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167 | Menschlich - Allzumenschliches | 15.03.23 | ||
Vorschautext: Der Mensch sucht mit Geächz und Schnaufen dem Missgeschick davonzulaufen. Doch manchmal ist ́s ein Fehlalarm: Er läuft ihm direkt in den Arm. Der Mensch pflegt, wenigstens zuweilen, von seinem Überfluss zu teilen. Er fühlt, sobald er dieses tut, sich erstens wohl und zweitens gut. Es wird gesagt, des Menschen Wille führt stracks in Himmelreich hinein. ... |
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166 | Alles hat seine Zeit | 10.03.23 | ||
Vorschautext: ….Seitdem der Mensch als Mensch gedeiht, bedrängt ihn das Problem der Zeit, der Zeit, die niemals stille steht, beständig fließt, enteilt, vergeht. Am Anfang scheint der Vorrat groß, unausschöpfbar und grenzenlos, bis er erkennt, der Schatz zerrinnt wie Schnee und Eis im Frühlingswind. Beängstigend der Sachverhalt: Erst ist er jung, dann ist er alt, ein unaufhaltsamer Prozess, der wie das Schwert des Damokles ... |
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165 | Erschreckend blind | 09.03.23 | ||
Vorschautext: ….Selbst, wer die andern wenig kennt, erklärt oft laut und vehement, sie seien Steine im Getriebe, Verbrecher, Schurken, Gauner, Diebe; sie seinen schmutzig, faul, verfressen, unordentlich und pflichtvergessen. …Er selber sei, damit verglichen, grundsätzlich und im Wesentlichen im höchsten Falle halb so schlimm, was Haltung angeht und Benimm. Er könne fast ein Vorbild sein in all den üblen Lümmelei´n. ... |
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164 | Verachtung | 06.03.23 | ||
Vorschautext: ….Ein Mensch in diesen Breitengraden nimmt leicht gesundheitlichen Schaden, sofern ihm eine Wohnung fehlt, gar Obdachlosigkeit ihn quält. Er mag sich noch so heftig mühn, dem ganzen Elend zu entfliehn, schnell geht´s nach unten auf der Leiter. Er wird zum krassen Außenseiter, sobald er an den Schnaps gerät und in die Kriminalität. Wenn er Verachtung noch erfährt, fühlt er sich selber nichts mehr wert. ... |
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163 | März, Begrüssung und Huldigung | 04.03.23 | ||
Vorschautext: ….März ist nach guter alter Sitte im Lauf der Monate der dritte, nach Mars, dem Römergott benannt, der immer einen Anlass fand, Senat und Bürger zu verleiten zu kriegerischen Streitigkeiten. ….Licht kämpft nun gegen Finsternis. Wer siegen wird, ist ungewiss. Die heimische Großwetterlage gleicht eher einer Schicksalsplage. Nur selten trifft das Wetter ein, das die Propheten prophezein, ... |
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162 | Frühlingsmorgen | 02.03.23 | ||
Vorschautext: Vom Süden her weht lau und sanft der Wind, nach Abenteuern duftet es und Weite. Es scheint beinah, als ob verwandelt sind die Alltagsdinge und sogar die Leute. Die Seelen und Gesichter waren lange grau, nichssagend, zugeknöpft und unverbindlich, und wie durch Zauber wird der lahme Körperbau lebendig und für Zärtliches empfindlich. Auf starre Züge tritt geheimnisvoll ein Lächeln, aufgestiegen aus der Tiefe, ... |
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161 | Das Bett | 01.03.23 | ||
Vorschautext: ….Der Mensch braucht in der Lebenshetze gewisse Naherholungsplätze, auf die er sich so dann und wann uneingeschränkt zurückziehn kann, um unbelästigt und allein und allenfalls zu zweit zu sein, zum Beispiel etwa das Klosett. Genauso wichtig ist das Bett. Dort lässt sich dies und jenes tun, besonders aber herrlich ruhn. ….Ja, in der Tat, die meisten legen sich in ein Bett des Schlafes wegen. ... |
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160 | Mensch, ärgere dich nicht | 27.02.23 | ||
Vorschautext: ….Herr X, der in sich selber schaut, ist oft nicht sehr davon erbaut, weil er dort mancherlei entdeckt, was seinen stillen Ärger weckt. Besonders macht es ihm Verdruss, dass er sich ständig ärgern muss, zum mindesten aus seiner Sicht, denn ärgern muss er sich ja nicht. Im Gegenteil, die Ärzte sagen, der Ärger schlage auf den Magen, wodurch er fördere und schüre entsprechend schmerzhafte Geschwüre. ... |
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159 | Vorfreude | 25.02.23 | ||
Vorschautext: ….Wer tätig ist das ganze Jahr als Gärtner, Anwalt, Kommissar, Verwaltungsangestellter, Koch, fühlt sich auf Dauer wie im Joch. ….Deshalb beginnt er Geld zu sparen, um in die Sahara zu fahren, beziehungsweise an den Pol, damit er sich vom Stress erhol´. Die farbige Beschreibung pries es schlicht als Urlaubsparadies. Schon Wochen freut er sich darauf, studiert präzis den Fahrtverlauf ... |
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158 | Das Leben - siegt | 21.02.23 | ||
Vorschautext: ….Ein Freund traf einen Zimmerman. So traurig? Sag, was ist geschehen? Der sah den andern weinend an: Wenn du es hörst, wirst du verstehen. Ich muss auf meines Herrn Befehl, soll ich mein Leben nicht verlieren, elftausend Säcke Sägemehl für ihn bis morgen produzieren. ….Der andere umarmte ihn. Lass uns den nächsten Tag vergessen. Noch weit entfernt ist der Termin. Wir wollen feiern, trinken, essen. ... |
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157 | Gesundheit und Schönheit | 19.02.23 | ||
Vorschautext: ….Verständlich ist aus gutem Grund: Wer lebt, der lebt auch gern gesund. Er möchte nicht zum Doktor laufen und teure Medizinen kaufen, nicht irgendwelche Schmerzen leiden und irgendwann an Krebs verscheiden. Ein Aufenthalt im Krankenhaus erscheint ihm eher als ein Graus. ….Dazu kommt noch die Forderung: Er möchte schön sein, schön und jung; nicht schön allein, nicht jung allein, er möchte beides ewig sein ... |
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156 | Übermut tut selten gut | 17.02.23 | ||
Vorschautext: ….Der Mensch kann noch so glücklich leben, zuweilen wie auf Wolken schweben, es gibt in keinem Augenblick die Garantie auf´s große Glück. Schnell wird ihm klar: Da sind auch Leid, Versagen, Schmerzen, Traurigkeit. Wer glücklich ist, der bleibt´s nicht immer, und viele leben, noch viel schlimmer, von Leid gepeinigt Jahre lang, Erschöpfung, Hunger, Krankheit, Zwang. So krass und drückend wird die Not, dass mancher zu ersticken droht, ... |
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155 | Entscheide selbst | 13.02.23 | ||
Vorschautext: Gar mancher fragt gedankenvoll, wie er im Leben handeln soll. Im Einzelnen zwar unterschiedlich, doch täglich, stündlich und minütlich verlangt der Augenblick brutal von ihm stets eine neue Wahl. Zuweilen mag es ihm dann glücken, sich tatenlos davor zu drücken, doch wenig später kommt im Nu die nächste Frage auf ihn zu: Aufstehen oder liegen bleiben? Telefonieren oder schreiben? ... |
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154 | Prolog (für ein ungeborenes Buch) | 11.02.23 | ||
Vorschautext: Der Dichter singt nach alter Weise, mal singt er kurz, mal singt er lang, mal singt er laut, mal singt er leise, mal singt er forsch, mal singt er bang. So singt er eben wie ein Sänger, mal auf der Straße, mal daheim, mal kürzer, meistens aber länger und, wie es sich gehört, in Reim. Der Dichter ist vielleicht kein Dichter, wenn einer ihn an Goethe misst. ... |
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153 | Mal so, mal so | 10.02.23 | ||
Vorschautext: ….Das Leben ist mal so, mal so, mal hoch, mal tief, mal hart, mal weich, mal heiß, mal kalt, mal ernst, mal froh, mal dick, mal dünn und niemals gleich. ….Glaubt ja nicht, dass ich euch verhöhn, verehrtes, liebes Publikum. Weil´s Leben wechselt, ist es schön, und keineswegs anders herum. ….Oft und überall kann ich über das Leben nachdenken. Ich finde das nicht nur notwendig, sondern auch spannend und manchmal sogar nützlich, obwohl der Aufwand oft gewaltig, der Nutzen eher mager ist. ….Warum lasse ich mich dann überhaupt auf das Nachdenken ein? Ab und zu gibt es mal ein Ergebnis, das wenigstens einen Schritt, eine Erkenntnis weiter führt. Silesio |
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152 | Hurra, ein Genie! | 09.02.23 | ||
Vorschautext: ….Spät, aber doch hab ich beschlossen, und zwar um 6 Uhr 13 früh, und den Entschluss auch gleich genossen: Ab heute bin ich ein Genie. ….Ich habe ja schon viel gelesen und höre täglich BBC, bin oft in Galerien gewesen, kein Zweifel, ich bin ein Genie. ….Es gab Genies zu allen Zeiten, ja, Manche schafften´s irgendwie. Das kann und will ich nicht bestreiten. Nun gibt´s ein weiteres Genie. ... |
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151 | Beides, Ja und Nein | 08.02.23 | ||
Vorschautext: ….Damit der Mensch zum Menschen wird, nicht einfach so durch`s Leben irrt, von fremden Mächten aufgerieben, von Launen hin und her getrieben in äußerem und inn`rem Drill, muss er sich klar sein, was er will. Wer sich zu sehr nach andern richtet und auf den eignen Will`n verzichtet, wird spurenlos im Wind verwehn und schließlich gar zugrunde gehn, ein armer, schmählicher Versager, zu blass, zu schwerelos, zu mager. ... |
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150 | Luftballon | 07.02.23 | ||
Vorschautext: ….Ich wäre gern ein Luftballon, beschwingtes Glückskind der Saison, zart grün, getönt mit rosa Tupfen und einem Band daran zum Zupfen. ….Erst läge ich zerfurcht und weich im irdisch-unteren Bereich; ein Nichts, ein Schwächling, eine Niete, und zwar auf jeglichem Gebiete. Doch würde mich ein Mensch befrein und atmete mir Wärme ein, dann würde ich mich in Sekunden zur prallen Augenweide runden. ... |
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149 | Gesprächsthema: Wetter | 06.02.23 | ||
Vorschautext: ….Es heißt, dass Menschen heutzutage in allem Hetzen und Gejage zu wenig miteinander sprechen. Dies weitverbreitete Gebrechen führt häufig zu der Konsequenz – kein Zweifel, auch der Leser kennt´s – dass vielen der Beziehungstod, zumindest Isolierung droht. Man hat sich einfach nichts zu sagen, kein Interesse, keine Fragen. ….So schweigen sich die Menschen an, Kollegen, Schüler, Frau und Mann, ... |
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148 | Der Februar | 03.02.23 | ||
Vorschautext: ….Zwölf Monate umfasst das Jahr; der zweite ist der Februar, gelegen in der Jahreszeit, wo´s mehr als vorher friert und schneit. Wird manchmal auch der Winter strenger, die Tage werden wieder länger. Wer morgens aus dem Schlaf erwacht, tut´s nicht mehr mitten in der Nacht, weil ab und zu am Horizont ein Wölkchen, rosarot besonnt, geheimnisvoll und unbegründet den Anfang eines Tags verkündet. ... |
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