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| 213 | Lachen | |||
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Vorschautext: Es gibt unendlich viele Sachen, die schön und gut und wichtig sind. Doch nichts ist schöner als zu lachen so ausgelassen wie ein Kind. ---- Was Lachen ist, brauche ich wohl kaum zu beschreiben. Das kennst du aus eigenem Erleben, wenn Körper und Geist vor Lust, Erwartung und Verwunderung explodieren wollen, wenn du kaum mehr denken und sprechen kannst und du dich willenlos mitreißen lässt. ---- Wann lachst du? Worüber lachst du? Worüber kannst du nicht lachen? Lachst du mehr oder bist du eher ernst? Kannst du andere zum Lachen bringen? Gibt es Themen für dich, bei denen man nicht lachen darf? ---- fragt ein ernster Mensch, der gerne lacht Silesio |
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| 212 | Geburt eines Kindes | |||
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Vorschautext: ---- Wird irgendwo ein Kind geboren, heißt dies: Es ist noch nicht verloren, es gibt noch Hoffnung in der Welt, dass sie nicht scheitert und zerfällt. Denn Kinder, eigentlich nur sie, sind unsre letzte Garantie, dass wir noch eine Zulunft haben, bevor wir tot sind und begraben, wenn alles schließlich schlau und klug, ganz systematisch, Zug für Zug akkumuliert, zivilisiert, studiert, prämiert, spezifiziert. ... |
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| 211 | Verdorbener Appetit | |||
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Vorschautext: ---- Der Mensch lebt leider nur so lange, bis er am Ende einmal stirbt, was manchem, der noch quicklebendig, schon jetzt den Appetit verdirbt. ---- Wie sieht es aus mit deinem Appetit nach Leben? Lässt du dir deinen Appetit von anderen vermiesen? Vom Schicksal etwa? Was trifft dich am meisten? Kennst du eine Medizin gegen diese Art von Appetitlosigkeit? Silesio |
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| 210 | Viel Lärm um Nichts | |||
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Vorschautext: Wie oft hockst du in deinem Sessel, verantwortungs- und tatenlos. Es hindern weder Fuß noch Fessel, Erwartungen sind riesengroß. Du möchtest diese Welt verändern, wie´s Alexander einst geschafft, verehrt, gerühmt in allen Ländern, ein echter Held voll Kraft und Saft. Du schmiedest schon an einem Schwerte, mit dem du alle Feinde schlägst, ... |
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| 209 | Welt - Anschauung | |||
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Vorschautext: ---- Herr X, wen überraschte dies, beurteilt seine Umwelt mies. Als überzeugter Meckerfritze ist er unübertroff´ne Spitze ---- Gesund, gebildet, noch nicht alt, mit regelmäßigem Gehalt, er dürstet nicht, er hungert nicht, nein, ungewollt steigt sein Gewicht; zentralgeheizt sein hübsches Zimmer mit Stereo und Kerzenschimmer; Theater, Kino und Museen, es steht ihm frei, dorthin zu gehn. ... |
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| 208 | Gedankensplitter | |||
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Vorschautext: Sich nicht zu fürchten vor dem Tod, ist ja wahrhaftig nicht verkehrt. Denn dass der Tod dem Leben droht, macht Leben oft erst lebenswert. Herbstsonne wärmt die alten Glieder, ein Hauch von Jugendglut kehr wieder, bis eine Wolke, grau und schwer, entscheidet: Jugend ist nicht mehr. Das Leben scheint oft furchtbar leer, als ob es nur ein Schatten wär, ... |
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| 207 | Ein Lied möchte ich singen | |||
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Vorschautext: Ein Lied möchte ich schreiben, ich allein, aus eigener Kraft, aus dem was ich glaube, hoffe, liebe, hasse, fürchte, möchte, vergessen habe, aus den Schätzen von Vergangenheit und Gegenwart, Himmel und Hölle, gemischt aus hier und dort, Tiefe und Höhe, Allem und Nichts. Ein Lied möchte ich singen, pfeifen, summen, flöten, trompeten, trällern, stampfen, dirigieren, klatschen. Ein Lied mit Nachbarn und Landstreichern, Leidenden und denen, die sie quälen, mit Lerchen, Papageien, Hummeln, Eichhörnchen, Maulwürfen, Mammuts und Walen, mit Sturm und Regen, Planeten und schwarzen Löchern. Ein Lied möchte ich singen: Mit dir, ein Lied. ... |
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| 206 | Klugscheißer | |||
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Vorschautext: ---- Wohl jeder kennt das kleine Wörtchen, denn jeder muss auf dieses Örtchen, wo, schafft er dieses Ziel zu spät, platsch, alles in die Hose geht. ---- Genau für diese Tätigkeit hält Sprache manches Wort bereit, zum Beispiel... doch ich lasse dies, denn nicht nur ich find´s furchtbar fies. ---- Ein Wort ist weithin anerkannt, von höchsten Kreisen selbst verwandt, Scheißhaus, gekachelt, feinster Stil, gemütlich zwar, jedoch steril. ... |
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| 205 | Ein andrer Typ | |||
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Vorschautext: ---- Wir Menschen sind ja höchst verschieden, nicht einer ist dem Andern gleich. Mich macht der Zustand sehr zufrieden, ein Andrer wird vor Schrecken bleich. ---- Die Dicken, Mittleren und Dünnen, entweder winzig oder groß, die schwach sind und trotzdem gewinnen und stark sind, aber chancenlos. ---- Wir gleichen nicht geklonten Schafen aus einer Zucht im gleichen Stall. Wir wandern, essen, lieben schlafen erst hier, dann dort, dann überall. ... |
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| 204 | Wegwerfgesellschaft | |||
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Vorschautext: ---- Der Mensch als Mensch und Homo faber ergeht sich nicht nur in Gelaber, nein, auch in ausgesuchten Worten, in Schreiberei´n verschiedner Sorten; in Tanz, Musik und Malerei, was immer seine Kunst auch sei. Er schafft als Homo technicus teils weil er will, teils weil er muss, mit Instrumenten und Maschinen auch Dinge, die der Praxis dienen und dann Erwachsenen und Kleinen allmählich unentbehrlich scheinen, ... |
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| 203 | Nichts Neues | |||
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Vorschautext: Der Mensch, zum Beispiel ich und du, sitzt manchmal, meistens, immerzu, wo er doch gar nicht hingehört und was ihn daher höchst empört. Das Schicksal aber rührt sich schlicht in dieser Sache einfach nicht und zeigt sich absolut immun, Soll er doch selber etwas tun! Der Mensch, zum Beispiel du und ich, beschließt darauf, da füg ich mich, ... |
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| 202 | Der Zahn der Zeit | |||
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Vorschautext: Den Zahn der Zeit hat´s nie gegeben, doch lebt er fort wie eh und je Nun musst du nicht an Mythen kleben, er existiert und tut dir weh. ….Still wirkt er hinter den Kulissen geheimnisvoll, doch intensiv. Schnell wirst auch du sein Leckerbissen, beißt alles in dir krumm und schief. ….Ein furchteinflößender Geselle, von jedem Schamgefühl befreit, ein Abgesandter aus der Hölle, zu seinem Auftrag stets bereit. ... |
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| 201 | Neugier | |||
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Vorschautext: Neugier ist gut und nie vergebens als Überlebenstrick des Lebens. Gäb´s diese geile Neugier nicht, verlöschte bald das letzte Licht. O Mensch im Abseits, glaube mir, nichts bringt dich weiter ohne ihr. Die Neugier ist und macht gescheiter, macht dich und schließlich andre heiter. Sie ist der Angelpunkt des Lebens, Neugier ist gut und nie vergebens. ---- Bist du neugierig? Magst du Neugier eher nicht? Zeigst du deine Neugier und bekennst dich zu ihr? Hat Neugier dich schon einmal weiter gebracht? Silesio |
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| 200 | Knoblauch | |||
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Vorschautext: O Knoblauch, im Geschmack so fein, wie´s lieblicher kaum könnte sein, du bist für mich Vernügen pur, die schönste Gabe der Natur. Zwar gibt’s auch Andres, was mir schmeckt, die Zunge reizt, den Gaumen neckt, was ich vertilg mit geiler Gier: Eis, Rollmops, Schokolade, Bier. Doch Knoblauch ist das A und O, macht frisch und fröhlich, frei und froh. ... |
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| 199 | Komposthaufen | |||
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Vorschautext: Seit jeher lieb ich Komposthaufen, wo Leben stirbt und neu entsteht. Ich könnte mir die Haare raufen, was hier im Dunkel´n vor sich geht. Nach außen hin beinah normal, doch bohrt man, und zwar etwas tiefer, wird´s madig-muffig, faulig-fahl, und überall nur Ungeziefer. Das Alte fault, verwest, vergammelt. Einst war es, doch es wird nicht sein. Der Stocherer steht da und stammelt: Kaum vorstellbar, hm, ham, hom, nein! ... |
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| 198 | Vielichig | |||
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Vorschautext: ... Es gibt da eine Hypothese: Bin ich ein Mensch, hab ich ein Ich. Die mag für manche Menschen stimmen, doch stimmt sie sicher nicht für mich. ... Ich selbst bin nämlich viele Iche, die ich nur schwer beschreiben kann. Sie streiten häufig miteinander, und dann fängt das Fiasko an. ... Bei ichen ist es wie bei Menschen: Sie wollen immer Sieger sein, belügen, toben, krampfen, kreischen: Ich bin der Chefkoch, ich allein. ... |
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| 197 | Kirchenschlaf | |||
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Vorschautext: ---- Ein äußerst düsteres Kapitel, das ich voll Abscheu hier bekrittel, obwohl´s seit jeher viele traf, ist der berühmte Kirchenschlaf. Er gilt, belauscht man Volkes Mund, als heilsam, stärkend und gesund, weswegen, wenn auch viele spotten, es kaum gelingt, ihn auszurotten. ---- Obwohl die echte Kirchenbank, man muss fast sagen: Gott sei Dank, sei es durch Zufall oder List, so hart und steif gezimmert ist, ... |
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| 196 | Luftballon | |||
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Vorschautext: ….Ich wäre gern ein Luftballon, beschwingtes Glückskind der Saison, zart grün, getönt mit rosa Tupfen und einem Band daran zum Zupfen. ….Erst läge ich zerfurcht und weich im irdisch-unteren Bereich; ein Nichts, ein Schwächling, eine Niete, und zwar auf jeglichem Gebiete. Doch würde mich ein Mensch befrein und atmete mir Wärme ein, dann würde ich mich in Sekunden zur prallen Augenweide runden. ... |
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| 195 | Gesprächsthema: Wetter | |||
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Vorschautext: ….Es heißt, dass Menschen heutzutage in allem Hetzen und Gejage zu wenig miteinander sprechen. Dies weitverbreitete Gebrechen führt häufig zu der Konsequenz – kein Zweifel, auch der Leser kennt´s – dass vielen der Beziehungstod, zumindest Isolierung droht. Man hat sich einfach nichts zu sagen, kein Interesse, keine Fragen. ….So schweigen sich die Menschen an, Kollegen, Schüler, Frau und Mann, ... |
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| 194 | Der Februar | |||
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Vorschautext: ….Zwölf Monate umfasst das Jahr; der zweite ist der Februar, gelegen in der Jahreszeit, wo´s mehr als vorher friert und schneit. Wird manchmal auch der Winter strenger, die Tage werden wieder länger. Wer morgens aus dem Schlaf erwacht, tut´s nicht mehr mitten in der Nacht, weil ab und zu am Horizont ein Wölkchen, rosarot besonnt, geheimnisvoll und unbegründet den Anfang eines Tags verkündet. ... |
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