Profil von Annelie Kelch

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Registriert seit dem: 06.10.2016

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Hallo, liebe LyrikfreundInnen, ich lese am liebsten Lyrik; sie macht mich oft nachdenklicher als Romane; das schafft sie mit wenigen, prägnanten Sätzen! Allerdings lese ich auch gern Romane, einige zumindest; aber Lyrik ist meistens fantasievoller, die Sprache ist oft wunderschön und bringt es auf den Punkt. Am liebsten lese ich die Lyrik von Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowsky, Doris Runge, Sarah Kirsch, Günter Eich und Jan Wagner.

Statistiken


Anzahl Gedichte: 156
Anzahl Kommentare: 17
Gedichte gelesen: 73.637 mal
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Titel
136 Herbstmund 04.11.17
Vorschautext:
Kostbare Stunden raubt uns der Herbst –
aber noch immer tragen wir
das Grün der Sommerwiesen
in unseren Herzen.

Es welkt, wenn kein Vogel mehr singt
und das Lied der Wälder verstummt.

Unsere Wangen sind bleich vor Trauer,
Schlaf senkt sich über die stillen Dörfer.

Das Ufer versinkt im Fluss
...
135 Und den Wind bitten ... 28.10.17
Vorschautext:
Ein wenig Regen einfangen
bevor er auf die Erde fällt
und auch mal einen Liter „Volvic“
kaufen für die Dritte Welt
(= 10 l sauberes Wasser in Afrika)
Nachlässig alle Felder stoppeln
bevor die schwarzen Vögel kommen
den Wind bitten, sich zurückzunehmen
und die letzte Glut der Sonne schlürfen
sein Gesicht betrachten zu dürfen, bevor es altert
und scharfe Falten es traurig meißeln
den Wind bitten, sich zurückzunehmen
...
134 Herbstfeuer 27.10.17
Vorschautext:
Es waren Gefühle, die mich blind machten
Einen trüben Herbst lang
hatte ich mich aufgegeben
wie ein Blatt, das vom Baum fällt,
ohne zu wissen, wo es landen wird

Der Winter brachte Frost
weckte mein träges Herz und schärfte mein Aug'
Ich blickte weit über den Horizont hinaus ...
Irgendwo brannte ein Feuer, das mich lockte
Ich machte mich auf den Weg
und setzte mich davor
...
133 Mein Bruder mit den Nebelaugen 11.10.17
Vorschautext:
Mein schwermütiger Bruder mit den Nebelaugen
streift hastig durch den goldenen Oktober
Die letzte Mahd träumt einen letzten Traum im Schober
Das Laub der Bäume friert und hält den Atem an
Und dennoch fallen ein paar welke Blätter
Aufs regennasse Pflaster dann und wann.

In Flüssen kräuselt sich vor seinem schroffen Blick das Wasser:
Mein kalter Bruder redet herbstlich mit den sanften Wellen
Die kühlen Worte ziehen eilig weiter zu den lauen Quellen
Der Wind wird stürmischer und deutlich regennasser.

...
132 Steckbrief Herbst 06.10.17
Vorschautext:
Herbst, junger Rebell ...
Prinz, der den Sommer vom Thron fegt,
geistert als Nebelgestalt
durch den schwermütigen Wald:
Da vergeht dir Hören und Sehen.

Herbst – alter Clochard,
zieht sich zurück
unter die Lombardsbrück –
wenn kein Fischlein mehr springt,
keine Drossel mehr singt,
im schwermütigen Wald
...
131 François Villon träumt vom Ende 05.10.17
Vorschautext:
Tödlich, am Galgen zu hangen!
Blanche so weit fort und das Ende nah wie nie –,
mit blauen Lefzen und mit fahlen Wangen,
wie ein zum Ausbluten gekeultes Vieh.

Es gibt der Gauner mannigfach auf dieser Welt;
doch ausgerechnet MICH krallten die Wachsoldatenhunde
– was item dem François Perdrier gefällt –
im finstern Tann nahe Patay zur Geisterstunde.

Tödlich, am Galgen zu hangen.
Adieu, mein lieber Freund Jean de Calais!
...
130 Ausflug im Dritten Jahr 01.10.17
Vorschautext:
Mein dritter Sommer:
Über der Elbe liegt Sonne,
Sterne tanzen auf dem Wasser. -
Sie macht sich fein,
verpasst mir ein dunkelblaues Trägerröckchen,
den rot-weiß gestreiften Pulli,
weiße Söckchen und schwarze Lackschuhe.
Ich darf das Knetgummi nicht mehr anfassen,
muss 'sauber' bleiben.
Wir gehen zum Leuchtturm, den lieb ich,
dort hält der Bus – ich stolpere auf den
Stufen, der Busfahrer schaut streng;
...
129 Haiku -Variationen zwischen Krieg und Frieden 30.09.17
Vorschautext:
Großstadt erwacht
hinter der Nebelwand
verschwommene Lichter

Fukushima –
der Mond hat keinen Einfluss mehr
auf den Reis

Im Intercity – ich
mit entgleisten Zügen
in falscher Richtung

...
128 Der Angler 29.09.17
Vorschautext:
Ein Bächlein, hell und klar,
darin das letzte Fischlein war:
schwamm immerfort putzmunter
den Bach hinauf, hinunter …

Ein Angler warf die Reuse
gleich neben einer Schleuse:
Das Fischlein schwamm hinein.
Es zappelte und zuckte
und ward danach sehr still;
lag bald schon auf dem Grill.

...
127 Du und ich 28.09.17
Vorschautext:
1.
Der Wind heult vor deinem Fenster -
du musst wachen.

Lichter flackern bedenkenlos -
das Buch auf deinem Nachttisch
öffnet sich und fächert die Seiten auf.

2.
Sobald der Sturm sich gelegt hat,
wirst du aufstehen; die Turmuhr schlägt vier.

...
126 Die schöne Dicke 27.09.17
Vorschautext:
Die schöne Dicke ruht sich aus von zuviel Kuchen.
Das süße Zeug und auch Bonbons sind dazu angetan -
sie Tag für Tag aufs Neue zu versuchen.

Auch liebt sie süße Brause und Kaffee mit Sahne,
doch niemals trinkt sie Bier – wegen der Atemfahne.

Ihr Liebster, ein Eunuch, war grade zu Besuch;
gleich steht sie auf und liest in einem guten Buch.

Das jedenfalls will ich schwer für sie hoffen,
die schöne Dicke von Tamara
...
125 Chaos 25.09.17
Vorschautext:
Wie willst du in diesem Gedankenbett zur Ruhe finden, mein Lieb?
Schau nur, wie 's in deinem Kopf heute Abend wieder ausschaut.
Ich hab 's dir aufgemalt.
Gib es auf, mit den anderen gegen die Zeit zu rennen,
zu wünschen, zu hoffen, zu erwarten – und schon bald werden Heiterkeit und Gelassenheit in deiner Seele eine Heimat finden, und alle Träume werden schlafen gehen – bis du sie weckst,
einen nach dem anderen.
Dann wird das Leben dich lieb überraschen, weil du keine Hoffnungen mehr hegst– dein friedlicher Gleichmut wird belohnt werden.
Komm zur Ruhe, mein liebes, forderndes Herz;
kein Quell ist so mächtig und stark,
dass er ewig fließen könnte.
124 Raues Meer 24.09.17
Vorschautext:
Raues Meer – das wellige
graue Haar eines alten Mannes,
der in beiden Weltkriegen kämpfte.

Schön und dunkel kommt nachts die Flut -
mit Lippen aus Schaum wie jener
vor den Nüstern kranker Pferde.

Der Strand macht Platz
und empfängt sie mit Würde.

Sie lässt alles zurück,
...
123 Herbstgedanken 23.09.17
Vorschautext:
„... Sterben ist in diesem Sein nichts Neues,
Doch zu leben, wahrlich, auch nicht neu.“
(Sergej Aleksandrowitsch J e s s e n i n,
in „Lebe wohl, mein Freund“ – vor seinem Selbstmord)

Letzter Schmetterling
Im Luftzug
Über späte Sommerfelder

Ich will weder Freude
Noch Leid bewahren:
Beides ist vergänglich
...
122 Melancholie im Herbst 16.09.17
Vorschautext:
Wie manche junge Liebe, instabil und unbeständig:
So launisch kommt der Herbst daher im hohen Norden.
Der sanfte Sonnenwind wird streckenweise zum Orkan.
Du fragst: Was ist aus all dem Sommerglück geworden …?
Ich weiß es nicht, mein Lieb – und fang von vorne an.

Herbstregen fällt, auch kleine Frösche werden älter.
Ich wandere durch die menschenleeren Gassen.
Mir fehlt nichts; ich bin nur betrübt und suche dein Gesicht.
Nun ist es kalt, mein Lieb, wart 's ab, es wird noch kälter.
Am Ende einer langen Hafenstraße blüht ein Fensterlicht.

...
121 Ansprache einer traurigen Braut (einen Tag vor der Hochzeit) 13.09.17
Vorschautext:
Ich lese schrecklich gern Gedanken - ganz besonders deine.
Dein ungestümes Mienenspiel sagt mir, woran ich bei dir bin.
Das ist der Grund, weshalb ich manchmal weine
und längst vermute: Das mit uns hat keinen Sinn.

Doch wenn du fort bist, fühl ich mich alleine,
mir ist zumute dann, als regne es in alle Zimmer,
als schleiche sich ums Haus ein eisig kalter Wind.
Dann rede ich mir ein, ich liebte dich noch immer
und dass wir mehr als nur ein Brautpaar sind.

Du wolltest nicht mehr von mir lassen,
...
120 Es war einmal ... 10.09.17
Vorschautext:
Ein paar Stunden nur
sobald die Tage
kürzer werden
will ich untertauchen
im Nebel des Vergessens.

Du fehlst mir in meiner Traumwelt,
darin des Nachts das Sternensilber
in letzte Rosen und Gedanken fällt.

So fing alles an:

...
119 Ich – im Grab 01.09.17
Vorschautext:
Ach, wenn ich dereinst im Grabe liege
und bei Tag und Nacht von dir nur träume,
wirst du vielleicht wütend auf mich sein,
weil ich dir so einfach weggestorben bin.

Ach, ich will ja gar nicht wissen,
was ich alles jetzt versäume,
nur den Duft der Rosen werde ich vermissen,
die im ersten Vierteljahr fast täglich
du aufs Grab gelegt hast, Tränen in den Augen.

Ach, ich will ja gar nicht wissen,
...
118 Unsere Gärten im August 20.08.17
Vorschautext:
Bei Trockenheit und Hitze wird jetzt weniger gemäht;
wir sammeln reife Samen von Gewächsen, ehe es zu spät,
unsere wunderschönen Sommerblumen zu vermehren.
Und Rosen, die ins Kraut geschossen,
werden nach der langen Sommerblüte
gestylt durch einen Schnitt mit Gartenscheren.

Das Gleiche gilt für duftende Lavendel-Pflanzen;
Tomaten werden regelmäßig gut gedüngt und auch gewässert.
Am Abend können wir noch ab und an im Garten barfuß tanzen.
Und mäht jetzt bitte ohne Auffangkorb, denn das verbessert
ganz ungemein den Rasen, weil durch frisches Schnittgut
...
117 Halleluja ... 10.08.17
Vorschautext:
Und plötzlich dringt jenes Lied an dein Ohr:
Ohne Vorwarnung, mitten in der Stadt
Taubenmelodie, geheime Akkorde
auf einer E-Gitarre neben
dem Marzipan-Café … wow!
Der Sound steigt dir sofort zu Kopf
trägt dich wie auf einer Sänfte durch die Menge
Du kämpfst vergeblich dagegen an
schwebst wie auf Wolken
Der Nachmittag – ausgebreitet
zu deinen Füßen

...
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