Profil von marmotier

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"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
(Erich Kästner)
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"wie aber muss der erste, / der ein tier erschlug, erschrocken sein, / da, als er sah, dass das, / was eben flehend um sein leben schrie, / mit einem male nicht mehr da war." (frei nach Alfred Lichtenstein,1889-1914)
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"...aber ich, wär' ich allmächtig, ... ich könnte das Leiden nicht ertragen, ich würde retten, retten ..."
(Lenz in Büchners gleichnamiger Erzählung)
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Anzahl Gedichte: 236
Anzahl Kommentare: 212
Gedichte gelesen: 677.561 mal
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Titel
96 schande
Vorschautext:
die welt ist aus den fugen.
in strömen fliesst das blut.
seit Abel sie begruben
nur habgier, hass und wut.

wie bestien wüten horden
und metzeln frau und kind.
kein ende hat das morden,
wo immer menschen sind.

in ost und west, in süd und nord,
im namen jeder religion,
...
95 schweigen
Vorschautext:
im garten wollte er nicht bleiben.
er fröstelte. es wurde kalt.
zu tisch sass er mit ihr im schweigen.
sie sprach nicht mehr. sie war schon alt.

ein pfleger brachte ihn ins zimmer.
"jetzt geht es aber schnell ins bett!"
das sagte er am abend immer.
mehr nicht. er aber fand es nett.

dann starrte er noch an die wände.
wo blieb sie jeden tag so lang?
...
94 bewahrt
Vorschautext:
es gibt augenblicke, die bleiben.
das herz lässt sie nicht mehr vergehn.
es kann keine zeit sie vertreiben,
kein sturmwind ins all sie verwehn.

einst sassen wir wange an wange.
für uns blieb die welt einfach stehn.
dann gingst du. ich wartete bange.
ich hab dich nie wiedergesehn.


Copyright © Marmotier 2014
93 kindheit
Vorschautext:
du lieber Gott, ich bin noch klein,
und bitte, bitte glaube mir:
ich will stets brav und folgsam sein.
am liebsten käme ich zu dir.

doch leider hab ich keine zeit,
ich helfe Papa blumen binden,
steh dann am strassenrand bereit
und muss mit Mama käufer finden.

bald komme ich in die fabrik,
soll dort mit andern mädchen nähen.
...
92 darüber hinaus
Vorschautext:
ich sah einen raben fliegen
mit flügeln so schwarz wie die nacht.
er liess sich vom abendwind wiegen.
sie kosten einander ganz sacht.

der tag war vom licht fast geschieden.
die sonne stand tief und blutrot.
hochauf war der rabe gestiegen.
er spähte. wo war sie im tod?


Copyright © Marmotier 2014
91 Hannah und der schmetterling
Vorschautext:
ein schmetterling wollte fliegen.
er gaukelte weiss über dir,
liess sacht in der sonne sich wiegen,
als wäre sein lieblingskind hier.

du gingst schon auf eigenen wegen.
er flatterte flugs hinterdrein,
so rein wie ein himmlischer segen.
er musste dein schutzengel sein.


Copyright © Marmotier 2017
90 noch immer
Vorschautext:
die ferne kreist um eine mitte,
in der du nun schon lange stehst.
noch immer hör ich deine schritte.
es ist, als ob du jetzt erst gehst.

glaubst du dich wirklich denn vergessen?
dort, unter dem kastanienbaum,
wo herz an herz wir einst gesessen,
träumt sich bis heute unser traum.


Copyright © Marmotier 2014
89 sonnentag
Vorschautext:
der blaue himmel umschäumte
gesichter im wolkensaum.
die blumenwiese sanft träumte
von blüten am kirschenbaum.

fern leuchteten rot her die dächer
des dörfleins am rande der au.
es koste der wind als ein fächer
des wanderers stirn wie der tau.

doch jäh war die stille die beute
von weithin gellendem schrei.
...
88 im zauberland
Vorschautext:
für unsere kleine Sina

seitdem du bei uns bist, ist in den tagen
nichts mehr so still und ernst wie ehedem.
dein lächeln zaubert uns in alte sagen,
als wir die guten feen noch gesehn.

wie konnten wir denn früher einsam schlafen,
als noch dein atem nirgends bei uns war?
vergessen ist die welt, eh wir uns trafen.
erwacht soeben, streicheln wir dein haar.

...
87 die wand
Vorschautext:
wie oft beginnt sie sich zu fragen,
wo denn die vielen menschen sind.
im heim hier kann es keiner sagen.
war da nicht etwa noch ein kind?

doch, doch. es war ein bub gewesen.
jetzt weiss sie es. ein bub. genau!
ihr bub. sie hatte einst gelesen
aus seinen augen. himmelblau.

"er wird mich sicher sehr vermissen,
wenn ich dann einmal nicht mehr bin."
...
86 schwermut
Vorschautext:
so viele tage
schon verweht.
ohne frage.
stumm verdreht.

endlich schlafen.
traumgenarrt.
dass wir uns trafen
längst verscharrt.

todesstille.
keine hand.
...
85 Danton
Vorschautext:
zur erinnerung an Georg Büchner
in anlehnung an einzelne szenen aus "Dantons Tod"
*

ach, Robespierre, wie du lügst!
das leben ist eine scharade,
die du mit der tugend betrügst
in närrischer maskerade.

es ist der mühe nicht wert,
die man sich macht,
es zu erhalten.
...
84 liebkosung
Vorschautext:
ich möchte alle blumen küssen
und bleibe oft am wegrand stehn,
wo sie im staube blühen müssen
und welken und des nachts vergehn.

ein jedes tier möcht' ich liebkosen
und lindern seines daseins not.
wir wurden auch hinausgestossen
und irren hilflos in den tod.


Copyright © Marmotier 2014
83 niemandes schlaf zu sein
Vorschautext:
hommage an Rainer Maria Rilke
tief berührt von den Duineser Elegien
*

mutete einer der engel sein herz dir zu,
oder stehst du,
erschrocken vom eigenen abschied,
noch einsamer nun
vor der kalten tafel aus marmor
in Santa Maria Formosa?

ach, schon die berührung der worte
...
82 puppenspiel
Vorschautext:
es war einst ein puppenspieler,
der liess seine püppchen sich drehn,
besessen von rasendem fieber
im tanze vorüberwehn.

wie rauschten da die kostüme!
vorbei wischten rot, blau und grün.
in wildestem ungestüme
jagten die püppchen dahin,

bis sich die fäden verwirrten.
nun hatte es grosse not.
...
81 nachtgespenster
Vorschautext:
im traum zum kaffeekränzchen
suchten mich ferkel heim,
mit kleinen ringelschwänzchen
und grossen äugelein.

sie brachten mir ein ständchen
aus grunz und oink und quiek
und trugen rote bändchen.
wie hatte ich sie lieb!

drum wollte ich sie streicheln,
doch, ach, sie scheuten mich,
...
80 ende des herzens
Vorschautext:
mein herz zersprang,
als es den schwalben folgte.
ein sturm bezwang's,
da stürzte es herab.

nicht du, geliebte,
hast mir's fortgenommen.
es starb von ganz allein,
weil es mich nicht mehr trug.

man sagt ja, dass selbst engel
nur so weit fliegen können,
...
79 advent
Vorschautext:
lange nächte, trübe tage,
regen fällt ins herz hinein.
nässe, kälte, mühsal, plage,
düstren sinnes und allein.

lieb, dem herzen fortgenommen,
und kein warten. nichts tritt ein.
keiner wird zum trösten kommen.
flackernd stirbt der kerzenschein.

auf der fensterbank ein blümchen,
pflege es schon manches jahr.
...
78 Harmageddon
Vorschautext:
dumpf grollt es empor in den bäumen
als brächen sich urgluten frei.
wo vögel ins morgen sich träumen,
stiebt's auf, flattert nächtig vorbei.

dann huschen die schatten vorüber
und stürzen sich tief in das meer.
die wellen rollen im fieber
und schäumen verloren umher.

wild jagen die wolken am himmel,
ins ferne die sterne verwehn.
...
77 trost
Vorschautext:
ich denke,
dass die nächte finsterer sind
als die tage
und dass es noch blumen gibt,
die genug farbe
zum leben trinken.

ich glaube,
dass der himmel fester geworden ist
und seine sterne wieder trägt,
weil du mich tröstest,

...
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