Titel | ||||
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247 | Komposthaufen | 29.11.23 | ||
Vorschautext: Seit jeher lieb ich Komposthaufen, wo Leben stirbt und neu entsteht. Ich könnte mir die Haare raufen, was hier im Dunkel´n vor sich geht. Nach außen hin beinah normal, doch bohrt man, und zwar etwas tiefer, wird´s madig-muffig, faulig-fahl, und überall nur Ungeziefer. Das Alte fault, verwest, vergammelt. Einst war es, doch es wird nicht sein. Der Stocherer steht da und stammelt: Kaum vorstellbar, hm, ham, hom, nein! ... |
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246 | Knoblauch | 18.11.23 | ||
Vorschautext: O Knoblauch, im Geschmack so fein, wie´s lieblicher kaum könnte sein, du bist für mich Vernügen pur, die schönste Gabe der Natur. Zwar gibt’s auch Andres, was mir schmeckt, die Zunge reizt, den Gaumen neckt, was ich vertilg mit geiler Gier: Eis, Rollmops, Schokolade, Bier. Doch Knoblauch ist das A und O, macht frisch und fröhlich, frei und froh. ... |
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245 | Mein Goldzahn | 16.11.23 | ||
Vorschautext: Ein Glückspilz bin ich sondergleichen, bin einer der besonders Reichen, und keiner raubt mir meinen Schatz, er ruht an einem sich´ren Platz. Mein Schatz besteht aus purem Gold, dem jeder höchste Achtung zollt, weil´s haltbar ist und herrlich glänzt und selbst ein Königshaupt bekränzt. Nicht ist´s im Erdreich eingegraben, wo andre ihre Schätze haben, ... |
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244 | Gebiss | 11.11.23 | ||
Vorschautext: Auch du, gleichgültig, wie du heißt, hast ein Gebiss, mit dem du beißt am unter´n Ende im Gesicht, d. h., du hast es oder nicht, weil Zähne ja bereits beim Kind nicht bleiben wollen, wo sie sind und, wenn im Mund nicht mehr vorhanden, im Eimer mit dem Hausmüll landen. Für Alte ist der Fall, wie immer, fast tragisch und erheblich schlimmer, weil sie, wenn sie sich Hartes gönnen, bloß mümmeln, nuscheln, lispeln können. ... |
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243 | Neugier | 09.11.23 | ||
Vorschautext: Neugier ist gut und nie vergebens als Überlebenstrick des Lebens. Gäb´s diese geile Neugier nicht, verlöschte bald das letzte Licht. O Mensch im Abseits, glaube mir, nichts bringt dich weiter ohne ihr. Die Neugier ist und macht gescheiter, macht dich und schließlich andre heiter. Sie ist der Angelpunkt des Lebens, Neugier ist gut und nie vergebens. ---- Bist du neugierig? Magst du Neugier eher nicht? Zeigst du deine Neugier und bekennst dich zu ihr? Hat Neugier dich schon einmal weiter gebracht? Silesio |
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242 | Ein großer Kerl | 27.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Ein Kerl, sehr groß und doch ganz klein, hört furchtbar gern sich selber schrei´n. Dann schreit er ohne Anlass los und fühlt sich dadurch stark und groß. ---- Der Kerl, erfüllt von süßem Wein, schreit plötzlich ohne Anlass: Nein! Und denkt, weil er dies schreien kann, Jetzt bin auch ich ein großer Mann. ---- Der kleine Große, eher klein, schrumpft unerwartet völlig ein, und schauerlich klingt sein Gebrüll. Der große Kerl – ein Häufchen Müll. ... |
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241 | Sich fallen lassen | 25.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Gern würde ich mich fallen lassen in diesen Abgrund um mich her, nicht mehr verzweifelt um mich fassen, wo doch nur Nichts ist, hohl und leer. ---- Ich möchte fallen, fallen, fallen vorbei an allem, was mich hält, entfliehn den Sicherheiten, allen, in jene andre, schöne Welt. ---- Ich möchte fallen ohne Ende ausTrug und Wahn, aus Bluff und Schein, bis dorthin, wo ich endlich fände das Meer der Liebe, wahres Sein. ... |
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240 | Die Zeit | 23.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Der Mensch erfährt ja von Natur Zeiträume anders als die Uhr, die, wenn sie leise tickt und tackt, die Zeit in gleiche Stücke hackt und objektiv-mechanisch misst, egal, ob´s schön, ob´s traurig ist. Der Mensch misst individuell: Ist´s schön, verrinnt die Zeit zu schnell. Verliert das Leben Lust und Sinn, dann zieht sie sich unendlich hin. ---- Auch wird der Mensch im Lauf von Jahren wahrscheinlich folgendes erfahren: ... |
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239 | Ich friere | 20.10.23 | ||
Vorschautext: ….Da humpele ich, gestützt auf meinen Haselstock, durch unseren Gartenparkurwald. Oktobersonne, fahl und schwächlich, kämpft gegen zitternde Schatten. Der Abend naht. Ich friere. ….Eine Bank, vogelbekleckst, unter kahlen Ästen, Blätter, fleckig, flummrig, zerfleddert, traurige Reste des Lebensfestes, welkende Spuren des Nichts. Winter steht vor der Tür. Ich friere. ... |
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238 | Umwege | 18.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Auch du wirst eines Tags entdecken, das Leben geht um viele Ecken und selten bloß, niemals beinah die Via direttissima, schnurstracks, geradewegs, sofort, direkt bis zum Bestimmungsort, Es kommt entsprechend Wilhelm Busch ganz unerwartet husch, husch, husch oft völlig anders, als er denkt, was ihn befremdet, beinah kränkt, weil er als Mensch, der aufgeklärt, die Hoffnung und Gewissheit nährt, ... |
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237 | Das Wichtigste | 10.10.23 | ||
Vorschautext: ….Das Wichtigste in meinem Leben war nicht nur eins im Singular. Nach vielen Seiten ging mein Streben, wohin, war mir oft selbst nicht klar. ….Mal links, mal rechts, mal in die Tiefe, als ob ich dort das Leben fand, als ob Verlorenes mich riefe in einem fernen, fernen Land. ….Wo war das Wichtigste zu finden, das Nonplusultra, A und O? In mir? In fernen Weltengründen? Ganz nahe oder nirgendwo? ... |
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236 | Der Zahn der Zeit | 03.10.23 | ||
Vorschautext: Den Zahn der Zeit hat´s nie gegeben, doch lebt er fort wie eh und je Nun musst du nicht an Mythen kleben, er existiert und tut dir weh. ….Still wirkt er hinter den Kulissen geheimnisvoll, doch intensiv. Schnell wirst auch du sein Leckerbissen, beißt alles in dir krumm und schief. ….Ein furchteinflößender Geselle, von jedem Schamgefühl befreit, ein Abgesandter aus der Hölle, zu seinem Auftrag stets bereit. ... |
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235 | Nichts Neues | 02.10.23 | ||
Vorschautext: Der Mensch, zum Beispiel ich und du, sitzt manchmal, meistens, immerzu, wo er doch gar nicht hingehört und was ihn daher höchst empört. Das Schicksal aber rührt sich schlicht in dieser Sache einfach nicht und zeigt sich absolut immun, Soll er doch selber etwas tun! Der Mensch, zum Beispiel du und ich, beschließt darauf, da füg ich mich, ... |
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234 | Wegwerfgesellschaft | 27.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Der Mensch als Mensch und Homo faber ergeht sich nicht nur in Gelaber, nein, auch in ausgesuchten Worten, in Schreiberei´n verschiedner Sorten; in Tanz, Musik und Malerei, was immer seine Kunst auch sei. Er schafft als Homo technicus teils weil er will, teils weil er muss, mit Instrumenten und Maschinen auch Dinge, die der Praxis dienen und dann Erwachsenen und Kleinen allmählich unentbehrlich scheinen, ... |
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233 | Ein andrer Typ | 25.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Wir Menschen sind ja höchst verschieden, nicht einer ist dem Andern gleich. Mich macht der Zustand sehr zufrieden, ein Andrer wird vor Schrecken bleich. ---- Die Dicken, Mittleren und Dünnen, entweder winzig oder groß, die schwach sind und trotzdem gewinnen und stark sind, aber chancenlos. ---- Wir gleichen nicht geklonten Schafen aus einer Zucht im gleichen Stall. Wir wandern, essen, lieben schlafen erst hier, dann dort, dann überall. ... |
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232 | Müde | 22.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Das Leben macht mich oft so müde, nein, nicht der Abend, nicht die Nacht. Es fehlen Hoffnung, Ruhe, Friede, das Leben kreischt und knallt und kracht. ---- Gern schliefe ich ich ganz ruhig ein, von Engeln in den Schlaf getragen, fest überzeugt, mein Herz ist rein. Doch Fragen jagen neue Fragen. ---- All diese Fragen drehen sich nur um sich selbst im schrägen Kreise, schnell, langsam, unabänderlich, weit springend, zentimeterweise. ... |
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231 | Klugscheißer | 21.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Wohl jeder kennt das kleine Wörtchen, denn jeder muss auf dieses Örtchen, wo, schafft er dieses Ziel zu spät, platsch, alles in die Hose geht. ---- Genau für diese Tätigkeit hält Sprache manches Wort bereit, zum Beispiel... doch ich lasse dies, denn nicht nur ich find´s furchtbar fies. ---- Ein Wort ist weithin anerkannt, von höchsten Kreisen selbst verwandt, Scheißhaus, gekachelt, feinster Stil, gemütlich zwar, jedoch steril. ... |
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230 | Wer wagt, gewinnt | 20.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Gar mancher Mensch lebt einfach so, nicht traurig, nicht erzürnt, nicht froh. Er sagt zu allen Dingen: Ja, zum Staat, zum Schicksal, zur Mama. Kein unerfüllter Wunsch, kein Traum, sogar sein Herz bewegt sich kaum. Und hat er Wünsche, fehlt der Willen, sich diese Wünsche zu erfüllen. Er denkt sich, wenn und falls er denkt, weil nichts ihn ja zum Denken drängt: Das, was geschehen soll, geschieht, weil keiner vor dem Schicksal flieht. ... |
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229 | Vino verde, eine Köstlichkeit Portugals | 15.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Ein Mensch muss hin und wieder trinken, um nicht zur Mumie einzusinken, besteht er doch seit frühster Zeit hauptsächlich selbst aus Flüssigkeit, die ständig, scheinbar unbegründet, verdampft und aus dem Leib verschwindet, so dass er mit und ohne Willen gezwungen ist, sie nachzufüllen. Er spürt ein Kratzen in der Kehle und folgt dem inneren Befehle, das, was ihm unbemerkt entglitten, entsprechend wieder nachzuschütten. ... |
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228 | Kirchenschlaf | 13.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Ein äußerst düsteres Kapitel, das ich voll Abscheu hier bekrittel, obwohl´s seit jeher viele traf, ist der berühmte Kirchenschlaf. Er gilt, belauscht man Volkes Mund, als heilsam, stärkend und gesund, weswegen, wenn auch viele spotten, es kaum gelingt, ihn auszurotten. ---- Obwohl die echte Kirchenbank, man muss fast sagen: Gott sei Dank, sei es durch Zufall oder List, so hart und steif gezimmert ist, ... |
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