Profil von marmotier

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"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
(Erich Kästner)
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"wie aber muss der erste, / der ein tier erschlug, erschrocken sein, / da, als er sah, dass das, / was eben flehend um sein leben schrie, / mit einem male nicht mehr da war." (frei nach Alfred Lichtenstein,1889-1914)
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"...aber ich, wär' ich allmächtig, ... ich könnte das Leiden nicht ertragen, ich würde retten, retten ..."
(Lenz in Büchners gleichnamiger Erzählung)
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Anzahl Gedichte: 236
Anzahl Kommentare: 212
Gedichte gelesen: 676.101 mal
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Titel
216 was bleibt
Vorschautext:
es bleibt
der rose ernstes erstaunen
über das eigene aufgehn.
für immer sich selbst genug.

im anschaun schon fern
stehn wir mit tiefen augen
allein.

nicht eins.
für immer getrennt.

...
215 am kreuz
Vorschautext:
er lächelte der mutter zu
und der vertrauten
aus Magdala.

den kopf gesenkt, sah er das letzte licht,
versank dann ins gebet, rief seinen vater an,
der ihm dies los beschied.

er büsste menschsein
mit der dornenkrone,
erbarmen
mit der todesqual.
...
214 märzgewitter
Vorschautext:
da fiel von verhangenen bergen
ein schleier aus tränen herab,
als weinte es über den särgen
die kinder des frühlings ins grab.

jäh fuhr hinein in die stille
der donner mit sturmes gewalt.
grell zuckten die feuer am himmel.
ein hagelschlag duckte den wald.

dann schweigen. der wolkenschlund gähnte.
licht tropfte in farben zurück,
...
213 erbarmen
Vorschautext:
es rührt mich an
der schrei geschundener tiere,
namenlos, ohne zahl,
deren qual die welt übersteigt.

manchmal weht noch ein name herüber:
Bukephalos, ertrunken im fernen Hydaspes,
Marengo, vom feind erbeutet,
siech lebend dahin,
oder dein name, Comanche,
vielfach verwundet,
allein die toten noch schützend
...
212 eins sein
Vorschautext:
im trüben bild des spiegellichts
sind wir des anscheins beute.
wir sehen uns und sonst gar nichts,
als ob die welt uns scheute.

wie matte vögel, wundgerieben
in ihrer käfigeinsamkeit,
erst wieder lernen aufzufliegen,
so müssen wir uns selbst besiegen.
die welt braucht nur barmherzigkeit,
und mitgefühl mit allem leid.

...
211 das erwachen
Vorschautext:
er war bereit,
nach allem kampf
war, müde, er bereit.
tief neigte sich die pappelfeige.
er sass mit leicht verschränkten händen.
so ruhte er.

die wünsche perlten ab
wie später an der lotosblüte,
die er Mahakashyapa zeigte.
er lächelte mit ihm.

...
210 die kirchenmaus
Vorschautext:
der kirchenmaus fiel's leben schwer,
ihr magen knurrte allzu sehr.
kein körnchen warf das betvolk hin,
es schrie nur lieder ohne sinn,

was wiederum die maus sehr störte,
wenn sie das laute singen hörte.
voll ärger ging sie aus dem haus
und wurde jetzt zur wandermaus.

sie blickte erst im zorn zurück,
dann wanderte sie noch ein stück.
...
209 der weg des alten
Vorschautext:
unten am flusse, das ufer entlang,
schleppt sich der alte mit mühsamem gang,
tief schon gebeugt, eine qual jeder schritt:
trägt er sein ganzes leben doch mit.
nacht wächst ins bebende herz ihm hinein,
reisst ihn heran, und er geht ganz allein.


Copyright © Marmotier 2013
208 jetzt oder nie
Vorschautext:
wie lange dauert jetzt?
noch während er darüber sinnt,
merkt er, wie schnell das jetzt verrinnt,
dass schon das nächste jetzt
und dann das übernächste jetzt beginnt.

das letzte jetzt ist jetzt vergangenheit,
das nächste jetzt kommt später in der zeit.

jetzt ist es da, im augenblick,
jetzt liegt's schon wieder weit zurück.

...
207 verlassen
Vorschautext:
wenn seine worte mich verstossen,
dann werde ich ein teil der nacht.
nur dunkel spiegle ich mich wieder
in deinen augen, mein geliebtes kind,
das ich doch immer schützen will.

die hand, die streichelt, ist erstarrt,
die geste leer
und nur ein spiel im abendwind.
er trägt sie mit sich fort.

manchmal weiss ich nicht mehr,
...
206 die alten kennen ihn noch
Vorschautext:
sie spotteten seiner, und keiner griff ein.
sie liessen die kinder die lästerung schrein.
er war schon ein greis und er taumelte fast,
doch schlurfte er weiter in ängstlicher hast.

sie nannten ihn „stürmer“, so riefen sie ihn,
wie einst, als das blatt des verbrechers erschien.
er wollte ja nur ihren worten entfliehn.

nicht einer, der half. ich war noch zu klein.
es schnitt wie ein messer ins herz mir hinein.
wie konnte ich damals ein bruder ihm sein?
...
205 lied der liebe
Vorschautext:
für meine frau

ich liebe dich,
und hand in hand
gehn du und ich
ins zauberland.

mag keinen augenblick dich missen,
ein schritt schon lässt mich einsam sein.
du wohnst im herzen, will dich küssen,
und nimmer lass ich dich allein.

...
204 mea culpa
Vorschautext:
ist denn das ziel von unsrem leben
nicht liebe und barmherzigkeit?
ich habe nicht genug gegeben,
denn allzu oft war ich bereit,
mein herz dem mitleid zu verschliessen.
darin besteht mein lebensleid.
ich bin beschämt.
in reue will ich dafür büssen.

demütig bitte ich, vergebung zu erlangen
von aller schöpfung, der ich leid gebracht,
wo achtlos ich vorbeigegangen,
...
203 auf einer burg
Vorschautext:
ein tag wird lang in tausend jahren,
denn kinder spielen nicht mehr hier.
hinter den mauern, die sie bargen,
schleicht weltraum wie ein wildes tier.

die hohlen fenster gähnen leere,
doch manchmal schaun sie noch hinaus,
als ob das leben wiederkehre,
als hüteten sie nur das haus.


Copyright © Marmotier 2013
202 ein traum
Vorschautext:
des nachts kam einst ein traum geflogen
und flüsterte mir scheu ins ohr:
die liebste, die ich lang verlor,
sie sei noch immer mir gewogen.

schnell sprang ich auf, um fortzugehen,
weil alles noch an sie mich band,
und suchte sie, bis ich sie fand.
ich sah sie dort am fenster stehen,

wollt' meine arme um sie legen
und küssen ihres kleides saum.
...
201 betrogen
Vorschautext:
sie war im herzen ihm gewogen.
er sah sie an und nahm sie hin
wie bisher, nur allein bezogen
auf seinen eigenen gewinn.

er hatte and're stets betrogen,
mit treue hatt' er nichts im sinn.
so hat er sie dann auch belogen,
wenn es ihm förderlich erschien.

als sie's erfuhr, blickt' sie nur stumm
und lächelte, als wär's ein scherz,
...
200 träume
Vorschautext:
unten, am ufer des flusses,
spielen die träume
wie federn im wind,
schweben in räume
schlafender lieder,
wo wir nicht mehr sind.

unten, am ufer des flusses,
träume auch ich,
träume, ich finge sie wieder
für dich.

...
199 herz im baum
Vorschautext:
da war ein kleines bäumchen.
er schnitt ein herz hinein
in seinem kinderträumchen.
er war mit ihr allein.

sie sassen wang' an wange
und hielten sich die hand.
ihr herz schlug hoch und bange
im bunten zauberland.

der baum ist gross geworden.
er überragt die zeit.
...
198 klage
Vorschautext:
wolfsmond.
undenkbar weites urgesicht,
vergess’ner brüder lautes licht.
auflodert blut.
es weint die nacht.


Copyright © Marmotier 2012
197 abschied
Vorschautext:
er sagte: weit.
und sie: fliegt da ein vogel hin?
und: weit. was ist das?
was ist: dort?

der vorhang,
wenn er kam,
war immer zugezogen.

ich muss zurück,
wohin?

...
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