Titel | ||||
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215 | Flügge | |||
Vorschautext: Flügge wirst Du, Paradiesvogelkind. Das heißt, Du wechselst demnächst das Gefieder. Es heißt auch, dass Erwachsene jetzt anstrengend sind. Sorge dich nicht! Das gibt sich auch wieder. Wann immer Elternworte stören, ist jeweils der Beschluss zu fassen: Ist‘s angezeigt, auf sie zu hören, oder es doch sein zu lassen? Die Phase stärkerer Opposition gegen der Altvögel Erziehungsmaßnahmen ... |
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214 | Lyrischer Ziffernschreibkurs | |||
Vorschautext: Die 1 nimmt ihren Lauf. Erst steigt sie steil bergauf Dann stoppt sie und springt munter von oben wieder runter. Aus einem rechten halben Herz besteht die 2. Das ist kein Scherz. Denk an die schöne Spitze und auch an den Strich am Grund! Halt nach dem ersten Bogen an, dass man die Spitze sehen kann! ... |
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213 | Attacke! | |||
Vorschautext: Ich weiche nicht zurück, um deine Wut zu zähmen, Ich brauche nur ein kleines Stück Platz um Anlauf zu nehmen. |
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212 | Kein Entkommen | |||
Vorschautext: Fernweh? Nichts als Theorie! In die Ferne kommst du nie, denn bist du dann erst einmal da, ist die Ferne plötzlich nah. Ganz geich wohin: Auf Schritt und Tritt nimmst du dich überallhin mit. |
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211 | Altes Spiel | |||
Vorschautext: Wir spielen nach Jahren das alte Spiel, das uns als Kinder so gut gefiel: "Ich sehe etwas, das siehst du nicht", sag' ich und schaue - in dein Gesicht. Was mir dabei bewusst wird, ist, dass du nicht siehst, wie schön du bist. |
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210 | Realistisch träumen | |||
Vorschautext: Zu träumen darf man sich erlauben. Man muss ja deshalb nicht dran glauben. |
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209 | Wundertinte | |||
Vorschautext: Jüngst wurde eine Tinte erfunden, die ist gleich nach dem Lesen verschwunden. Sie ermöglicht dem Lehrer zu überwachen, ob Kinder die Leseaufgaben machen. Meist stellt er Lese-Hausaufgaben. Doch zu morgen will er Geschichten haben. Die sollen sie nicht zu vergessen wagen, denn am nächsten Tag sind diese vorzutragen. Er nimmt tags drauf Toms Heft. „Zeig her!“, sagt er. Das Heft von Tom ist aber leer. ... |
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208 | Die Betonung macht’s | |||
Vorschautext: Für en vogue und für modern erklärt die Avantgarde sich gern. Doch die Flammen der Vergänglichkeit lodern. Was heute modern ist, wird morgen schon modern. |
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207 | Sanddornbonbons- ein Beipackzettel | |||
Vorschautext: Sanddorn-Pillen, eine Tüte von der allerbesten Güte Anwendungsbereich: Nimmt man zur rechten Zeit Vitamin C weiß der Hals gleich bescheid und tut nicht mehr weh. Inhaltsstoffe: Insbesondere Sanddornsaft steigert nachhaltig die Abwehkraft und verschafft der Gesundheit die Pole Position, wo Bazillen, sie nicht erwischen. ... |
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206 | Jahresrückblick | |||
Vorschautext: Schon 2018 war uns nicht recht. Erst recht 2019 fanden wir schlecht. Doch obwohl wir 2020 noch trüber fanden, haben wir auch dieses Jahr überstanden. |
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205 | Die Lösung des Fußball-Problems | |||
Vorschautext: Die Ballzumessung scheint etwas zu knapp für zweiundzwanzig Spieler im Trab. Wenn solch eine Menge nach einem Ball giert, sind Neid und Streit vorprogrammiert. Von der Spielermenge die halbe stellt Beine, die andere macht die Schwalbe. Die Zuschauer auf den Rängen glotzen, wenn Ballmangel-Frustrierte auf Rasen rotzen. Die einen foulen, die anderen weinen. Das wäre nicht nötig, will mir scheinen. ... |
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204 | Hurra, wir sind nicht seuchentot! | |||
Vorschautext: Keine besonders überzeugende Note verleiht der Hinweis auf Seuchentote und ihre desolate Lage, der Diskussion, wenn doch die Frage, wie's Lebenden vor Ort ergeht, auf der Tagesordnung steht. Aussagen zum Dienst an Discounterkassen woll’n auch nicht recht zum Thema passen. |
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203 | Diskussion | |||
Vorschautext: Den Machtbesess’nen in Extase bringt seine eig’ne Totschlag-Phrase. Sie kann unter Umständen sachlich korrekt sein, und doch passt sich fachlich und inhaltlich nicht zum Thema, denn ablenken ist bequemer. Vielleicht geht es nur darum zu siegen und and’re stumm und kleinzukriegen. Wer an solchem Sieg sich labt, hat der zwangsläufig recht gehabt? |
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202 | Rhetorik | |||
Vorschautext: Man ziehe ein unzutreffendes Beispiel heran. durch das man sein Handeln begründen kann. Man wende dieses Beispiel sodann unterschiedslos in jedem Fall an. |
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201 | Mehrzweck-Büroklammer | |||
Vorschautext: Wenn Bürokratie die Seele schmerzt, dann greife man sogleich beherzt zu dieser vielseitigen Klammer, denn sie hilft gegen Alltagsjammer, wenn - fest ins Ohr gekeilt - sie jeden Schmerz verteilt. Zum Jaulen ein realer Grund ist nicht halb so ungesund. |
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200 | Weihnachten aus der Distanz | |||
Vorschautext: Aus Seuchengründen liefern dürfen Weihnachtsmänner nur mit Würfen ihre Päckchen aus Distanz. Keine Scheibe bleibt da ganz und gerührt kein Auge trocken bei jenen, die in Stuben hocken. Fürs Lüften ist nun, wie man sieht, gesorgt, auch wenn's ein wenig zieht. Auf Weihnachtsmänner kann man zählen. Sie wissen, welche Gaben fehlen: Die Päckchen bergen - sage und schreibe!- je eine neue Fensterscheibe. |
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199 | Traumberuf | |||
Vorschautext: Es war leicht, mich in den Beruf zu locken, denn ich gehör’ zu den faulen Socken. Es hat durchaus einen tieferen Sinn, dass ich Lehrerin geworden bin. Das wichtigste meiner Berufswahlkriterien waren die langen und häufigen Ferien. Zwar wären mir ein paar mehr Wochen recht, doch für den Anfang sind zwölf nicht so schlecht. (Nun ja, die Geringzahl der beweglichen Ferientage ist ohne Frage eine Plage.) Bisher nicht zu verachten war das regelmäßige Sabbatjahr. ... |
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198 | Ex- und Implosion | |||
Vorschautext: Um Materie auf engstem Raum zusammenzuhalten, muss ein entsprechend hoher Außendruck walten. Die Gefäßwand halte man besser geschlossen, sonst kommt die Materie heausgeschossen. Für dieses Phänomen kenn‘ ich zu meiner Freude ein Beispiel: Kinder in einem Schulgebäude. Solang' alle Türen geschlossen sind, passt auf das Volumen sehr viel Kind. Doch wehe! Öffnen sich beim Pausengong die Türen, wird das zu explosiver Ausdehnung führen. ... |
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197 | Gelassen ergrauen | |||
Vorschautext: Den Schock musste ich erst einmal verdauen! Es war nicht zu leugnen: Ich begann zu ergrauen. Ich hatte mein erstes farbloses Haar entdeckt. Damals hat mich das noch erschreckt. Inzwischen habe ich davon hundertzwanzig. und werde vergnügt und gelassen ranzig. |
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196 | In Würde das Alter vergessen | |||
Vorschautext: Wie alt ich werde? Ich weiß es nicht, ehrlich. Die Zahl verändert sich doch alljährlich. Mit fortschreitendem Alter fällt es uns Alten zunehmend schwer, die Zahl zu behalten und nicht aus dem Blick zu verlieren, selbige zu aktualisieren. Bitte nehmt es mir nicht übel, aber ich bin nicht mehr flexibel. Werd‘ ich nun vier- oder achtundvierzig? Egal! Die Scheu vor dem Altern verliert sich mit der Zeit. Und Alter macht vergesslich. Wie hoch es genau ist? Ich glaub' unermesslich. |
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