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| 632 | Die alte Gartenbank | |||
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Vorschautext: Auf unserer alten Gartenbank sitzen alle, ob dick, ob schlank. Sie stammt noch aus der Kaiserzeit, als man zum Schwätzchen stets bereit. Nachbarn kamen Rezepte tauschen oder neuem Nachwuchs lauschen. Als Holz planungspflichtig verteuert, wurden alle Teile erneuert. Jedes Jahr gibt es neue Farbe, damit die Bank an Schutz nicht darbe. ... |
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| 631 | Das alte Telefon bleibt! | |||
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Vorschautext: Die Alten fordern, dass es bleibe, das Telefon mit Wählerscheibe. Man kann es noch hören und sehen, lässt man die Scheibe drehen. Manche haben die Null gewählt und seine Impulse mitgezählt. Doch sie können es nicht verstehn, warum es Zwölf sind statt Zehn. Der Hörer ist zwar hart und nicht nett, doch ihm passiert da nichts im Bett. ... |
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| 630 | Die neue Badezimmerpartei | |||
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Vorschautext: Eines nachts musste ich auf die Toilette, als wenn ich viel getrunken hätte. Doch im Flur dachte ich, ich werde irr, im Badezimmer war Stimmengewirr. Weil die Tür kein Schlüsselloch besitzt, bin ich schnell auf den Hof geflitzt. Was ich dort durch das Fenster sah, brachte mich dem Herzinfarkt nah. Alle Dinge hatten Gesicht und Stimme, erzählten Geschichten, ganz schlimme. Die Tampons standen wie die Soldaten ... |
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| 629 | Das Land Unbekannt | |||
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Vorschautext: Auch ich wollte jüngst in das Land, das im Atlas nur heißt „Unbekannt“. Im Reisebüro hat man warm gelächelt, mit dem Ventilator Kaltluft gefächelt. Sie fragten, ob ich denn auch wüsste, dass man sich dort zur Begrüßung küsste. Ich konnte es verstehend bejahen wollte mich trotzdem dem Lande nahen. Ich ließ erst viele Euros klingen und lernte dann das Fallschirm springen. ... |
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| 628 | Die Störche | |||
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Vorschautext: Seht ihr sie am Himmel kreisen, Kraft und Technik uns beweisen? Mit gewaltigem Flügelschlagen sie sich in die Höhe tragen. Dort breiten sie die Flügel aus und nutzen so die Thermik aus. Wo sich trockene Flächen zeigen, auch die warmen Lüfte steigen. Der Kraftverbrauch ist rationell und die Flüge werden schnell. ... |
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| 627 | Bewunderung | |||
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Vorschautext: Unsere Nachbarin ist weltbekannt, drum wird ihr Name nicht genannt. Wer will schon Körper blass wie der Tod, lieber Haut, die braun wie ein Brot. Doch die Neon-Sonnenbänke im Laden Sie lässt im Katalog ab Seite 10 die schönsten Büstenhalter steh‘ n. nutzen nicht so viel, wie sie schaden. Zuhause im Hof mit Pferd und Hund stehen nur Autos, schwarz oder bunt. ... |
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| 626 | Telefongeschichte | |||
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Vorschautext: hing ursprünglich fest an der Wand. Sein Gehäuse, sauber furniert, war mit Messing reich verziert. Das Mikrofon an einem Galgen, um den Hörer konnt man balgen. Die Glocke stets im Freien hing, schön laut war da das Klingeling. Anfangs hieß es Kurbel drehen, der Induktor ließ die Klappe wehen. Später, als den technischen Nabel, erfand man die Umschaltergabel. ... |
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| 625 | Die Schwanenstory | |||
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Vorschautext: Von des Teiches Mitte rudert die Brigitte steuerlos und ganz allein hilflos in das Schilf hinein. Die Halme hinter ihr sich schließen, zu zweit könnte man es genießen. Doch allein es etwas gruselt, weil es rundum unsichtbar wuselt. Erschrocken taucht der Otter geräuschlos in den tiefen Modder. Den breiten Schwanz der Biber reckt ... |
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| 624 | Glück gehabt | |||
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Vorschautext: Gestern war Treibjagd, mitten im Mais, die Treiber bezogen den Startpunkt ganz leis. Ihre angezogenen orangefarbenen Westen sah man von weitem am Besten. Der Förster schaute und mit einem Mal gab er zum Treiben das Signal. Klick, klack schlugen die Knüppel, weckten den letzten der Schweinekrüppel. Die gesamte Rotte der Schweine zog sich zurück, es stampften die Beine. ... |
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| 623 | Wieder eine Schlange | |||
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Vorschautext: An diesem sonnigen Septembertag auf der Straße eine Schlange lag. Die Nächte werden nass und kalt, da wärmt am Tage der Asphalt. Ich hörte fern ein Auto brummen, die Schlange spürte die Teerbahn summen. Doch ehe sie sich fortgetrollt, hatten sie zwei Räder überrollt. So wie sich fortbewegt, hatte der Druck sie festgelegt. ... |
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| 622 | Liebeskummer | |||
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Vorschautext: Seit einer Woche, Tag und Nacht, sind wir um den Schlaf gebracht. Nachbars Hund, eine große Nummer, hat gerade Liebeskummer. Seine Liebste kann er zwar nicht sehen, aber ihr lautstark seine Liebe gestehen. Sie kann zwar auch nicht zu ihm kriechen, aber sie scheint wunderbar zu riechen. Der Rüde drängt sich an den Zaun, als könnte er die Liebste schaun. ... |
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| 621 | Das Aquarium | |||
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Vorschautext: In des Wartezimmers Aquarium schwammen stets vier Fische rum. Sie schwammen hin, sie schwammen her, sie kannten nicht das weite Meer. Bis einmal eine Fliege kam und allen ihre Ruhe nahm. Sie summte: "Ihr seid aber dumm, den ganzen Tag nur still und stumm. Man muss mit andern kommunizieren, und so das Leben sich verzieren. " Sie summte hin, sie summte her, ... |
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| 620 | Heute möchte ich mal | |||
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Vorschautext: Heute möchte ich mal schmusen, und ganz zärtlich fummeln, über deine kegligen Busen mit meinen Händen bummeln. Heute möchte ich mal proben, die Haken, Reißverschlüsse und Ösen während Zungenküsse toben, schnell und heimlich zu lösen. Heute möchte ich dich sehen, meine Augen wollen weiden, ... |
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| 619 | Gratulation | |||
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Vorschautext: Sind auch die Poeten Leute manchmal taub und blind, so kennen sie doch alle heute Dich, das Geburtstagskind. Ich vergaß zwar Deinen Namen, doch Du bist eine von den Damen. Der Name und das Alter auch sind für alle Schall und Rauch. Sicher hat es Deinen Geist belichtet, was man in der Oase dichtet. Du stricktest einst Puppen mit Köpfen und schreibst nun von bunten Knöpfen. ... |
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| 618 | Kling-Klang | |||
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Vorschautext: Neulich las ich die fragende Beschwerde, ob ich etwa alt und müßig werde? Schließlich sei es des Poeten Pflicht regelmäßig zu schreiben ein Gedicht. Nach drei Tagen war ich soweit und überdachte das Thema „Zeit“. Geht in euch und denkt mal nach, Zeit ist meist verbunden mit Krach. Morgens schon in aller Frühe gibt der Wecker sich sehr viel Mühe. ... |
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| 617 | Nur eine Eichel | |||
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Vorschautext: Eine Eichel steckte ich in die Erde, damit es mal eine Eiche werde. Im Frühjahr sah ich die Erde springen und einen spitzen Keim vordringen. Drum entfernte ich mühsam krumm da viele Unkraut ringsherum. Der Keim nun Sonnenlicht bekam, sich entwickelte und Form annahm. Nun hieß es, mit dem Wetter zu leben und bei Trockenheit Wasser zu geben. Die Nachbarn lachten sich halb schief, wenn ich mit dem großen Kanister lief. ... |
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| 616 | Feuchte Luft | |||
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Vorschautext: Die Luft ist feucht, es tropft vom Baum. Die Tropfen rinnen, man sieht sie kaum. Das Rinnsal fliesst von Haus zu Haus, vereinigt sieht es nach Bächlein aus. Die Bäche strömen hinab in das Tal, der Fluß nimmt sie auf, er ist nicht schmal. Die vereinten Flüsse schnellen dahin, als Strom sie sich wälzen zum Meer dahin. Im Ozean wieder die Luft Feuchtes saugt. Die Luft ist feucht, es .... 12.09.2014 Wolf-Rüdiger Guthmann |
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| 615 | Die Gummistiefel | |||
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Vorschautext: Im Sommer wollte ich wie die andern durch die Gegend latschen, kurz gesagt wandern. Doch richtige Organisation muss sein, drum fragte ich den Chef des hiesigen Verein. Er sagte: „Weil wir es bei jedem Wetter wagen, sollten sie Gummistiefel tragen.“ Ich meinte: „Gummistiefel? Kein Problem, sie dehnen sich und sind bequem.“ Ich war nun einmal beim Laufen, da ging ich auch gleich Gummistiefel kaufen. Im Laden hab ich Gummistiefel verlangt ... |
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| 614 | Die Bereitschaft | |||
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Vorschautext: Voriges Jahr um diese Zeit hatte es ganz leicht geschneit. Schon hörte man es überall fluchen, nach Besen, Schippe, Schieber suchen. Zwei Tage fiel der Schnee nur nieder, dann sah man ihn nie wieder. Nur Schippe, Schieber und Besen konnte man öfter auflesen. Denn der Wind ward oft zum Sturm und rüttelte nicht nur an jedem Turm. ... |
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| 613 | Der Jahrmarktsteller | |||
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Vorschautext: Unser Nachbar war einst reisender Schausteller, mit dem rasenden glatten Jahrmarktsteller. Das war eine Scheibe ganz spiegelglatt, die keine Rille zum Festkrallen hat. Die Fahrgäste setzten sich in die Mitte und unser Nachbar rief: „Festhalten bitte!“ Als er den Schalter ruckweise nach vorne legte, die Scheibe sich langsam drehend bewegte. Der Schalter wurde in Stufen gebogen, die Scheibe ist schneller losgezogen. Schreie gellten durchs flimmernde Land, ... |
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