Titel | ||||
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194 | Herbst | |||
Vorschautext: Ich streif durch ersterbende Hecken und Wälder, versink in Morast, in Moos und in Laub. In Blut taucht der Herbst nun die Haine und Felder, was grünte wir braun und zerfällt bald zu Staub. Voll Ehrfurcht grüß ich die morbide Schönheit, die Luft, sie wiegt schwer und trägt Kunde von Rauch. Versonnen streich ich übers knallbunte Blattkleid: Schon bald wird er karg sein, mein weinroter Strauch. So sink ich denn nieder, beseelt von dem Ende, das mich - diesem gleich - nun ereilen soll. Herbst, du Schnitter, leg nun deine Hände ... |
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193 | Verblasste Bilder | |||
Vorschautext: Stumme Zeugen längst verstaubter Zeiten, in meinem Kopf ein ganzes Heer von Bildern, die schneidig vorwärts schreiten, stramm und furchtlos – hoch das Gewehr. Die weiße Fahne ist längst schon zerfall’n es bläst das Horn, es tobt der Wind, es folgt der Beschuss – Kanonen knall’n, oh Zeiten, die mein nicht mehr sind. Ich geh in die Knie, zerrissen von Pein, Geschichten, die einst ich verscharrt, ... |
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192 | Deine Hand | |||
Vorschautext: Du kommst auf einem Regenbogen zu mir, schmückst die Wolkenwand, mit Farben, in das Grau gewoben, geistvoll und von Künstlerhand, Malst mir dein Bild auf Seifenblasen, auch deine Liebe, federleicht, tupfst bunte Blumen in den Rasen, damit ihr Duft mein Herz erreicht. Du schüttelst Küsse aus den Bäumen, und Worte, die so birnensüß, ... |
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191 | In dieser toten Stadt ohne Himmel | |||
Vorschautext: In dieser toten Stadt ohne Himmel drückt schwer mich das Grau und der Winter nagt mit frostspitzen Zähnen an meiner Seele – ich sterb jede Nacht, doch wenn es tagt, so schwimme ich wieder in rauen Fluten treibe im trüben Strom durch die Gassen, um dann zwischen all den fahlen Gesichtern einen Blick aus dunklen Augen zu fassen. In diesem Moment vermag ich zu leben, atme dein Lachen, trage dein Bild gar weit ... |
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190 | Du schneidest meinen Schatten aus | |||
Vorschautext: Du schneidest meinen Schatten aus und stellst ihn in dein Lichterland. Mein Schamgefühl und meinen Geist hängst du als Bilder an die Wand. Und meine Worte schmeißt du fort, lachst meine Seele krumm und schief, du stellst mein Herz in deinen Schrank und stapelst meine Liebe tief. Auch speist du meinen Namen aus, zertrittst mein Bild in Staub und Dreck, ... |
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189 | Deine Berührung | |||
Vorschautext: Von deinen Lippen pflückte ich einst deinen Namen, band ihn sacht an einen Pusteblumenschirm, dem Weg zum Himmel zugedacht. Aus deinen Augen schöpfte ich schon viel von dem was dich bewegt, hab’s unter meinem Wimpernkranz geborgen und zur Ruh gelegt. Und deine Seele legtest du mir wie ein Kätzchen in den Arm, ... |
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188 | Hinter Weizenfeldern | |||
Vorschautext: Ich liebe die Farbe von reifem Weizen, dein Haar ist so schwarz wie Carbon; bevorzuge Veilchen, Vergiss-mein-nicht-blau, doch aschgrau ist dein Augenton. Ich träumte von einer samtweichen Stimme – dein Kolorit klingt rauchig, hart. Und doch erobern mich deine Worte, du fängst mich mit deiner besondren Art. Ich liebe männlich-schmale Lippen, doch deine sind üppig und weich, ... |
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187 | Deine bloße Präsenz | |||
Vorschautext: Du schneidest ein Stückchen vom Himmelszelt aus, drauf nimmst du behutsam mein Herz, das ich dir schon längst in die Hände gelegt, fügst es ein am nachtschwarzen Himmel – hell scheine ich hier. Als hellsten der Sterne, so seh ich auch dich, du nimmst mir den Kummer, die Melancholie, du spinnst mir ein Netz ganz von Silber gemacht, so oft ich auch falle, so stürz ich doch nie. Es ist dein bloße Präsenz die mich fängt, mich wiegt und so zärtlich umarmt wie ein Hauch ... |
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186 | Sonne spinnt ihr letztes Gold | |||
Vorschautext: Sonne spinnt ihr letztes Gold zu hellen, feinen Strahlen, schickt sie auf dein schwarzes Haar bevor du dann vom fahlen Licht des Tages, Grau und Weiß, verschluckt wirst – und ich stehe, bis ich hinter Nebelhand und Wolkenwand nichts sehe. Trag dein Bild in meine Welt, beseelst all meine Schritte, ... |
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185 | Abschied | |||
Vorschautext: Ich schmecke deinen Namen auf meinen Lippen. Unsere Umarmung hüllt sich in klamme Fahnen aus Rauch. Dein schwarzes Haar vergräbt mein Gesicht, ich ahne Leder, Harz und wilde Beeren. Unsere Finger lösen ihr Flechtwerk, ... |
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184 | Honig und Milch giesst der Mond in die Nacht | |||
Vorschautext: Honig und Milch gießt der Mond in die Nacht; mit seinem erhabenen Schattengeleit schwimmt er durch Wolken, zieht stumm seine Bahn umflort vom vagen Hauch der Ewigkeit. Atmest du denselben Zauber wie ich und hörst die gleichen Sternenlieder? Stille und Frieden, die senken sich bald auf deine Stirn im Schlafe hernieder. Pforten, die sonst keiner kennt, öffne ich und überwinde alle Schranken, ... |
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183 | Griffst weit zurück in der Zeit | |||
Vorschautext: Griffst weit zurück in der Zeit, wirbeltest Staub von Geschichten, in denen du noch in Großmutters Schoß geborgen warst und ich noch nicht geboren. Sprachst vom verlorenen Paradies, als Gott noch in unseren Gemütern wohnte, als wir an warmen Feuern spielten, du drüben im Osten und ich hier. Warfst mir große Namen zu von Dichtern, Denkern, die dich beseelten ... |
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182 | Es weihnachtet sehr | |||
Vorschautext: Prächtig gewandet die Schneepracht die Stadt, es hängen schillernde Zapfen eiskussgezaubert, doch wie von Kristall, schillernde Schönheit in jedem Stapfen. Strahlende Menschen mit Sanftmut im Blick, denn zarteste Orgeltöne beflügeln das Handeln, lenken den Sinn, dass man die Lieben daheim verwöhne. Börsen geleert, doch die Taschen gefüllt, ein jeder der preise sich selig, ... |
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181 | DAS AUGE | |||
Vorschautext: Im tiefen Dickicht der Gedanken, wo fahles Mondlicht durchs Geäst sich zwängt und all die wilden Ranken in nebulösem Dämmer lässt, klafft unerwartet eine Lichtung zwischen Wirklichkeit und Dichtung und hält zentral ein Auge fest: Als schwarzer See liegt es umschlossen, von Emotionen die lindgrün – von fernem Sternenlicht begossen – sich bis zum dichten Buschwerk ziehn; ... |
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180 | Das Unsichtbare | |||
Vorschautext: Ein Tropfen nur entflieht der Vase – Er rinnt, den Rand herab, als gäb‘s kein Morgen; versiegt zu schnell, zu rasch, zu spurlos. Wird alles Unsichtbare durchs Erinnern bloß in Farbenkraft und Licht gehüllt als schüfe eine Träne doch eine Oase? Und in den Blüten wuchern Sorgen; Die Kelche sind mit Staub gefüllt… Gleichwohl herrscht Leben in dem Glase – ... |
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179 | Am Puls des allerhellsten Traumes | |||
Vorschautext: Mir scheint als trieben aller Welten Meere bloß Wellen des Vergessens vor sich her: Wir leuchten kurz, wie weiße Kräuselschäume – uns überschlagend – und schon gibt es uns nicht mehr. Und ist dies kurze, stumme Aufbegehren bevor das zeitlos Blaue uns verschlingt bedeutungslos für alles Kommen, alles Werden, das nach uns Großgeglaubten unsre Welt durchdringt? Doch wie könnt dieses „Uns-Zerstäuben“, dies „Sich-dem-Ursprung-wieder –hinzugeben“, ... |
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178 | Vanille und Sandelholz | |||
Vorschautext: Ströme grauer Menschen – dennoch erreicht mich dein Blick. Ich fang ihn auf und träufle seine Süße über meinen jungen Tag. Dein Lächeln schmeckt wie Aprikosen. Nachts pflück ich Vanille-Küsse vom Ast, auf dem meine Seele ruht. Deine Hand formt meine Sehnsucht zu einer Kette aus Tränen, bedeckt die Kruste aus Salz ... |
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177 | Sonnenkind | |||
Vorschautext: Meine kleine Tochter: Mein Sonnenkind, mein Schmetterling, mein Augenstern, mein Halt-dich-gern, schraubst dich in lichte Herzenshöhen, wo deine wasserklaren Augen den Zauber aller Dinge sehen. Mein Glöckchen-kling, mein Liedchen-sing, du bist mein Herz-werd-froh! Mein Hüpf-ins-Gras, mein Hab-viel-Spaß dein Temperament brennt lichterloh. ... |
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176 | Zwischen uns nichts außer Liebe | |||
Vorschautext: Mein kleiner Sohn: Ich steh dir so nahe, ich sah einst dein Bild in Träumen vergangener Zeiten. Ich spüre Erkennen in deinem Blick, in deiner blauen Augen Weiten. Du suchst meine Nähe, bedingungslos legst du dein Leben in meine Hände. Ich wach über dich, bist ein Teilstück von mir, mein Mund küsst und schweigt - mein Blick spricht Bände. ... |
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175 | Wege zu dir | |||
Vorschautext: Ich lege meine Gedanken aufs Fensterbrett, dass die Nacht sie mit auf ihren Streifzug nimmt. Ich öffne meine leeren Fenster weit, dass der Schlaf hineinschlüpft und mir deine traumbunten Bilder auf die Stirn haucht. Ich lege meine Seele in die Augen, ... |
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