Profil von marmotier

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"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
(Erich Kästner)
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"wie aber muss der erste, / der ein tier erschlug, erschrocken sein, / da, als er sah, dass das, / was eben flehend um sein leben schrie, / mit einem male nicht mehr da war." (frei nach Alfred Lichtenstein,1889-1914)
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"...aber ich, wär' ich allmächtig, ... ich könnte das Leiden nicht ertragen, ich würde retten, retten ..."
(Lenz in Büchners gleichnamiger Erzählung)
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Anzahl Gedichte: 236
Anzahl Kommentare: 212
Gedichte gelesen: 677.432 mal
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Titel
176 der schild der treue
Vorschautext:
die frau von gegenüber
griff heut nach meiner hand.
sie weinte immer wieder,
dass ich sie kaum verstand.

sie ist jetzt ganz alleine:
ihr mann hat sich getrennt,
und kinder hat sie keine.
jetzt scheint ihr alles fremd.

kannst du das denn verstehen?
du weisst, dass ich vertrau.
...
175 späte begegnung
Vorschautext:
verzeih, ich will nicht stören,
kennst du mich denn nicht mehr?
ich sag nur eines: Woodstock!
in meinem roten schnürrock
sass ich doch neben dir.

kannst du sie auch noch hören,
Joan Baez und Joe Cocker,
die Joplin und The Who?
ganz irr war Jimi Hendrix,
der riss dich glatt vom hocker.
nun gib schon zu, du kennst mich!
...
174 abschied im sommer
Vorschautext:
für TBZ

es fällt im schatten eine strähne
des blauen himmels zu mir her.
auf trägem flusse treiben schwäne
und träumen sich ins ferne meer.

ich sehe ihre weissen kleider
und nehme abschied, klaglos still.
ich weiss nicht, ziehn die schwäne weiter,
oder bin ich's, der gehen will.

...
173 wilde pferde
Vorschautext:
fliegende mähnen
tanzende sehnen
der hufe gewalt
dampfende nüstern
flusswasser flüstern
schnaubender halt

im kampfspiel sich bäumend
vor übermut schäumend
noch nie überwunden
von keinem geschunden
nicht halfter nicht sporen
...
172 theodizee
Vorschautext:
er sann jetzt nach.
gott war zu fern.
verbarg er sich in dunklen weiten
unnahbar hinter seinem letzten stern?
hatte er seiner schöpfung sich vermessen
und dann vergessen
des daseins leiden?
verhallte ungehört der grosse schmerz
all derer, die verzweifelt nach ihm schrien?

manchmal erschien es ihm,
als habe gott kein herz.
...
171 mohnrote felder
Vorschautext:
mohnrote felder blühen
im weissen ödgestein.
ein hirte hütet ziegen.
sein esel trägt ihn heim.

die drohne sieht's von oben,
kommt emsig angeflogen.
man fragt sich doch, was dieser mann
heimlich im schilde führen kann.

schiesst er auf die soldaten,
die einst sein land betraten
...
170 unter der linde
Vorschautext:
von Walther von der Vogelweide
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen
ein versuch


unter der linde
auf der heide,
da unsrer liebe lager war,
da könnt ihr finden,
wo wir beide
zerknickt die blumen und das gras.
vor dem walde in einem tal,
...
169 nie mehr?
Vorschautext:
das bübchen ist drei jahre alt.
hier draussen ist es bitterkalt.
das bübchen weint,
hat angst. es friert.
es läuft zur mutter hin ein stück,
doch die hat man schon selektiert.
die schergen jagen es zurück.

es reisst sich wieder los.
sie fangen's wieder ein,
halten die mutter fest,
die schinder:
...
168 sag mir einer: was ist liebe?
Vorschautext:
von Walther von der Vogelweide
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen
ein versuch


sag mir einer: was ist liebe?
weiss zwar manches, wüsst' doch gerne mehr.
wer sie besser kennt, der gebe
mir kund, warum sie schmerzt so sehr.
denn liebe ist nur liebe, tut sie wohl:
tut sie uns weh, so ist es nicht mehr liebe.
dann weiss ich nicht, wie man sie nennen soll.
...
167 falkenlied
Vorschautext:
vom Kürenberger
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen
ein versuch


ich zog mir einen falken länger als ein jahr.
als ich gezähmt ihn hatte, dass er mir tauglich war,
und ich ihm sein gefieder mit gold'nem band umwand,
stieg weit er in die höhe, flog in ein andres land.

seither sah ich den falken gar herrlich oben fliegen.
er trug an seinem fusse aus seide einen riemen.
...
166 schlaflied
Vorschautext:
liebling mein, bist noch klein.
husch ins bettchen schnell hinein.
schliesst die äuglein du zu,
küsst der schlaf dich im nu.

hör die englein schon singen,
die dir träume mitbringen.
hast am tag lang gewacht,
ruhe sacht, gute nacht.

schlafe ruhig, liebes kind.
gott beschützt dich bestimmt.
...
165 die pferde der Namib
Vorschautext:
vielleicht aus schiffen,
zerschellt an riffen
oder versenkt,
zur küste geschwommen,
dem meere entronnen,
die wüste gewonnen.

vielleicht auch im kriege
durch bombenflüge
versprengt
in jenes verödete land.
die herkunft noch heute
...
164 rasennager
Vorschautext:
ich säte einmal rasen aus,
ein stückchen nur, als augenschmaus,
direkt am fenster vor dem haus.
um mich an sattem grün zu freuen,
musst ich recht viele samen streuen.
und tag für tag sah ich hinaus.
ein hälmchen hier, ein hälmchen da,
doch rasen war das nicht, fürwahr.
das unkraut wuchs.
das gras blieb aus.

nun wollt ich keine kosten scheuen
...
163 das leiden der füchse
Vorschautext:
achtung! tierquälerei!


ein schöner tag. die sonne scheint,
die's heute gut mit allen meint.
der stolze jäger geht auf pirsch,
doch steht der sinn ihm nicht nach hirsch.
nein, heute soll ein fuchs es sein.
darum geht er auch nicht allein.
sein wack'rer dackel Balduin
darf mit ihm und begleitet ihn.

...
162 der atheist: über moral und weltgericht
Vorschautext:
man redet von moral daher,
als ob sie was besondres wär.
sie ist nicht göttlich eingesetzt,
als gut und böse, recht und schlecht.
wir haben sie uns selbst gemacht.
kein gott hat sie für uns erdacht.
der gott, der niemals mit uns spricht,
der jedenfalls, der hat sie nicht.

sie ist vielmehr nur konvention,
wir handeln nicht um gottes lohn.
man kann sich so ins freie wagen
...
161 das flüstern des sommers
Vorschautext:
ich sass in gedanken verloren
am bächlein und lauschte ihm nach.
auch horcht' ich, was wispernd verschworen
mein schatten so lang mit ihm sprach.

von oben tropfte im bluten
die sonne, bevor sie versank.
es flattert' herab aus den gluten
ein krächzender rabe und trank.


Copyright © Marmotier 2013
160 mein freund, die maus
Vorschautext:
die maus, erst scheu und gleich verschwunden,
hat ihre angst nun überwunden.
sie blickt voll stolz jetzt zu mir auf:
das futter geht ihr nicht mehr aus.

nun wohlbeleibt und etwas rund,
vertraut sie mir als mausehund.
ich bin ihr bester freund geworden,
träger vom grossen mäuseorden.


Copyright © Marmotier 2013
...
159 Taj Mahal
Vorschautext:
liebe ragt aus marmorsteinen
weiss in himmelsblau hinein,
denn nur sie kann wieder einen,
was der tod zertrennt allein.

abertausend blüten weinen,
wenn vom tau sie sanft erwacht.
alle weinen mit dem einen,
der geklagt die ganze nacht.

eigner sohn hält ihn gefangen.
starr sieht er zu ihr hinaus.
...
158 Rimbaud verstummt
Vorschautext:
der vorhang verdichtet die stille,
bis wind sich im faltenwurf fängt.
aufwirbeln die toten gefühle
Rimbauds, der die jugend verbrennt.

vertrocknete ranken rahmen
ein trauerbeflortes bild.
sie tragen den tödlichen samen,
der alles begehren stillt.


Copyright © Marmotier 2013
157 das raunen erlauschen
Vorschautext:
wir müssen vom leben sagen,
von dem, wie im dunkel es bricht,
in freude und tiefem wehklagen
erlauschen, was nimmermehr spricht.

wir müssen zu deuten wagen
all das, was nicht deutbar ist,
des meeres rufen ertragen
wie schilf, wenn der wind es küsst.

die rose will in uns sich neigen,
wenn unser blick sie liebkost.
...
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