Titel | ||||
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154 | Dämon | |||
Vorschautext: Du dringst durch jede Mauerritze, durch jedes Schlüsselloch. Ich will dich tausendfach verfluchen und begehre dich doch. Du kommst durch jede kleine Fuge, durch Risse, Mauerspalten und schleichst zu mir auf leisen Pfoten, du bist nicht aufzuhalten. Du schießt mit Kraft durch meine Adern, bestürmst mein zartes Herz. ... |
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153 | Die Windmühle | |||
Vorschautext: Ihr Blick bohrt starr sich in die Ferne, dort wo das Grün das Blau bedrängt, die Arme langen in den Himmel, der tief über den Wiesen hängt. Und senkt der Abend sich hernieder, taucht ihren Helm in rote Pracht, so kann sie weder ruh’n noch rasten, regt immerfort sich bis zur Nacht. Es pfeift der Wind, er rauscht und dröhnet, es ächzt und knarrt ihr morsches Holz, ... |
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152 | Ohne Dich | |||
Vorschautext: Die Sonne blutet durch die Scheiben, doch drinnen sind die Räume kalt. Kein munt‘rer Vogelsang erschallt: die Stille wird mir innebleiben. Das Mondlicht fließt durch Nachtgewänder, dein „Gute Nacht“ verebbt im Schwarz. Von unserem Stern tropft goldnes Harz, mich fesseln meiner Pflichten Bänder. Und draußen hebt was ›Tag‹ wir nennen, bald leis und zart zu flöten an, ... |
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151 | Wer wir sind... | |||
Vorschautext: Als Theseus gehst du am goldenen Faden, stellst dich in verworrenen Gängen der Schreckgestalt deiner eigenen Triebe, lässt Ariadne in tiefem Schlaf zurück. Als Perseus schützt dich Athenes Schild vor Medusas tödlichen Blicken. Freist schließlich als Held die schöne Andromeda. Fällst als Paris dein Urteil und entfachst für allezeit ... |
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150 | Pandoras Box | |||
Vorschautext: Erschauernd breche ich die Schale, erspäh dich bebend auf dem Grund, und gleich dem heil’gen Grale führ deine Lippen ich zum Mund. Und tief zu deinen nackten Füßen, dort ruht im Dreck zerstört das Ei. Ich ahne schon, ich hab zu büßen, zu viele Kräfte sind nun frei. Pandoras Box steht nunmehr offen, seitdem die Schale ist zerstört. ... |
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149 | Taurus - Geburtstagsgrüße an einen Verschollenen | |||
Vorschautext: Wege, die sich kreuzten und verschlangen, Hände auf des andren Wangen, Herzen, die einander nährten hinterließen Fährten. Dein Bildnis und auch meines währten von Anbeginn zu Anbeginn tief in unseren Seelen. Wo trug es dich hin, Taurus, was lockte dich? Welcher Sinn ... |
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148 | Das Mahnmal | |||
Vorschautext: Mein Hoffen ließ mich endlich steigen von des Heimatmeeres Grund. Mein Lied verstummte und ein Schweigen legte schützend sich auf meinen Mund. Mit jedem Meter schloss sich eisern um meine Brust ein kalter Ring und meinen Leib zerfraß ein Schmerz der mir heiß durch alle Glieder ging. Ein Schrei gefasst in tausend Blasen, die tänzelnd sich durchs tiefe Blau ... |
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147 | Theseus | |||
Vorschautext: Weit stärker noch als jeder fleischgeword’ne Trieb, ist das Echo allen Fühlens, dies Sehnen, das uns blieb. Nicht einmal ein Kuss entschlüpfte den engen Maschen dieses Netzes, das unsre seelenvolle Liebe aus dem gold’nen Faden knüpfte. Das Labyrinth, mein Liebster, es birgt gar keinen Schrecken, ... |
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146 | Zwischenräume | |||
Vorschautext: In all diesen Eulenrufnächten, die marmortraumdurchwirkt über taggetränkte Mosaiken streifen, skizzieren unsre Phantasien bewegte Silhouetten nie geschauter Wunder. An all unsren Webspinnenmorgen, durch die sich rostroter Brodem durch nachtverschlissene Nebel zieht, brüten atemstille Sekunden verschmolzener Lippen ... |
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145 | Die Umarmung | |||
Vorschautext: Nun kehr ich heim in deine Worte, schmieg meinen Blick in dein Gesicht, erklimm die Linie deiner Lippen, tauch in die Schatten deiner Haut. In deiner Stille werd ich tönern. Das Rascheln meiner Wimpern verschmilzt mit dem Laut wandernder Hände, und mischt sich schließlich ... |
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144 | Unser "Raum" | |||
Vorschautext: Wo ich aufhöre und du beginnst? Blicke enden nicht am blanken Fensterglas - sie schwirren und wehen ganz einfach hindurch: Genauso durchdringen wir einander. Wie lange "für immer" dauert? Es gibt kein "vor dir", Es gibt kein "nach dir", Es gibt nur ein "mit dir". ... |
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143 | Nachtfahrt | |||
Vorschautext: Subtile Hoffnungen und Träume als stummer Fährmann durch die Nacht… So steig ich wieder in den Kahn der stets deinen Ufern zugedacht. Durch dunkle, tiefe Wasser gleitet der Nachen mitsamt seiner Fracht. Und drüben, an deinen Gestaden liebkosen die Wellen dich sacht. Ich leg all mein Sehnen in deine entleg’nen Wiesen hinterm Strand, ... |
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142 | In der Stille ein Ton | |||
Vorschautext: Vor meinem Leben stand der Tod. Ich prunkte Marmorbüsten gleich im Zentrum seines leeren Saals, als Kernstück von dem stillen Reich. Du kamst zu mir als jener Ton, der jeden Sinn komplett durchdrang, sodass er tief im Innersten mit meinem Sein im Einklang schwang. Erfasst von Emotion brach dann der Stein — und meine Seele die ... |
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141 | In Deinen Weiten | |||
Vorschautext: Durch meine Stirn komm ich zu dir des Nachts, aus meinen Schranken, und gleite rüber, fort von hier, getragen von Gedanken. In deine Farben hüll ich mich, wärm mich an diesem Karmesin, dem Feuer, das dich lenkt, bewegt, zu dem mich meine Fäden ziehn. Zerfallen will mein ganzes Sein, ich will in dir vergehen, ... |
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140 | Mein Fenster | |||
Vorschautext: Mein Fenster … ist ein Auge in die Welt, misst mit seinem Blick passierende marschierende flanierende Menschen und ihre Geschick. Doch nimmt es nur den EINEN unter seinen Wimpern auf und trägt sein Bild bis zu meinem Hirn hinauf. Mein Fenster, das schluckt Bilder, ... |
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139 | Vor all den Jahren | |||
Vorschautext: Du brachst den Stab einst über mir, da plötzlich schoss ein Feuer quer und fegte die Sturzflut einfach fort. Ich hob die Hand vors brennende Gesicht, schnappte Luft, ein Wort im Mund - dein Zorn jedoch verschlang selbst allerletzte Partikel Mut. Er stopfte viel in sein Füllhorn, das er lachend über mir schwang. ... |
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138 | Sag! | |||
Vorschautext: Ist diese Angst vielleicht ein tiefes Wissen, dass wir schon bald wie Spreu vom Wind verwehn, dass wir wie Grün im Sand veröden müssen und alle Zeichen uns entgegen stehn? Und dieses grelle Sehnen, das uns schindet, uns würgt, uns schüttelt, voller Kraft wie ein frivoler Dämon, ist’s kein Schmerz der bindet? Fühl ich’s am Ende vielleicht ganz allein? Dann möcht ich mich in deinen Mund verbeißen, mich klammern, ketten, dass mich keine Macht ... |
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137 | Unter freiem Himmel | |||
Vorschautext: Der Himmel über unsren Köpfen ist er nicht unsagbar tröstlicher als jeder Hort? Ich sehe droben Stunden ziehn und letztes Licht das sich in Bäumen fängt, bevor es fort fließt und an den blassen Mond sich schmiegt. Und ich erahn noch Holzduft, Blätter, feuchte Erde, als ich in meiner Welt und ohne dich vom weichen Arm des Schlafs umfangen werde. Bevor ich restlos in die Schwärze gleite, erspür ich noch der letzten Küsse Sog, ... |
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136 | Schöpfer unserer eigenen Welt | |||
Vorschautext: Die Welt, die wir uns wundersam erschafften, die uns Asyl ist, aufnimmt und umfängt, ist so viel mehr als ein Gedankenspiel, das uns dann und wann mit Zweisamkeit beschenkt. Die Welt, mein Liebster, die wir kultivieren, die unsrer Seele tiefstem Bild entsprang, sie ist der Spiegel aller unsrer Träume, erbaut aus jenem Wunsch, der in uns schwang. Die Welt, mein Liebster, UNSRE Welt, ist WIRKLICH, ist fühlbar, greifbar, echt – so sieh mich an, ... |
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135 | An der Ecke unserer Straße | |||
Vorschautext: Das Gelb der Laternen fängt sich im Regen vergangener Nacht. Glänzende Spiegel zu unseren Füßen, dein Schatten taucht darin ab. Der Mond weicht gar zu schnell einem flammenden Kranz, während ich ins Blau deiner Augen gefasst zwischen Asphalt und Äther stehe. Nirgends sonst möcht’ ich sein. Der Lärm der Straße zerbricht an meinen Schläfen, nur deinen Atem ... |
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