Profil von Eva Pietsch

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Anzahl Gedichte: 246
Anzahl Kommentare: 23
Gedichte gelesen: 28.353 mal
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Titel
46 Moment mal!
Vorschautext:
Du scheinst im Galopp durchs Leben zu traben
und für nichts und niemanden Zeit zu haben.
Wünschst du es anders, musst du dich bequemen,
zum Innehalten dir Zeit zu nehmen.

In deiner Hektik sägst du dumpf
den Wald um, doch die Säge ist stumpf.
Hältst du inne, um mal einen Blick zu werfen,
fällt dir vielleicht ein, dein Werkzeug zu schärfen.
45 Nö!
Vorschautext:
"Nö" ist mein neues Lieblingswort.
"Nö" sage ich in einem fort
Ich weide mich daran und freue mich still,
all das nicht zu tun, was ich nicht will.
Ich fange auch erst gar nicht an
mit alledem, was ich nicht kann.
44 Fassade gewahrt
Vorschautext:
Potemkinsche Dörfer und Prunkkulissen
soll unser werter Besuch nicht missen.
Wir räumen das Chaos in den Keller.
Ordnung dauert. So geht es schneller.
Oben hui, unten pfui gemäß altem Brauch.
Waschen nicht nötig - Parfüm tut's doch auch.
Dreckecken-Mief bringt keinen zum Niesen,
wenn überall Duftbäumchenwälder sprießen.
Auf diese Weise haben wir Arbeit gesprat
und zugleich die Fassade gewahrt.
43 Fake News
Vorschautext:
"Fake News" ist Englisch, falls du das nicht weißt.
Willst du wissen, was das heißt?
Gemeint sind die als Tatsachen verpackten
unbewiesenen, "alternativen Fakten".
Man hört sie an, schon das lässt tief blicken.
Und dann erwischt man sich noch beim Nicken.
42 Der Untergang im Abend-Land
Vorschautext:
Vermeintlich geht täglich die Sonne unter.
Immer wieder spricht man darüber munter.
Gehören denn alle, die sowas behaupten
zu den ihres Verstandes beraubten?
Man sehe den Tatsachen ins Gesicht:
Untergehen kann die Sonne nicht.
Nein, sie steht still an ihrem Fleck.
Wir dreh'n uns mit der Erde weg.
Und was muss da die Sonne sehen?
Nun, sie sieht uns untergehen.
Bedenkt man das genauer,
ist sie kein bisschen schlauer.
41 Den Hals nicht voll genug kriegen
Vorschautext:
Gierige lechzen danach, Gut und Geld zu vermehren
und Kaviar und Austern en gros zu verzehren.
Dabei geht es ihnen nicht so sehr
ums Wieviel, sondern um das Immer-mehr.

Eine Gewinnfunktion, die linear, aber steil ist,
ist etwas, das schon ziemlich geil ist.
Verläuft eine Kurve erst immer steiler,
ist das schlichtweg noch viel geiler.

Ein solcher Wachstumsverlauf, ein exponentieller,
bedeutet, das Einkommen wächst immer schneller.
...
40 Plötzlicher Durchblick
Vorschautext:
Jüngst präsentierte sich alles um mich herum speckig.
Himmel und Erde war'n verdreckt und fleckig.
Ich fand, dass all diese Schleier und Schlieren
nicht dienten, das Universum zu zieren.

Kurz drauf strahlte alles in neuem Glanz.
Der liebe Gott, dachte ich, der kann's!
Und doch ließ mich diese Veränderung stutzen.
Ich sollte wohl öfter die Brille putzen.
39 Auf Wahrheitssuche
Vorschautext:
Den Wahrheitssucher, ihn machte nicht bang
tiefes Wasser, das zum Schwimmen ihn zwang.
Die Gefahr verachtend mit stürmischer Glut
teilte er zielstrebig die reißende Flut.

Auch scheute er sich nicht, im Trüben zu fischen
und darin Wahrheiten zu erwischen.
Nur mit einer Gewässerart tat er sich nicht leicht:
mit jener nämlich, die ihm zu seicht.
38 Aktionismus
Vorschautext:
Aktionismus ist nichts als heiße Luft,
die ohne jeden Effekt verpufft.
Keinesfalls wird zum Ziele führen,
Vorhand'nes mit eins zu multiplizieren.
37 Verzicht
Vorschautext:
Wir beide denken, wir meiden Neid,
verzichten wir auf das Seidenkleid.
Doch unsere Bescheidenheit
tut uns am Ende beiden leid.
36 Raffinierte Gewinnbilanz
Vorschautext:
Mein erklärtes Shopping-Ziel
heißt: für sehr wenig richtig viel.
Darum gilt es die Fülle an Angeboten
auf Werbetafeln auszuloten.
Es gibt niemanden, der wie ich so willig ist,
schlichtweg alles zu kaufen, was billig ist.
Es kann gescheh'n, dass Qualität
dabei mal außer acht gerät.
Mir geht's nicht um Klasse und tolle Güte,
sondern um Masse und volle Tüte.
Angebote können vor Kosten bewahren
und mir als Kundin viel Geld einsparen.
...
35 Mitgenommen
Vorschautext:
Wir äußern uns're Kritik ganz offen.
Zuständige nicken und gucken betroffen.
"Das nehmen wir mit", sagen sie beflissen.
Wohin bloß, würde ich gern wissen.
Jedoch offenbaren sie
nie , auf welche Deponie.

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34 Atmosphärische Irrung
Vorschautext:
Die Atmosphäre heute ist unerklärlich.
Vielleicht ist das, was sich ereignet, gefährlich.
Die Bäume stehen ganz und gar unverbogen.
Die Wolkendecke wurde beiseite gezogen.
Ein fremdes Wesen am Himmel sendet
heut’ Licht aus, das mich scheußlich blendet.
Der Mangel an Dunkelheit ist gleißend
und wirkt auf meine Netzhäute beißend.
Noch etwas, das mich entsetzt, ja - verstört:
Die Luft ist regelrecht ausgedörrt.
Sonst kommt Nässe stets seitwärts geflogen,
doch wurde der Luft alles Nass entzogen.
...
33 Echokammer
Vorschautext:
Ich postuliere meine Phrase
laut hinein in meine Blase.
Daher kommt auf jeden Fall
positiver Widerhall.
Ich aale mich sehr gern im Glanz
Der unisono-Resonanz.
32 Dumm gelaufen
Vorschautext:
„Die Deutschen sind dumm, das weiß ich genau“,
sagt ein deutscher Redner. Er findet sich schlau
und ist nach seiner eig‘nen Meinung
eine Ausnahmeerscheinung.

Er erklärt sich zur geistigen Elite
und gleichzeitig jeden andern zur Niete.
Doch von Dummen wird Schlauheit nicht anerkannt.
Das Publikum hält ihn schlicht für arrogant.
31 Langeweile macht erfinderisch
Vorschautext:
Heut‘ muss ich mit mir alleine sein.
Da geh‘ ich vor Langeweile fast ein.

Gelangweilt stehe ich neben mir
und frage mich: „Was erstreben wir?“

Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll.
Meine Gesellschaft finde ich nicht so toll.

Da schlag‘ ich mir selbst vor eine Partie
Versteckspiel. An Ideen mangelt‘s mir nie.

...
30 Regenkanon
Vorschautext:
Wir wollen den Regenkanon singen,
den Regen in die Knie zwingen.
Die erste Stimme sing‘ ich, du die zweite.
Der Regen sucht leider nicht das Weite.
Stattdessen gesellt er sich in unsre Mitte
und singt laut die dritte.
29 Seltsame Toilettenbelehrung
Vorschautext:
„Verlasse bitte diesen Platz
so sauber wie die Miezekatz“??

Ich spülte die Hinterlassenschaft lieber fort,
doch bevorzugt man an diesem Ort
(und muss gar schriftlich drauf beharren),
dass die Raumnutzer ihre Notdurft verscharren.
Seltsam, doch will man‘s offenkundig so haben,
dass wir selbige wirklich vergraben.
Andre Leute, andre Sitten!
Wenn sie so lieb darum bitten…
28 Unverschämte Toilettenbelehrung
Vorschautext:
Man solle den Ort so hinterlassen,
dass es einem selbst zum Wohlfühlen gereiche?
Na, das könnte denen so passen,
dass ich hier renoviere und streiche!

Nö, das woll‘n wir erst gar nicht anfangen!
Wenn ich für den Toilettengang schon bezahle,
kann man wohl kaum von mir verlangen,
dass ich auch noch tapeziere und male.
27 Verständliche Toilettenbelehrung
Vorschautext:
Wie man Bremsspuren aus der Schüssel entfernt,
hast du hoffentlich im Elternhaus gelernt.
Man schätzt an diesem Ort deine Bemühung
um Sauberkeit gemäß deiner guten Erziehung.
Verhalte dich entsprechend manierlich und reinlich!
Alles andere wäre peinlich.
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