Frühe Beutegänger

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Das Feuer hat sich selbst verzehrt.
Was war? Was bleibt? War'n jene Flammen
zu heiß? Zu gierig? Oder … wir bekehrt
von jenen, die die Glut verdammen?
Hat man uns ›Wirklichkeit‹ gelehrt?

Sind wir jetzt sehend, die wir blind
uns sehend und auch weise wähnten?
Was stehn wir zitternd nun im Wind,
den kalte Morgenstunden gähnten?
Sind wir der Hoffnung totes Kind?

Die Asche sendet letzte Fahnen
lauwarmer Lüfte in das Grau.
Die Leere um uns lässt die Frau,
die in mir wohnt, ihr Ende ahnen.
Die Zeit hebt ihren Schleier.

Ein Wandersmann spielt auf der Leier.
Die Luft wird knapp. Sein Lied wird bänger.
Es zeichnet trüber Nebelstreif
ein Trauerbild ins Morgenrot.
Mein Herz, vor Kälte starr und steif,
ist schon zur siebten Stunde tot
– ein Fraß für frühe Beutegänger.

Anouk Ferez, Okt 2016, all rights reserved

Informationen zum Gedicht: Frühe Beutegänger

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06.10.2016
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