Titel | ||||
---|---|---|---|---|
74 | Der Märchenwald stirbt aus | |||
Vorschautext: Mein Mond fiel in den tiefsten Weiher und niemand fischte ihn heraus. Drauf kam die Hexe aus dem Dickicht und trank ihn mit dem Wasser aus. Ich hoffte auf den Zauberer, auf irgendeinen guten Geist, doch waren selbst die Wichtel vom Märchenwald verreist. Ich gehe nun durch meine Tage, als wären alle Sonnen ausgeglüht, ... |
||||
73 | Vom Weihnachtszauber | |||
Vorschautext: Friedversprechend möcht die Weihnachtszeit durch Berg und Tal und alle Lande ziehn. Sie kommt einher im schlichten Kleid von Apfelrot und stillem Tannengrün. Von ersten Flocken schneegeküsst, von warmen Düften sacht umfangen, scheint selbst dem Spötter, dass er träumen müsst: Ihm ist die Weihnacht ans Gemüt gegangen. Es kann, ihr Lieben, matter Kerzenschein ein sprödes Herz zum Glänzen bringen. ... |
||||
72 | Die Umarmung | |||
Vorschautext: unverhüllter tiefgefühlter glanz mein augenstern zwei körper im tanz alltagsfern wärme tastet,verbindet und findet ... |
||||
71 | Immer wenn sich ein Fenster schließt... | |||
Vorschautext: Sag, hörst du nicht mein Raunen, Flüstern: „Gib acht, mein Fenster, es schwenkt zu …“? Mit seinen sacht geschlossenen Flügeln bett tausend Bilder ich zur Ruh. War einst ich voller guter Hoffnung und taumelte vor Glück und nicht einmal die höchste Mauer konnt mich halten - nun fällt der Vorhang und dimmt alles Licht. Was übrig bleibt, -hörst du mein Wispern?-, ein trister Hauch, ein „viel zu spät“… ... |
||||
70 | Weihnacht, senk dich still hernieder | |||
Vorschautext: Weihnacht, senk dich still hernieder, schick uns deinen frommen Ruf und erwecke frohe Lieder, schenk uns das, was Gott erschuf. Weihnacht, schau, wir steh‘n im Trüben, warten auf den Herrn im Kind: Jesus Christus wird uns lieben, dass wir frei von Sünde sind. Weihnacht, komm mit Hoffnungslichtern über uns, entfache dann ... |
||||
69 | Neujahr | |||
Vorschautext: Ich heb es sachte aus der Hülle, dies reine, weiße, neue Jahr. Im Anfang ruht die größte Fülle und ist noch aller Vorbehalte bar. Zwölf Bilder voller Emotionen: Jeder Monat winkt mit einem Blick auf seine Wunder und es wohnen im Kalender Zuversicht und Glück. Das neue Jahr liegt ungeschliffen vor uns: ein roher Diamant... ... |
||||
68 | Immerwährend | |||
Vorschautext: So hast du alle Pegel überschritten und tauchtest uns in pures Licht, das jenseits aller Menschennormen ein Übermaß an Rausch verspricht. Uns winkte eine große Ernte, ganz dein war ich, du lagst in Frieden inmitten meiner Weizenfelder. Ein fruchtbar‘ Land ward uns beschieden. Nun naht der Aufbruch, droht der Winter, der unsren Sommer gnadenlos verschlingt. ... |
||||
67 | Der Baum | |||
Vorschautext: Er bohrt sein Haupt in düstre Schäume, die mit den Vögeln ostwärts ziehn. Im Astwerk strangulierte Träume pfählt er den Mond, der ihn beschien. Einst war er Hort. Nun ist er Fluch, mit Wurzelwerk wie Schlangenbrut. Sein Blattwerk ist mein Leichentuch - Verbrennt mich bald die Sonnenglut? © 2016 Anouk Ferez |
||||
66 | frozen | |||
Vorschautext: Verebbt sind schließlich alle Wogen, die mich so stark, so heiß durchbrausten. Und wo Licht und Leben hausten, ist Leere still ins Land gezogen. Mein Körper, der sich einst gebogen in deiner Hand, die viel versprach, liegt nun allein im Dunkel – es zerbrach die maiengrüne Weidenrute … und Jugendfrische ist verstoben. Oh horch, es klingt in meinem Blute ... |
||||
65 | Der letzte Satz ist ausgetragen | |||
Vorschautext: Der letzte Satz ist ausgetragen. Was bleibt, trotz jener grellen Fülle an Worten ist die kranke Stille, des stummen Blicks – und tausend Fragen. Was war‘n wir glücklich, als wir stumm uns küssten und uns blind erfühlten, mitnichten Worte uns zerwühlten – nun treibt uns jede Silbe um! Wir war‘n uns nah - doch unsre Worte schieden, was unsre Lippen einst zusammenführte. ... |
||||
64 | Morgenlied | |||
Vorschautext: Es küsst stumm der Mond den nachtschwarzen Samt, schon entsinken im Rausch die Plejaden. Mein Liebster, an welchen Gestaden befällt mich der Morgen? Sag mir wo er thront. Schon zieht sich -erst sachte - die lachsfarb’ne Röte Auroras durch mausgraue Schlieren. Und wenn sie mir böte, was mächtig mich machte ... |
||||
63 | Rapunzel, Rapunzel | |||
Vorschautext: Rapunzel lässt den Zopf vom Turm: „Jucheh, was bin ich aber schön! Oh wunderbar, welch starker Sturm, der weht durchs Haar – wer wird es sehn?“ Lang warten muss die Schöne nicht: Schon kommt ein Prinz daher, neigt sich vor dieser Pracht und spricht: „Du Hübsche, du gefällst mir sehr!“ „Oh holder Herr, Sie haben Sinn für guten Stil und Klasse. ... |
||||
62 | Hans im Unglück | |||
Vorschautext: Der Hans, der trug `n Klumpen Dreck, das war der Welten Lohn. Er steckte ihn nicht einfach weg: Er trug ihn offen – wie zum Hohn! „Oh wär‘ der Dreck `n Klumpen Gold“, so Hans im Unglück sprach. Da war spontan das Glück ihm hold, da er `ne Waldfee traf. Die sagte: „Hans, du dauerst mich!“ und zog den Zauberstab. ... |
||||
61 | Ein roter Apfel | |||
Vorschautext: Die Krähen wollten alles Licht verschlucken, als sie hinabgeschossen in das Tal. Ich wollt mich unter Wolkenfetzen ducken. Mir war’s als winkte ich ein letztes Mal. Ich starrte auf den Apfel in der Linken. Er war’s, was mir von dir geblieben. Wie meinen Mut ließ ich ihn sinken. Du wurdest bald hinfort getrieben von starken Winden, Richtung Westen. Und trüber Dunst hing überm Tal. ... |
||||
60 | Ja.Gerne. | |||
Vorschautext: Der Abend seufzt, wallt sich so sacht, streift Bäume und küsst Gräser. Er schmiegt sich drauf an Mutter Nacht, die gießt ihr Leid in Gläser. Auch wenn ich stürbe, doch, ich leere den vollen Glaskelch bis zum Grund. Selbst wenn darin Verdammnis wäre: Ich tränk sie aus – an deinem Mund. An diesen Lippen möcht ich beben. Und droht auch eine fremde Ferne, ... |
||||
59 | Wolkenpferde | |||
Vorschautext: Ich wollte Wolkenpferde binden. Was war'n die Lüfte hoch und weit … In ihnen wollten sie ergründen was mir verwehrt ist: Ewigkeit. Sie wollten alle Maße übersteigen, bis zu den hellsten Sternen zieh`n. Dies würd' mir meine Schranken zeigen. Und denen kann ich nicht entflieh`n. Es waren wilde Wolkenpferde. Ich holte schnell mein Lasso raus. ... |
||||
58 | Helios | |||
Vorschautext: Du warst die Sonne, die ich stets umkreiste, ich betete zu deinem Licht. Es war dein Atem, der mich wärmte, speiste, und Glücklichsein trug dein Gesicht. Doch kamen deine Worte, Taten, wie ein Kometensturm daher … zerstörten Eden, unsren Garten. Auch dich und mich – uns gibt’s nicht mehr. Nun … Helios, so wisse: Du lebst mit Schuld – und die wiegt schwer. ... |
||||
57 | Sei einfach du! | |||
Vorschautext: In der Kneipe bist du wohl bekannt, der Teufel schüttelt dir die Hand und schenkt dir ein. Wer ist der Gott, der dich nie fand, der Vater der nie zu dir stand? Du bist allein. Und welche Angst schnürt dich so zu? Sag, welcher Schatten bist noch du? Es hat den Schein … ... |
||||
56 | Vom Vergessen und Verzeihen | |||
Vorschautext: Nie lasse ich dich aussprechen: Schuld ist das Küsschen Nimmersatt, das zwischen deine Silben springt – und sie einfach verschluckt! Shhhht … Sprich nicht, mein Herz, über meine Fehler und dein Unterlassen, mein Erblinden – dein Erdulden, meinen Irrweg – dein Erstarren. Frisch geschlüpft ist meine Liebe, setzt sich federfroh und kükengelb licht und leicht bei dir ins Aug‘. ... |
||||
55 | No regrets | |||
Vorschautext: So nimm denn mein Herz und so pflanz es in Staub, in kalte Gefilde und friss ruhig mein Licht. Begieß mich mit Blut, mit Teer – doch, oh, glaub: Den Leib kannst du töten – den Geist aber nicht! Und sieh: All dein schweres Geschmeide von Gold ist behaftet von Dreck, von Salz und von Hohn. Nun: wer von uns beiden bezahlt wohl mehr Sold? Bist Du wirklich glücklich mit Krone und Thron? Verantworte mich ruhig der schwärzesten Stund, derweil du dich badest im Glanzlichterschein. ... |
||||