Profil von Christoph Hartlieb

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Geburtsdatum: * 24.12.1934

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Anzahl Gedichte: 247
Anzahl Kommentare: 239
Gedichte gelesen: 40.864 mal
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Titel
247 Komposthaufen 29.11.23
Vorschautext:
Seit jeher lieb ich Komposthaufen,
wo Leben stirbt und neu entsteht.
Ich könnte mir die Haare raufen,
was hier im Dunkel´n vor sich geht.
Nach außen hin beinah normal,
doch bohrt man, und zwar etwas tiefer,
wird´s madig-muffig, faulig-fahl,
und überall nur Ungeziefer.
Das Alte fault, verwest, vergammelt.
Einst war es, doch es wird nicht sein.
Der Stocherer steht da und stammelt:
Kaum vorstellbar, hm, ham, hom, nein!
...
246 Knoblauch 18.11.23
Vorschautext:
O Knoblauch, im Geschmack so fein,
wie´s lieblicher kaum könnte sein,
du bist für mich Vernügen pur,
die schönste Gabe der Natur.

Zwar gibt’s auch Andres, was mir schmeckt,
die Zunge reizt, den Gaumen neckt,
was ich vertilg mit geiler Gier:
Eis, Rollmops, Schokolade, Bier.

Doch Knoblauch ist das A und O,
macht frisch und fröhlich, frei und froh.
...
245 Mein Goldzahn 16.11.23
Vorschautext:
Ein Glückspilz bin ich sondergleichen,
bin einer der besonders Reichen,
und keiner raubt mir meinen Schatz,
er ruht an einem sich´ren Platz.

Mein Schatz besteht aus purem Gold,
dem jeder höchste Achtung zollt,
weil´s haltbar ist und herrlich glänzt
und selbst ein Königshaupt bekränzt.

Nicht ist´s im Erdreich eingegraben,
wo andre ihre Schätze haben,
...
244 Gebiss 11.11.23
Vorschautext:
Auch du, gleichgültig, wie du heißt,
hast ein Gebiss, mit dem du beißt
am unter´n Ende im Gesicht,
d. h., du hast es oder nicht,
weil Zähne ja bereits beim Kind
nicht bleiben wollen, wo sie sind
und, wenn im Mund nicht mehr vorhanden,
im Eimer mit dem Hausmüll landen.
Für Alte ist der Fall, wie immer,
fast tragisch und erheblich schlimmer,
weil sie, wenn sie sich Hartes gönnen,
bloß mümmeln, nuscheln, lispeln können.
...
243 Neugier 09.11.23
Vorschautext:
Neugier ist gut und nie vergebens
als Überlebenstrick des Lebens.
Gäb´s diese geile Neugier nicht,
verlöschte bald das letzte Licht.
O Mensch im Abseits, glaube mir,
nichts bringt dich weiter ohne ihr.
Die Neugier ist und macht gescheiter,
macht dich und schließlich andre heiter.
Sie ist der Angelpunkt des Lebens,
Neugier ist gut und nie vergebens.
---- Bist du neugierig? Magst du Neugier eher nicht? Zeigst du deine Neugier und bekennst dich zu ihr? Hat Neugier dich schon einmal weiter gebracht?
Silesio
242 Ein großer Kerl 27.10.23
Vorschautext:
---- Ein Kerl, sehr groß und doch ganz klein,
hört furchtbar gern sich selber schrei´n.
Dann schreit er ohne Anlass los
und fühlt sich dadurch stark und groß.
---- Der Kerl, erfüllt von süßem Wein,
schreit plötzlich ohne Anlass: Nein!
Und denkt, weil er dies schreien kann,
Jetzt bin auch ich ein großer Mann.
---- Der kleine Große, eher klein,
schrumpft unerwartet völlig ein,
und schauerlich klingt sein Gebrüll.
Der große Kerl – ein Häufchen Müll.
...
241 Sich fallen lassen 25.10.23
Vorschautext:
---- Gern würde ich mich fallen lassen
in diesen Abgrund um mich her,
nicht mehr verzweifelt um mich fassen,
wo doch nur Nichts ist, hohl und leer.
---- Ich möchte fallen, fallen, fallen
vorbei an allem, was mich hält,
entfliehn den Sicherheiten, allen,
in jene andre, schöne Welt.
---- Ich möchte fallen ohne Ende
ausTrug und Wahn, aus Bluff und Schein,
bis dorthin, wo ich endlich fände
das Meer der Liebe, wahres Sein.
...
240 Die Zeit 23.10.23
Vorschautext:
---- Der Mensch erfährt ja von Natur
Zeiträume anders als die Uhr,
die, wenn sie leise tickt und tackt,
die Zeit in gleiche Stücke hackt
und objektiv-mechanisch misst,
egal, ob´s schön, ob´s traurig ist.
Der Mensch misst individuell:
Ist´s schön, verrinnt die Zeit zu schnell.
Verliert das Leben Lust und Sinn,
dann zieht sie sich unendlich hin.
---- Auch wird der Mensch im Lauf von Jahren
wahrscheinlich folgendes erfahren:
...
239 Ich friere 20.10.23
Vorschautext:
….Da humpele ich, gestützt auf meinen Haselstock,
durch unseren Gartenparkurwald.
Oktobersonne, fahl und schwächlich,
kämpft gegen zitternde Schatten.
Der Abend naht.
Ich friere.
….Eine Bank, vogelbekleckst, unter kahlen Ästen,
Blätter, fleckig, flummrig, zerfleddert,
traurige Reste des Lebensfestes,
welkende Spuren des Nichts.
Winter steht vor der Tür.
Ich friere.
...
238 Umwege 18.10.23
Vorschautext:
---- Auch du wirst eines Tags entdecken,
das Leben geht um viele Ecken
und selten bloß, niemals beinah
die Via direttissima,
schnurstracks, geradewegs, sofort,
direkt bis zum Bestimmungsort,
Es kommt entsprechend Wilhelm Busch
ganz unerwartet husch, husch, husch
oft völlig anders, als er denkt,
was ihn befremdet, beinah kränkt,
weil er als Mensch, der aufgeklärt,
die Hoffnung und Gewissheit nährt,
...
237 Das Wichtigste 10.10.23
Vorschautext:
….Das Wichtigste in meinem Leben
war nicht nur eins im Singular.
Nach vielen Seiten ging mein Streben,
wohin, war mir oft selbst nicht klar.
….Mal links, mal rechts, mal in die Tiefe,
als ob ich dort das Leben fand,
als ob Verlorenes mich riefe
in einem fernen, fernen Land.
….Wo war das Wichtigste zu finden,
das Nonplusultra, A und O?
In mir? In fernen Weltengründen?
Ganz nahe oder nirgendwo?
...
236 Der Zahn der Zeit 03.10.23
Vorschautext:
Den Zahn der Zeit hat´s nie gegeben,
doch lebt er fort wie eh und je
Nun musst du nicht an Mythen kleben,
er existiert und tut dir weh.
….Still wirkt er hinter den Kulissen
geheimnisvoll, doch intensiv.
Schnell wirst auch du sein Leckerbissen,
beißt alles in dir krumm und schief.
….Ein furchteinflößender Geselle,
von jedem Schamgefühl befreit,
ein Abgesandter aus der Hölle,
zu seinem Auftrag stets bereit.
...
235 Nichts Neues 02.10.23
Vorschautext:
Der Mensch, zum Beispiel ich und du,
sitzt manchmal, meistens, immerzu,
wo er doch gar nicht hingehört
und was ihn daher höchst empört.

Das Schicksal aber rührt sich schlicht
in dieser Sache einfach nicht
und zeigt sich absolut immun,
Soll er doch selber etwas tun!

Der Mensch, zum Beispiel du und ich,
beschließt darauf, da füg ich mich,
...
234 Wegwerfgesellschaft 27.09.23
Vorschautext:
---- Der Mensch als Mensch und Homo faber
ergeht sich nicht nur in Gelaber,
nein, auch in ausgesuchten Worten,
in Schreiberei´n verschiedner Sorten;
in Tanz, Musik und Malerei,
was immer seine Kunst auch sei.
Er schafft als Homo technicus
teils weil er will, teils weil er muss,
mit Instrumenten und Maschinen
auch Dinge, die der Praxis dienen
und dann Erwachsenen und Kleinen
allmählich unentbehrlich scheinen,
...
233 Ein andrer Typ 25.09.23
Vorschautext:
---- Wir Menschen sind ja höchst verschieden,
nicht einer ist dem Andern gleich.
Mich macht der Zustand sehr zufrieden,
ein Andrer wird vor Schrecken bleich.
---- Die Dicken, Mittleren und Dünnen,
entweder winzig oder groß,
die schwach sind und trotzdem gewinnen
und stark sind, aber chancenlos.
---- Wir gleichen nicht geklonten Schafen
aus einer Zucht im gleichen Stall.
Wir wandern, essen, lieben schlafen
erst hier, dann dort, dann überall.
...
232 Müde 22.09.23
Vorschautext:
---- Das Leben macht mich oft so müde,
nein, nicht der Abend, nicht die Nacht.
Es fehlen Hoffnung, Ruhe, Friede,
das Leben kreischt und knallt und kracht.
---- Gern schliefe ich ich ganz ruhig ein,
von Engeln in den Schlaf getragen,
fest überzeugt, mein Herz ist rein.
Doch Fragen jagen neue Fragen.
---- All diese Fragen drehen sich
nur um sich selbst im schrägen Kreise,
schnell, langsam, unabänderlich,
weit springend, zentimeterweise.
...
231 Klugscheißer 21.09.23
Vorschautext:
---- Wohl jeder kennt das kleine Wörtchen,
denn jeder muss auf dieses Örtchen,
wo, schafft er dieses Ziel zu spät,
platsch, alles in die Hose geht.
---- Genau für diese Tätigkeit
hält Sprache manches Wort bereit,
zum Beispiel... doch ich lasse dies,
denn nicht nur ich find´s furchtbar fies.
---- Ein Wort ist weithin anerkannt,
von höchsten Kreisen selbst verwandt,
Scheißhaus, gekachelt, feinster Stil,
gemütlich zwar, jedoch steril.
...
230 Wer wagt, gewinnt 20.09.23
Vorschautext:
---- Gar mancher Mensch lebt einfach so,
nicht traurig, nicht erzürnt, nicht froh.
Er sagt zu allen Dingen: Ja,
zum Staat, zum Schicksal, zur Mama.
Kein unerfüllter Wunsch, kein Traum,
sogar sein Herz bewegt sich kaum.
Und hat er Wünsche, fehlt der Willen,
sich diese Wünsche zu erfüllen.
Er denkt sich, wenn und falls er denkt,
weil nichts ihn ja zum Denken drängt:
Das, was geschehen soll, geschieht,
weil keiner vor dem Schicksal flieht.
...
229 Vino verde, eine Köstlichkeit Portugals 15.09.23
Vorschautext:
---- Ein Mensch muss hin und wieder trinken,
um nicht zur Mumie einzusinken,
besteht er doch seit frühster Zeit
hauptsächlich selbst aus Flüssigkeit,
die ständig, scheinbar unbegründet,
verdampft und aus dem Leib verschwindet,
so dass er mit und ohne Willen
gezwungen ist, sie nachzufüllen.
Er spürt ein Kratzen in der Kehle
und folgt dem inneren Befehle,
das, was ihm unbemerkt entglitten,
entsprechend wieder nachzuschütten.
...
228 Kirchenschlaf 13.09.23
Vorschautext:
---- Ein äußerst düsteres Kapitel,
das ich voll Abscheu hier bekrittel,
obwohl´s seit jeher viele traf,
ist der berühmte Kirchenschlaf.
Er gilt, belauscht man Volkes Mund,
als heilsam, stärkend und gesund,
weswegen, wenn auch viele spotten,
es kaum gelingt, ihn auszurotten.
---- Obwohl die echte Kirchenbank,
man muss fast sagen: Gott sei Dank,
sei es durch Zufall oder List,
so hart und steif gezimmert ist,
...
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