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| 1906 | Geronnene Zeit | 11.11.19 | ||
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Vorschautext: Geronnene Zeit Da fragt man sich bei dem Besuch der neunzigjährigen Dame, ob die Fotos auf der Kommode sie nicht zum Austauschen gedacht. Sie zeigen her – reichlich vergilbt – Abbildungen verflossener Kindheit. Doch ihr Protest folgt auf dem Fuß: „Lasst mir ja die Erinnerung ... |
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| 1905 | Verantwortung | 11.11.19 | ||
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Vorschautext: Verantwortung Wer nur der Neigung ew'ger Sklave, Den wird niemals die Pflicht erreichen. Doch wer nur seiner Pflichten Sklave, Der wird niemals ein Herz erweichen. Wir müssen uns deshalb erinnern, Dass Abrüstungen möglich sind, Durch Zweifel nicht alles verschlimmern, Was außerhalb des Götterwind'. ... |
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| 1904 | 1989 | 10.11.19 | ||
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Vorschautext: 1989 Kein Spielfilm kann jemals darstellen, Was bei der Grenzöffnung geschah. Kaum kann man sich das mehr vorstellen, Wie Ost und West sich damals nah! So jung die Menschen damals noch Und freudestrahlend die Gesichter, Weil unerwartet endlich doch Befreit man ist – auch ohne Schlichter. ... |
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| 1903 | Immer wieder Chancen! | 10.11.19 | ||
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Vorschautext: Immer wieder Chancen! Immer wieder hatte die Menschheit Chancen, Den Weltfrieden zu zementieren, Könnte mit kleinen Schritten, Nuancen „Zum ewigen Frieden“ führen. Immanuel Kant hat es vorgebracht, Wie man zum Frieden finden kann Und hier einen Rettungsplan ausgedacht, Der mehr ist, als nur ein Wahn. ... |
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| 1902 | Entgrenzt | 09.11.19 | ||
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Vorschautext: Entgrenzt Dreißig Jahre ohne Grenze, Deutschland steht vereint nun da: Mit Talent es künftig glänze, Ganz dem tiefen Frieden nah! Atomar war die Bedrohung, Dritten Weltkrieg sah'n wir kommen, Bipolar Systemverrohung, Uns damit Kindheit genommen. ... |
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| 1901 | Liebe und Macht | 09.11.19 | ||
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Vorschautext: Liebe und Macht Wo nur Macht die Liebe leitet, Ist Liebe baldmöglich tot, Weil die Fürsorge entgleitet, Das verstärkt die Seelennot. Liebe braucht das Handauflegen, Stärke ganz für Zweierdienste, Wird mit Lächeln Blicke pflegen, Niemand ist da der Geringste. ... |
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| 1900 | Zwei Gedichte am Morgen | 08.11.19 | ||
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Vorschautext: Zwei Gedichte am Morgen Noch ganz vom Schlafe traumummantelt, Im Unbewussten, das schon handelt, Und doch ein wenig geistumnebelt, Wo das Bewusstsein ausgehebelt, Wird Halbwachheit mir nun erzeugt, Wenn sich der Tag zm Wachen beugt Und mit Sprachschöpfung, Innenschau Das Wort den Vers findet genau. So ist das mit der Dichterlaune, ... |
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| 1899 | Heimkehr | 08.11.19 | ||
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Vorschautext: Heimkehr Den ganzen Sommer standen sie Im Garten, die Grünlilien, Wo Sonne ihnen Freude lieh – Gleich neben unseren Zinnien. Dort atmeten sie ständig aus, Was sie im Winter an Schadstoffen Gesammelt hatten und heraus Jetzt gaben, was sonst hart getroffen: ... |
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| 1898 | Wann gab es das jemals? | 07.11.19 | ||
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Vorschautext: Wann gab es das jemals? Nun kehren sie wieder heim, Die Schalen und die Blumentöpfe. Und immer noch muss Ernte sein, Geschnitten sogar Rosenköpfe. Wann gab es das je im November, Dass diese blühten im Garten, Wo früher Eiszeit im Kalender Früh frostete Blumenarten? ... |
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| 1897 | Verdrängtes? | 07.11.19 | ||
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Vorschautext: Verdrängtes? Vor mehr als dreißig Jahren: Beklemmung! Mit dem Schwiegervater weit spaziert: Zonengrenze, Todesstreifen, Völkertrennung, An Selbstschussanlagen vorbei zum Weg geführt! Dort redet man beim Gehen immer leise, Weil alles unwirklich, seelenbedrückt. Nur hinter Zäunen eine kleine Meise, Wo bald die Grenzer nachgerückt. ... |
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| 1896 | Zugvögel | 06.11.19 | ||
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Vorschautext: Zugvögel Noch immer sammeln sich ihre Züge Und brechen auf in den warmen Süden, Damit sich das Jahr in ihr Schicksal füge, Abseits von den dräuenden Kältemüden, Die neidvoll auf die Reisenden blicken, Weil ihnen dieser Flug nicht erlaubt, Sind sie doch gebunden in Arbeitssegen, Der manche Sehnsüchte ihnen raubt. So müssen sie, wenn Vogelzüge starten Auf ihren Urlaub noch lange warten. ... |
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| 1895 | "Ich hab' doch nichts gelernt" | 06.11.19 | ||
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Vorschautext: „Ich hab' doch nichts gelernt“ Hans Sachs zu Ehren Mir geht es oft wie dem Hans Sachs: „Ich hab' doch nichts gelernt!“ Gebührt Ehre dem Räucherlachs, Wenn der Hering besternt? „Latein und Griechisch sind nicht meins“! Nicht viele seh'n die Ironie: Weil er mit Altem doch auch eins Erkennen wir sein Wortgenie. ... |
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| 1894 | Umgang mit dem Stundenglas | 05.11.19 | ||
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Vorschautext: Umgang mit dem Stundenglas Wenn Gelb und Rot in Grünkraft fließen, Tropfend Nasslasten sich ergießen In unseren Wäldern ungefragt, Ist es die Zeit, die uns jetzt sagt: Und wieder wird ein Jahr vergehen Und nicht auf unsere Wünsche sehen. Denn es bleibt uns ins Buch geschrieben, Gerade wenn wir innig lieben: Die Zeit geht dann schneller vorbei, ... |
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| 1893 | Wo Milch und Honig flossen | 05.11.19 | ||
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Vorschautext: Wo Milch und Honig flossen Des Menschen Schlauheit trachtete Schon immer nach Bequemlichkeit, Weshalb er bald verfrachtete Sein Leben hin zur Wasserzeit. Jäger, Sammler waren passé, Die Niederungen lockten ihn, Zurück wichen das Eis, der Schnee, Sesshaftigkeit war sein Gewinn. ... |
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| 1892 | Novemberabend mit Kranichen | 04.11.19 | ||
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Vorschautext: Novemberabend mit Kranichen Noch scheinen spärlich Sonnenstrahlen Durch Wolkenöffnungen hindurch, Um Kreise in das Land zu malen, Gleitend so über Ackerfurch' In dunstverhangen-weiten Räumen, Verschwindend zwischen hohen Bäumen. Dann wieder zieht die Grauwelt auf Und dunkel fallen herbe Schleier, Welche im weiteren Tageslauf ... |
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| 1891 | Johann Georg Elsers Vermächtnis | 04.11.19 | ||
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Vorschautext: Johann Georg Elsers Vermächtnis Da muss ein Mensch schon Rückgrat haben Und innewohnend sittlich' Werte, Sich nicht an Macht und Kulten laben, Wie Hitlers breite Kämpferherde. Wie hat der Elser doch gelitten, Als er das Unrecht kommen sah Und mit sich innerlich gestritten, Als ihm das Augenöffnen nah! ... |
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| 1890 | Europas Zukunft | 03.11.19 | ||
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Vorschautext: Europas Zukunft Wir müssen uns schon überlegen, Wie wir hier in Europa weiterleben wollen: Wollen wir Humanität und Würdesegen Oder das Chaos ohne faires Sollen? Wollen wir denn Zerstörungen zulassen Der Sittenpotentiale, die tradiert Und gar den Hass in Foren fassen, Von Bosheit und von Neid verführt? ... |
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| 1889 | Der Todesengel der Freiheit | 03.11.19 | ||
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Vorschautext: Der Todesengel der Freiheit Mit dem Tod ist der Tyrann ja stets vertraut, Weil Freiheit mit der Sprache er nicht ehrt, Auf Egomanie des Eigenen nur schaut Und Menschenwürde ständig verheert. Bis heut' hat er noch nicht begriffen, Dass alles Leben Toleranz doch braucht, Damit es nicht geschunden, abgeschliffen Entwest die letzte Größe noch verhaucht. ... |
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| 1888 | Ob je | 02.11.19 | ||
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Vorschautext: Ob je Ob je der Reim ins Netz noch findet, Der Dichter noch den Leser bindet? Ich weiß es nicht, wo ausgegossen, Das junge Leben längst verflossen. Wie gern habe ich doch gereimt, Mich mit der Muttersprach' vereint, Um dieser Welt Worte zu geben, Die reich gestalten dieses Leben. ... |
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| 1887 | Selbdritt | 02.11.19 | ||
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Vorschautext: Selbdritt Anna muss doch niemand heißen, Wenn man einen Dreier liebt. Liebe kann namenlos reisen, Wenn sie sich die Höhe gibt. Manche Freude bleibt dem Mann, Dem dies die Natur gebar: Zwei zu lieben, weil er kann – Ohne Zwang, ohne Gefahr. ... |
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