Titel | ||||
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235 | Carpe momentum | |||
Vorschautext: Nur noch eben: den Rasen mähen, die Steuer erklären, Knöpfe annähen, den Gehsteig kehren. die Treppe wischen, das Feuer entfachen, das Essen auftischen, den Abwasch machen, das Hoftor streichen, die Kirschen entkernen, ... |
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234 | Der unsouveräne Vorgesetzte | |||
Vorschautext: Um den Vorgesetzten herauszukehren, muss man alle darüber belehren, solange, bis auch der Allerletzte kapiert, man ist der Vorgesetzte; und alle ringsumher sind eben - nur untergeben. Wem es an Souveränität gebricht, hat’s nötig - der Souveräne aber nicht. |
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233 | Ein Apfel am Tag | |||
Vorschautext: Wer pro Tag einen Apfel sich einverleibt, bewirkt, dass der Arzt ihm vom Leibe bleibt. Zumindest ist das, was das Sprichwort besagt. Doch seit meinem Krankenhausaufenthalt nagt diesbezüglich leiser Zweifel an mir: Was will denn dann der Arzt bloß hier? Ich frage mich wirklich, was hier los is’. Liegt’s an einer Apfel-Überdosis Die Arztfreiheit wird womöglich verfehlt, wenn man sich beim Apfelessen verzählt. |
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232 | Ohne Ende | |||
Vorschautext: Bis vor kurzem war es nicht zu bestreiten: Alle Dinge hatten zwei Seiten, nämlich hinten eine und eine vorn. Doch hab' ich den Glauben daran verlor'n, als mir klar wurde, dass unser All kein Ende hat hinten und vorn nur den Knall. |
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231 | Fortschritt | |||
Vorschautext: Einstein sprach, als man ihn bat: "E ist gleich mc Quadrat." Der Physiker lag etwas schief. Die Gleichung blieb nur relativ. Außerdem war sie noch nie mehr, als nur eine Theorie. Ich hab' darüber nachgedacht, die Formel weit vorangebracht, und ich durchschaue ihren Trick: E ist gleich mc Kubik. Ohne mein kluges Zutun wäre ... |
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230 | Schlussfolgerung | |||
Vorschautext: Unüberlegt sagt man daher, weniger sei manchmal mehr. Welch seltsames Gedankenspiel! Dann wäre wenig ja manchmal viel, und mitunter wäre im logischen Schluss sogar Mangel der pure Überfluss. |
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229 | Ohne Fazit | |||
Vorschautext: Deinen eigenen Fehler anzuerkennen, könnte man fast demütig nennen. Aber nichts daraus zu lernen wär' Doch etwas defazitär. |
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228 | Treuer Freund | |||
Vorschautext: Jeder Vertreter der Spezies verhält sich ausnahmslos kuschelig und pelzig. Von anschmiegsamem Naturell ist er, und plüschig ist sein Fell. Die Tugend der Verschwiegenheit ist ihm höchste Obliegenheit. Ihm kann ich alles anvertrauen und trotzdem noch in die Augen schauen. Über die Kunst der Diplomatie verfügt er. Er widerspricht mir nie. Ich muss ihm nur in die Knopfaugen blicken, dann seh’ ich sachte ihn Zustimmung nicken. ... |
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227 | Spende statt Geschenk | |||
Vorschautext: Gebt es doch zu: Der guten Gaben, an denen nicht alle Anteil haben, habt Ihr wie auch ich im Überfluss, weshalb ich Euch nichts schenken muss. Die Güterverteilung bei uns ist nicht fair, und Staubfänger braucht niemand mehr. Lasst uns bescheiden sein statt gierig! Was ich an Euch spare, das investier’ ich. Den Menschen, die an reichen Gaben meist nicht viel zu erwarten haben, ... |
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226 | Realistische Erwartungen | |||
Vorschautext: Unsere Zuneigung muss keine Berge versetzen, aber schön wäre doch, wenn wir zwei uns schätzen. Die rosa Brille scheint mir nicht von Nutzen, doch bin ich bereit, die meine zu putzen. Ich werde dich nicht in den Himmel loben, sonst schaust du auf mich herab von oben. Ich will nicht auf Händen getragen werden und steh' gern mit beiden Beinen auf Erden. ... |
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225 | Das kluge Prinzip der Freiwilligkeit | |||
Vorschautext: Selbst will den Beschluss man fassen, dies zu tun und das zu lassen. Nie soll man gezwungen werden, denn das kann die Lust gefährden. |
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224 | Neuer Glanz | |||
Vorschautext: Sollen mir höchste Ehren gebühren, muss meinen Ruf ich aufpolieren. Zum Ruhmesglanze fehlt mir nur ein kleines bisschen Politur. |
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223 | Auf die Botschaft kommt es an | |||
Vorschautext: Wenn ein Kunstwerk für sich alleine spricht es durch Genialität besticht, empfiehlt es sich meiner Meinung nach nicht, es unter dem Aspekt zu betrachten, ob der Künstlers Moral zu verachten oder gar zu verehren sei. Das sei für das Urteil einerlei. Und wär’s auch das Werk eines Bösewichts, so könnte es selbst dafür doch nichts. Doch gut, wenn man nicht aus dem Blick verliert, welche Botschaft es transportiert. ... |
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222 | Übersetzung Vogel-Deutsch | |||
Vorschautext: Mir ist endlich die Übersetzung gelungen. Folgendes haben die Vögel gesungen: „An sonnigen Frühlingstagen wie diesen sei jubilierend die Schöpfung gepriesen.“ |
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221 | Die Wahrheit hinter der Lautstärke | |||
Vorschautext: Ihre Dummheit durch Lautstärke wettzumachen versuchen die Dummen. Das wäre zum Lachen, übertönten sie damit nicht häufig die leiseren Worte der Klügeren und Weiseren. |
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220 | Vom Umgang mit Regen | |||
Vorschautext: So ignorieren Heidschnucken den Regen: grasen, kauen, wenig bewegen, gucken und noch einmal kauen, auf den Wollmantel vertrauen. Und ich? Besser nur aus dem Fenster gucken auf die im Regen stehenden Schnucken, über sie ein paar Zeilen schreiben, dabei selbst lieber im Trockenen bleiben. |
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219 | Ansichtskarte aus Irland | |||
Vorschautext: Das olle Wetter hier ist tierisch grau und regnerisch - eben irisch. Außerdem ist es kühl und windig. Wie Du dir sicher vorstellen kannst, find‘ ich das eher geeignet zum Drinnenbleiben, Zum im-Café-sitzen und Kartenschreiben. Immerhin hab‘ ich mit Muskelkraft mich per Red durch den Regen hierhergeschafft. Hier sitze ich nun nass wie ein Pudel. Es grüßen Dich ich und mein Apfelstrudel. P.S. ... |
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218 | Poesiealbum | |||
Vorschautext: Dass ich Poesiealben gerne mag, beweist, ich bin vom alten Schlag. Die Dichtkunst nennt man Poesie. Ein Gedicht fordert die Phantasie mehr als ein tabellarischer Bericht Über Lieblingsessen und Körpergewicht. In den Alben mit anfangs noch leeren Seiten sammeln sich sowohl Lebensweisheiten als auch gute Wünsche im Laufe der Zeit. Dank ihnen ist man für immer gefeit gegen jedwede Unbill im Leben. ... |
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217 | Verfolgt | |||
Vorschautext: Ich hoffe, er fühlt sich von mir nicht belästigt, mein Schatten. Ich bin nämlich an ihm befestigt. Es kann auch sein, dass ich ihm nütze, weil ich ihn vor UV-Licht schütze. Sonnenbrand kommt bei meinem Schatten nie vor. Ich habe einen hohen Lichtschutzfaktor. Manch einem ist es vielleicht nicht neu: Die meisten Schatten sind sehr lichtscheu. Ein kleiner Disput, den wir zwei einst hatten, war, wessen Aufgabe es sei, wen zu beschatten. Eine Weile lang waren wir beide erbost. Dann haben wir einfach ausgelost. |
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216 | Zu spät! | |||
Vorschautext: Das Rad ist lange schon erfunden Und dreht erfolgreich seine Runden. Ein Zweifler hat nicht darauf vertraut und es noch einmal gebaut. Zuweilen ist Skepsis ja angebracht, doch mancher Zweifler blieb ewig Zweiter, hat sich nur Repliken ausgedacht und brachte die Welt nicht weiter. |
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