Umwege

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
….Wer älter wird, der kann entdecken,
das Leben geht um viele Ecken
und selten bloß, niemals beinah
die Via direttissima,
schnurstracks, geradewegs, sofort,
direkt bis zum Bestimmungsort,
Es kommt entsprechend Wilhelm Busch
ganz unerwartet husch, husch, husch
oft völlig anders, als er denkt,
was ihn befremdet, beinah kränkt,
weil er als Mensch, der aufgeklärt,
die Hoffnung und Gewissheit nährt,
er selbst sei seines Glückes Schmied
bei dem, was ist und was geschieht,
er lenke seines Schicksals Lauf,
und zwar stets vorwärts und bergauf.
….Doch irgendwie und irgendwo,
da fällt ihm auf, es ist nicht so.
Womit er fest gerechnet hat,
das findet schließlich doch nicht statt,
wogegen das, was nicht sein sollte,
ihn wie ein Panzer überrollte -
unlogisch, unbegreiflich fast,
was ihm natürlich gar nicht passt.
….Zuweilen fühlt er sich so winzig,
er grübelt, überlegt, besinnt sich:
Ist etwa schon vorherbestimmt
die Richtung, die sein Leben nimmt?
Liegt auch das Ziel entsprechend fest,
so dass sich nichts mehr ändern lässt?
….Wie kommt er einer Antwort nah?
Deterministen sagen ja.
Das Fatum hat prädestiniert,
wohin der Lebensweg ihn führt.
Er mag sich wenden, mag sich drehn,
ausweichen oder widerstehn,
er wird gestoßen und gezerrt,
auch wenn er zetert oder plärrt.
Drum füge er sich fromm und still,
auch wenn er, was er soll, nicht will.
Silesio

Informationen zum Gedicht: Umwege

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12.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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