niemandes schlaf zu sein

Ein Gedicht von marmotier
hommage an Rainer Maria Rilke
tief berührt von den Duineser Elegien
*

mutete einer der engel sein herz dir zu,
oder stehst du,
erschrocken vom eigenen abschied,
noch einsamer nun
vor der kalten tafel aus marmor
in Santa Maria Formosa?

ach, schon die berührung der worte
hat mich unsagbar verstört.
es könnte keine geliebte mich inniger küssen.
du aber sahst, tief unter den lidern,
das reine antlitz der rose
und hobst sie empor
in das raunen
der überschäumenden stille.

woher? und wohin?
nein, bleiben ist nirgends.
aber das staunen im anschaun,
ohne zerstören zu müssen,
das bleibt. niemals mehr.
denn mehr ertrügen wir nicht.


Copyright © Marmotier 2014

anmerkung: die zeilen 6 und 16 enthalten wörtlich übernommene versteile aus der ersten elegie. die überschrift gibt einen teil des von Rilke selbst verfassten grabspruchs wieder, auch die zeilen 10 und 11 beziehen sich darauf. Santa Maria Formosa ist eine kirche in Venedig.

Informationen zum Gedicht: niemandes schlaf zu sein

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01.11.2014
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