Profil von marmotier

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"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
(Erich Kästner)
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"wie aber muss der erste, / der ein tier erschlug, erschrocken sein, / da, als er sah, dass das, / was eben flehend um sein leben schrie, / mit einem male nicht mehr da war." (frei nach Alfred Lichtenstein,1889-1914)
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"...aber ich, wär' ich allmächtig, ... ich könnte das Leiden nicht ertragen, ich würde retten, retten ..."
(Lenz in Büchners gleichnamiger Erzählung)
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Anzahl Gedichte: 236
Anzahl Kommentare: 212
Gedichte gelesen: 679.390 mal
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Titel
196 das küken und sein tod
Vorschautext:
gerade geschlüpft.
ein winziges leben.
es friert. es hüpft.
die mutter wird wärme geben
und meine federn in ihre weben.
will mich an sie schmiegen,
unterm flügel liegen,
bei ihr will ich sein.

da packen es hände.
es piepst nur. kein schrei.
ein hahn. das ende.
...
195 das verlöschen meines vaters
Vorschautext:
die stimme ist noch da.
und dann: ganz leise.
und dann: nichts mehr
als nur ein blick.

ich wache leise.
leise. leise.
nur für mich selbst.
zurück. zurück.

mutter. vater.
es wird schlimmer.
...
194 winternacht
Vorschautext:
hinaus ging ich
in steingemeisselte nacht.

droben,
auf den wipfeln der bäume,
wippte ein stern

der gelbe mond war zu schwer.
der himmel ächzte schon unter der last
und warf einen schrei in den wind,
der mit schweren flügeln aus dem geäst aufstob.

...
193 die spur der fremde
Vorschautext:
es stehen häuser an den hängen, die uns brauchen
und deren mauern in den abend tauchen
wie herber wein, wenn sich die blätter färben,
wo blumen blicke missen, blüh'n und sterben.

zerwehte wälder rufen uns und sterne
auf schwarzem samt im urgrund aller ferne.
die fremde setzt uns eine spur.
wir seh'n uns zaudernd an und horchen nur.

hat eben nicht ein kind geweint?

...
192 das licht der liebe
Vorschautext:
es sind nicht die worte, die taugen,
wenn einer den anderen liebt,
ein lächelnder blick in die augen
ist liebe, die alles vergibt.

und selbst, wenn der andre nicht bliebe
und ginge er von dir fort,
so bleibt ihm doch stets deine liebe.
sie leuchtet ihm ja auch dort.

wie tausend entzündete kerzen
in himmelslaternen schweben,
...
191 ein kinderbild
Vorschautext:
ich seh ein bild aus kindertagen,
doch ich erkenn mich darauf kaum,
als wär ein spiegel trüb beschlagen
in einem längst vergangnen traum.

von meiner mutter sacht geborgen,
in deren arm ich traulich lag,
schlief ich behütet in das morgen.
doch ach, die mutter liegt im grab.

die alte heimat ist verloren,
die gute mutter lange tot.
...
190 verlorene wege
Vorschautext:
den schatten sah er schwinden
im letzten abendschein.
er hatte sie verloren,
als wär sie nie geboren.
dann ging er, sie zu finden,
fand selber nie mehr heim.


Copyright © Marmotier 2013
189 erste liebe
Vorschautext:
ich liebe dich.

frag nicht,
was soll ich sagen,
wenn alles schweigt und sich genügt?
kann nur die blumen zu dir tragen,
die unter deiner hand erblüht.

ich liebe dich.
ach wär uns doch ein leben,
das wie ein ring sich immer weiter zieht,
um uns einander hinzugeben.
...
188 hertrug es der wind
Vorschautext:
in ihren blicken war schon das fremde.
sie fanden die eigenen träume nicht mehr.
das ungeheure, das sie bedrängte,
verschlang sie, war ohne wiederkehr.

sie hätten nur einmal zu atmen brauchen,
ganz sacht und gelind.
sie hätten's gespürt mit geschlossenen augen.
hertrug es der wind
vom ufer, an dem die liebenden stehn
des nachts unterm mond.

...
187 tiefer winter
Vorschautext:
vögel
ertrinken im schnee.
schatten,
gestalt,
zu schatten verweht.

lieder
stieben davon,
fremd dem, der singt.

farben
nicht mehr.
...
186 liebe
Vorschautext:
blüte des lichts
bogen zum glück
sehne gespannt
bebender hand
pfeile ins nichts
stürzen zurück
wunden aus leid
mahlstrom der zeit


Copyright © Marmotier 2013
185 das zögern der nacht
Vorschautext:
auch wenn das dunkel kommt,
denke ich,
werde ich überstehen.
ich werde aufstehn, mich wehren,
wie weiß ich noch nicht.
vielleicht,
dass das dunkel erschrickt.

vorher freilich
wird meine hand deine suchen,
dass du mich inniger spürst im träumen.
nach deinem atem werde ich lauschen,
...
184 Lenz und das kind: historie
Vorschautext:
historische anmerkungen zu meinem gedicht "Lenz und das kind"

was wirklich geschah: das kind war tot.
Lenz selber zerbrach in quälender not.
er konnte in solcher gottferne nicht sein.
am ende holt' man nach Riga ihn heim:
verirrt, verwirrt, verzweifelt im sinn,
wie Büchner es schrieb: so lebte er hin.

in Moskau, wo letzte zuflucht ihn band,
fand man ihn tot. das grab unbekannt.

...
183 laubgesichter
Vorschautext:
was schlägt mein herz so bange
im dunklen märchenwald?
wir gingen hier, nicht lange,
zu zweit in eins gemalt,
im gleichen leichten schritt.
das leben tanzte mit.

wie vorher zwinkern lichter
durch blätter in der höh
und zaubern laubgesichter,
in denen ich dich seh.

...
182 sein lieb
Vorschautext:
es war etwas im frühen tau,
als ob er mit ihm weine.
die luft war mild, der sommer lau.
er weinte um die eine,

die er in jener nacht geküsst
fern unterm heil'gen baume.
es brach sein herz. sagt, wo sie ist.
sie schläft im ew'gen traume.

Copyright © Marmotier 2022
181 hochzeitstage
Vorschautext:
ich laufe, ich laufe
zu meiner frau.
ich laufe, ich laufe.
ich seh sie nicht mehr.

ich laufe, ich laufe.
welt grau in grau.
ich glaube, ich laufe
dem tod hinterher.
180 mama kauft einen puppenwagen
Vorschautext:
mama ging fort ins spielzeugland,
die kleine Sina an der hand.
nach puppenwagen stand der sinn,
mit rüschchen dran und püppchen drin.

das liebe kind lief hin und her,
entschloss sich dann und rief: hier! der!
fernab von allem puppenkram
sah es sich rasenmäher an,

aus plastik zwar, doch ratschelaut.
mama war davon nicht erbaut.
...
179 totenruhe
Vorschautext:
ringsum stille. blätter fallen,
taumeln sacht, verwehen bang.
selbst die leisen schritte hallen
hohl noch nach und schwinden lang.

aus der gräber schalem boden
welken blüten vor sich hin,
schmücken blass die fahlen toten,
wenn sie nachts vorüberziehn.


Copyright © Marmotier 2013
178 even birds die
Vorschautext:
to Adrian
my best friend ever
who died from leukemia
at the age of 32


the other day, passing by,
I saw a bird in a tree, hidden and shy.

and in the light blinding my eyes
there was a hue of red,
a flickering sad hue of red,
...
177 ach weh und immer weh
Vorschautext:
sogenannte alterselegie von Walther von der Vogelweide
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen
ein vorläufig letzter versuch

ach weh, wohin verschwunden sind alle meine jahr?
hab ich geträumt mein leben, oder war es wahr?
wovon ich glaubt', es wäre, war das alles nicht?
so hab ich denn geschlafen, und ich weiss es nicht.
nun, da ich erwachte, ist mir gar unbekannt,
was mir zuvor vertraut war wie meine eigne hand.
die menschen und das land, wo ich von kinde auf erzogen,
die sind mir fremd geworden, als wären sie erlogen.
...
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