morgens auf, geht das nicht im Dauerlauf. Die Knochen müssen sich erst recken und die Muskeln richtig strecken. Der Kreislauf zeigt nur halben Mut, die Nerven sind gut ausgeruht. Ehe ich deshalb drei Schritte geh, brauche ich eine Tasse Kaffee. Frisch geröstet und zerkleinert, mit ner Prise Kakao verfeinert. Einen Tropfen Milch von der Kuh ... |
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897 | Politik und Poesie | |||
Vorschautext: Die Paarung Politik und Poesie ergibt niemals eine Harmonie. Jahrzehnte lang hat man probiert, doch es hat zu nichts geführt. Spaniens Himmel und Europas Sterne leuchten nur in weiter Ferne. Die Poesie viel Liebe sucht, die Politik nur bekriegt und flucht. Vom Krieg, der einst ne Badekur, zu Flüchtlingen auf unsrer Flur. ... |
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896 | Die Katzenbank | |||
Vorschautext: Neulich sitze ich im fremden Garten, um auf eine Bekannte zu warten. Frech mache ich die Beine lang auf einer grünen Gartenbank. Die Sonnenstrahlen schwärmen, dabei auch meinen Körper wärmen. Plötzlich hör ich ein Geschrei, als ob ich hier im Tierpark sei. Doch wird’s wohl keinen Käfig geben, in dem Tiger und Löwen leben. Hier wohnt nicht der Zauberer Roy, ... |
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895 | Alles wird gut! | |||
Vorschautext: Weil mich der Liebeskummer drückte, ich ein großes Scheinchen zückte, zu der Hellseherin mit Werbung ging und an ihren lauten Lippen hing. Ich zog nen Zettel aus ihrem Hut, drauf stand: „Alles wird gut!“ Unterwegs ich beim Fahren sang und zuhause aus dem Auto sprang. Ein Dokument im Briefkasten stand, in dem sich Knöllchen mit Foto befand. Nur der Briefstempel machte mir Mut, ... |
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894 | Der Sandkasten | |||
Vorschautext: Für Enkel und kleine Kinder wirst du Bastler und Erfinder. Wenn die zarten Hände spielen, mit Schippchen dein Beet zerwühlen, musst du handeln, statt zu rasten, denn es fehlt der Sand, samt Kasten. Wichtig ist hier der Anfang nur, damit du erst mal in der Spur. Pfähle in die Erde schlagen, dass sie eine Elle ragen. Ob es drei, vier oder sechs sind, ... |
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893 | Das verkehrte Gedicht | |||
Vorschautext: Gestern las ich ein Gedicht, das hatte nur vier Zeilen. Ich verstand es leider nicht, drum musste ich verweilen. Es war bestimmt ne tolle Sache, das lehrt mich die Erfahrung. Leider nicht in deutscher Sprache, merkte ich als Offenbarung. Erst habe ich mich nicht getraut, der Hund sah mich so seltsam an, ... |
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