Profil von Anton Schlittmaier

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Anzahl Gedichte: 325
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Titel
105 Glückliche Stunde
Vorschautext:
Der Schnee liegt schwer auf den Tannennadeln
Die Nässe tropft jetzt auf meinen Kopf
Und tief im Herzen, da spür‘ ich’s: Tadeln
Wie Marter bricht es herein: Geklopf

Der Wald, der Himmel, die Grenzen fließen
Das Dunkle kommt mit der Dämmerung
Vom Nachtwind weiß ich das Lied: Sie bliesen
So fest. Es bleibt mir nur Abhärtung

Die späte Stunde wird nun bald kommen
Das Klopfen und dann der Wind; Ich brüll
...
104 Denken aus dem Schmerz
Vorschautext:
Wozu ist Philosophie denn da?
Das Wort heißt: „Liebe zur Weisheit“.
Ach, die Bedeutung ist so weit:
So gib mehr Charakteristika!

Der Sinn des Ganzen, das Wissen auch
und sein Erwerb, wie der richtig
vonstattengeht; und gewichtig
soll das Erkannte sein: Wahrheitshauch!

In Themen dann breit gefächert und
gelehrt. Erkenntnis zuerst wird
...
103 Die Liebe ganz frei und absichtslos
Vorschautext:
Der Morgen erhebt sich aus der Nacht.
Mein Hirnstamm ganz rege: Er bewacht
den Atem, Reflexe, Blut und Herz.
Das Ich blieb vergessen, fern, auswärts.

Des Nachts, Du ergriffst die Hand von Ihr,
hieltst sie nur so, ohne jede Gier:
Die Liebe ganz frei und absichtslos.
So wär ich auch gern in Deinem Schoß.


© ANTOSCH
102 Gefährliche Überkompensation
Vorschautext:
Du lerntest nie Latein,
doch später: Fremdwortfreund
warst Du, der andern Pein
und lebtest eingezäunt.

Und Zwang kam auf: Jetzt nur
kein deutsches Wort und schwer
verständlich. Lebst Kultur:
Gepflegt ist Dein Verkehr.

Doch neulich lagst Du schief:
Statt „ad hoc“ sagst „ad dock“.
...
101 Stutenimitation
Vorschautext:
Wie galoppierend rennt sie auf ihn zu.
Er ist erstaunt, erregt und stellt fest:
Sie hat ‘nen Stutenkörper mit Tattoo.
Das ist für ihn ein wahrer Härtetest.

Sie ist am ganzen Körper rundes Rund.
Und dann: Sie nimmt die Hand und schlägt sich fest
mehrmals jetzt auf ihr großes Hinterteil.
Es ist die Lust, die so geschwind ihm wächst.

Kurz nur darauf: Er sieht nun das Weiß
auf der gestreckten Zunge, die sie bleckt.
...
100 Früh blüht der Winterling (Blumengedicht)
Vorschautext:
Vor meinem Haus, da liegen Blätter
noch aus dem Vorjahr, schon verdorrt
und mitten drin, trotz Winterwetter,
der Winterling: Ein Zauberwort!

Der frühe Bote, gelb sein Glänzen,
spartanisch weist zum Frühling vor.
Der Winter findet seine Grenzen.
Es öffnet sich schon sacht mein Tor.


© ANTOSCH
99 Schneeglöckchen strahlt über Flöckchen
Vorschautext:
Die Wege sind noch karg
Die Sonne noch nicht stark
Im Schnee sieht man Dein Glöckchen
Oft auch nach vielen Flöckchen

Das Herbstlaub wird erweckt
Mit Leben angesteckt
Wie ich nach kalten Tagen
Der Wärme zugetragen


© ANTOSCH
98 Unerreichbare Frau
Vorschautext:
Dein unerreichbares Frausein
Geschöpf aus reiner Sehnsucht
Ist wirklich - wie die tiefste Schlucht
Dein schwarzer Strumpf verdeckt das Bein

Ich möchte Dich ganz als Besitz
Und haben dann für alle Zeit
Wir bleiben so doch nicht zu zweit
Dein Frausein wird zum kurzen Blitz

Die Schwebe ist der Zauber nur
Wenn Du es hast ist es nicht mehr
...
97 Die Windsbraut
Vorschautext:
Die Karten rot und violett
Der Sturm bekundet sich als Zeichen
Wir hoffen auf sehr starke Eichen
Denn heute hilft uns kein Florett

Die Warnung zeigt ein breites Feld
Wir müssen nochmals weiterfragen
Denn vieles bleibt für uns im Vagen
Die Windsbraut stoppt auch nicht für Geld

Die Pläne werden nie konkret
Der Tod, der lauert alle Tage
...
96 Geburt aus dem Wind
Vorschautext:
Windgeburt im Nirgendwo
Reine Differenz
Fehlende Präsenz
Jedes Feuer braucht auch Stroh

Spannungsbogen lichterloh
Volt auf Volt zerspringt
Feuersglut gelingt
Stein stürzt Stein beim Domino

Schnellt jetzt hin zum andren Pol
Kalt und Warm, es zischt
...
95 Führ Du mich in Weiten
Vorschautext:
Tage wie Jahre,
eines nur: Plage!
Herz, ich erfahre
täglich die Klage.

Lieb‘ mich beizeiten:
Du als die Eine
trägst mich in Weiten.
Du nur bist Meine.


© ANTOSCH
94 Vervollkommnung durch Dichtung
Vorschautext:
Die Götter herrschten bei den Antiken streng
Und Helden kämpften fast wie Götter stark
Die Griechen schrieben dies in Versen
Nieder und fanden hier Maß und Leben

Dionysos und Apollo, Ihr seid doch eins
Der Geist, der Wein: Gemeinsam des Denkens Grund
Impuls für Zeiten, die dann kamen
So fand auch Hölderlin zum Antiken

In Oden schrieb er Lieder zum Götterkreis
Das Leben sollte neu nun entsteh‘n aus ihm
...
93 Wir bleiben nicht hier
Vorschautext:
Auf meinem Küchenbord
Da liegen immer Nudeln
Nun Wasser bring zum Sprudeln
Der Magen wird der Ort

Die Nudeln werden Brei
Du siehst das stete Fließen
Den Wandel zum Genießen
Und willst nicht das Detail

Vor kurzem war da Mehl
Und vorher das Getreide
...
92 Lass uns gemeinsam klingen
Vorschautext:
Deine Hände fließen wie die Stimme
langsam und ganz zart zu jedem Ort
und der Körper hört das schöne Wort.
Dieser Tag ist gut, ist nicht der Schlimme.

Gestern blieb die Stimme aus, Dein Singen,
und ich lebte abwärts, ohne Halt,
reine Höllenfahrt und dunkler Wald.
Komm doch morgen, lass uns wieder klingen.


© ANTOSCH
91 Eros schafft die Zeit
Vorschautext:
Die Seele ist nicht rund,
sie braucht doch ihren Bund.
Der andre, ohne ihn,
wie aus der Welt gespien.

Der Mann, die Frau, nie ganz,
die Zwei ist Stimulanz.
Und Reden braucht ein Du,
allein verhallt‘s im Nu.

Und Reize brauchen Licht,
sonst übst Du nur Verzicht.
...
90 Neue Lebenstöne
Vorschautext:
Alle Flöten sind verbrannt
Die Töne bleiben aus
Täter werden nicht genannt
Es kommt meist doch heraus

Herzen schreien stumm im Raum
Gefühle liegen brach
Das Gewissen quält Dich kaum
Die Welt scheint wie im Schach

Alte Lieder brüllt man nun
Die Stimmen grau verraucht
...
89 Die Mitte wankt
Vorschautext:
Die Mitte wankt
Von wem umrankt
Von rechts, von links
Gar von der Sphinx

Ein Rätsel schwer
Die Antwort quer
Wer löst es recht
Trennt das Geflecht

Nun öfters mal
Wird es brutal
...
88 Das Schneeglöckchen erklingt
Vorschautext:
Die Wege sind noch karg
Am Rand, das Glöckchen strahlt
Die Sonne scheint nicht stark
Dein Weiß erglänzt und malt
Das Blättergrau voll Licht
Und frisches Grün erhebt
Auch mich und meine Sicht
Die neu jetzt klingt und lebt


© ANTOSCH
87 Fremdes zugestehen
Vorschautext:
Ein Wort das spricht, das hört sich nicht,
beim Sprechen hat es sich vergessen.
Die Phonzahl kann es nicht vermessen,
es ist noch ganz beim Angesicht.

Doch dann ein Bruch und Missversteh’n.
Die Worte werden zäh und zählen
Dir Dies, mir Das und hart nun stählen,
verpanzern Herzen sich vor‘m Fleh’n.

So bleibt vom Wort dann nur der Mord.
Das Wort beharrt auf seinem Schweigen,
...
86 Siegesschrei quert Bildschirmröhren
Vorschautext:
Letzte Helden sperrig, kraus,
ihr Siegesschrei quert Bildschirmröhren.
Heute bleiben Helden aus,
von flachen Schirmen schallt nur Röhren.

Hirne kochen davon weich,
wenn nächtelang die Eulen schallen.
Spiegellahm wird alles gleich,
zu einem flachen Widerhallen.


© ANTOSCH
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