Profil von Annelie Kelch

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Registriert seit dem: 06.10.2016

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Hallo, liebe LyrikfreundInnen, ich lese am liebsten Lyrik; sie macht mich oft nachdenklicher als Romane; das schafft sie mit wenigen, prägnanten Sätzen! Allerdings lese ich auch gern Romane, einige zumindest; aber Lyrik ist meistens fantasievoller, die Sprache ist oft wunderschön und bringt es auf den Punkt. Am liebsten lese ich die Lyrik von Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowsky, Doris Runge, Sarah Kirsch, Günter Eich und Jan Wagner.

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Anzahl Gedichte: 156
Anzahl Kommentare: 17
Gedichte gelesen: 73.655 mal
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Titel
116 Ich habe den Schlüssel verloren ... 03.08.17
Vorschautext:
Ich habe den Schlüssel zur Pforte
deines Herzens verloren;
der Riegel lässt sich nicht öffnen …
Eine Sprengung kommt nicht in Frage

Du hast aus Beton eine Mauer
zwischen uns gezogen
Ich mache dir keinen Vorwurf, mein Lieb' …
reiße mir nur am Stacheldraht die Hände wund,
das bin ich gewohnt …

Meine Seele ist gebaut wie ein Deich,
...
115 Sommerbilder 30.07.17
Vorschautext:
Auf der Sonnenspur …
mit dir die Liebe
zu den Bäumen teilen

Den Lobgesang der Natur
hören und Ausschau halten
nach wahren Wundern

Auch die Distel – blüht
und jene Freude,
die aus der Schöpfung strömt

...
114 Du, geh nicht einfach so vorüber ... 21.07.17
Vorschautext:
Du, geh nicht einfach so vorbei
an den Faltern dieses Sommers -
Schau und deute die Zeichen auf ihren Flügeln:
fragile Ornamente, Aquarelle Chagalls,
gehaucht mit dem zärtlichen Atem
seiner Pinsel und den Farben des
Regenbogens auf seiner Palette,
Erinnerungsbilder von Glücksgefühlen:
Irgendwann warst du - was du heut'
nicht mehr bist … doch sei gewiss:
Alles Gute kehrt zu dir zurück.

...
113 Er – nach Yokohama ... 18.07.17
Vorschautext:
Ein allerletzter Kuss im Morgengrau,
dann musst du gehn ...
nimm mit aufs Meer hinaus
die allerletzte Zärtlichkeit.
Nicht meine Tränen
und die Ungewissheit auf die Frage,
ob wir in diesem Leben uns je wiedersehn.

Die Welt, sie geht deshalb nicht unter -
wir sind nur eines von zig jungen Paaren.
Ich werde jeden Tag um kurz vor drei
am Hafen stehn - und auf die Fenster spähn,
...
112 Nach dem Regen 11.07.17
Vorschautext:
Der Himmel strahlt wie der Mund eines Harlekins;
an seinen Wimpern hängen noch Tränen.
Die Vögel nehmen ihre Lieder wieder auf,
der Baum ist ein Notenständer, seine Blätter sind Noten: Sie geben den Ton an – ein grüner Klang Hoffnung.

Die Sonne besänftigt das traurige Herz;
Wehmut bleibt zurück … auch sie nagt an dir. -
Auch sie verzehrt dich – wenngleich langsamer
als Kummer und Gram.
Der Säugling im Kinderwagen strampelt die Decke fort,
die Sonne wärmt seine dicken Beinchen,
er strampelt und jauchzt …
...
111 Unsere Gärten im Juli – Cut and go 05.07.17
Vorschautext:
Endlich ist 's soweit: Nun darf geerntet werden, toll!
Frühkartoffeln, Zwiebeln und auch Knoblauchpflanzen.
Schlagt euch, falls ihr Lust habt, liebe Leut', die Bäuche voll- mit Johannisbeeren und mit roten Himbeern ohne Wanzen.

Wässert jetzt euer Gemüse regelmäßig - und mit viel Bedacht
auch die neuen jungen zarten Teenie-Sommerpflanzen.
Bekämpft die Schädlinge, die auf der Nas' umher euch tanzen,
vergesst die Vogeltränken nicht, gebt auf die kleinen Sänger Acht.

Schneidet jene Sträucher, die im Frühsommer schon blühten,
beugt der grünen Hölle oder Steppe vor, falls ihr im Urlaub seid.
Nicht verkehrt wär es, zum Häuschen- und zum Gartenhüten
...
110 Wundersame Rettung 03.07.17
Vorschautext:
Ein Sternlein stand allein
am Himmelszelt und glühte.
Die Nacht war schwarz,
die Nacht war lang -
so sehr es sich auch mühte
um etwas Licht auf Erden:
Es war gar schwer und wollte
keinen Deut heller werden.

Der alte Mond um ein Uhr elf
erwachte aus dem Schlummer,
wollt wissen: „Was ist los, mein Lieb,
...
109 Im Nebelwald 30.06.17
Vorschautext:
Die Nebelfrau streift durch den Wald,
trägt graue Pluderhosen.
Ich kam vom Weg ab
und geriet in ihre Näh'
mir wurde augenblicklich
klamm von Kopf bis Zeh
und unbeschreiblich eng
ums bange Herzchen.
Ihr Haar hing meterlang herab,
war weiß wie Schloh,
ich fürchtete und ekelte mich so,
mir wurde bang und bänger.
...
108 Raues Meer 29.06.17
Vorschautext:
Raues Meer – das graue
wellige Haar eines alten Mannes,
der in beiden Weltkriegen kämpfte.

Schön und dunkel kommt nachts die Flut -
mit Lippen aus Schaum wie jener
vor den Nüstern kranker Pferde.

Der Strand macht Platz
und empfängt sie mit Würde.

Sie lässt alles zurück,
...
107 Klage eines Dienstmädchens 25.06.17
Vorschautext:
Wie meistens kam der Herr Direktor heute später heim;
beim Abendessen gab es deshalb reichlich Zoff;
die gnäd᾽ge Frau war aufgebracht und sehr gemein
und prüfte wenig später seinen Anzugstoff,

… fand einen Hauch von rosa Lippenstift am weißen Einstecktuch
und machte eine bitterböse Szene:
scheuchte den Herrn Direktor von dem Kanapee - er las in einem Buch
und brüllte: Mach mal halblang, Magdalene!

Das habe Fräulein Knaust ihm vor der Sitzung noch gerichtet,
die habe ständig Farbe an den Händen,
...
106 Lied für Jerusalem (Jeruschaljim) 23.06.17
Vorschautext:
1.
Morgens um vier: Dein Schlaf ist so tief, dass die
Vögel darüber spazieren und tirillieren könnten,
ohne dich aufzuwecken ...

Doch dann heult der Wind vor deinem Fenster -
du schlägst die Augen auf.

Lichter flackern bedenkenlos -
das Buch auf deinem Nachttisch
springt auf und spielt kokett
mit mehreren Seiten.
...
105 Schiffbrüchig 21.06.17
Vorschautext:
Sein Gefieder glänzte im Mondlicht wie ein Klumpen Silber.
Als ich sicher war, dass er schlief, schlich ich ans Ufer und heftete meine Seele unter seinen linken Flügel.

Ich versteckte mich im Schilf und wartete auf den Morgen.
Endlich hob er den Kopf, lüpfte die Flanken, putzte sein Gefieder und glitt ins heilige Wasser. Ich ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
Vom hohen Gras verborgen, lief ich über den Wiesen neben ihm her.

Er reckte seinen schlanken Hals empor und segelte mit stolzer Anmut über das Spiegelbild der aufgehenden Sonne: Eine friedliche weiße Galeere.

Am Großen Priel wäre ich fast über ihn gestolpert, gestern, so gegen Mittag. Er hatte den roten Schnabel im Gefieder versenkt: ein schiffbrüchiger Schwan neben einem toten Fisch.

Die großen und kleinen Gräser ringsum zitterten voller Ehrfurcht;
...
104 Drei Worte ... 15.06.17
Vorschautext:
Der warme Wind stupst die Blätter der Bäume und Gräser an:
Sie leben auf und schunkeln miteinander …

Von meiner Bank aus zähl' ich die Türme am anderen Ufer:
fünf Recken, die sich zum Himmel strecken …

Der Fluss kommt in Bewegung: ein knallgelbes Ruderboot naht.
17 Mann – nebeneinander zu zweit und auch wie die Orgelpfeifen …

Am Heck steht breitbeinig der Steuermann und schreit Kommandos:
Sie schwirren übers Wasser und erschrecken die kleinen Wellen …

...
103 Gestern - du 13.06.17
Vorschautext:
Gegen Ende eines wunderbaren Frühlingstages,
Bruder Sommer stand im Startloch, schnürte seine Schuh;
es war spät schon, aber immer noch sehr hell und heiß,
segelte im Blau des Himmels eine kleine Wolke weiß -
dieses Wölkchen, liebe Freundin, das warst du!

Bliebst kurz stehn vor meinem großen Fenster
und mir schien, als lächelst du mir freundlich zu -
zogest dann von dannen mit den andern in die Ferne
und ich legte froh und leise mich zur Ruh.

Und gedachte dein – erinnerte mich lange, lange -
...
102 Unvollendet ... 10.06.17
Vorschautext:
In Altersheimen staut sich oft mehr Leid als nach Begräbnissen.
Klopf an die Tür deiner Großmutter, die du seit einem Jahr nicht mehr besucht hast. - Nun öffne schon, Feigling …
Ihr Blick, dir zugewandt, spricht Bände – sofern sie noch lebt.

Meine nächtlichen Träume wollen mich verführen …
In ihnen esse ich tagtäglich Fisch und Fleisch ohne Reue.

Ich sage es euch nur einmal: Ich schreibe, was ich will; in dieser Hinsicht nehme ich nicht die geringste Rücksicht;
aber du kannst sicher sein, dass ich dich nie beleidigen werde, sofern du nicht selber damit anfängst ...

In unserer Stadt singen sie immer noch das Lied meiner
großen schmerzlichen Liebe. Ich kann es echt nicht mehr hören ...
...
101 So voller Sehnsucht – die Nächte im Frühling 07.06.17
Vorschautext:
So voller Sehnsucht waren die Nächte im Frühling …
Bei Flut strömte das Wasser über die bunten Wiesen
und hatte nur einen Wunsch: dort bleiben zu dürfen.

Der Tag kam ohne Sonne und wollte meine Nacht sein;
er füllte sich mit Schatten, und meiner Seele Schatten
trugen ihm ewige Freundschaft an.
Tage und Nächte flossen ineinander: ein totes Aquarell.

So lebte ich damals unter dem Einfluss des Mondes
und putzte die silbernen Münzen blank.
Gott herrschte wie ein heimatloser blinder Stein -
...
100 Schöner Mai - ein Abschiedsgedicht 31.05.17
Vorschautext:
Schöner Mai -
die Schiffe fahren hinaus aufs Meer
und am Himmel spielen Wolkenkinder Verstecken …
Der Schäfer hat seine liebe Müh' mit den fröhlichen Lämmern:
Mit dem Mai zog der Frühling ins Land - hörst du ihn auch …?
Hörst du die Quellen rauschen und die Vöglein singen, mein Lieb?

Schöner Mai -
was noch lebt, hebt das Haupt und lüftet sein Geheimnis;
der Sonnengott steigt herab und die Lerchen
heißen ihn jubelnd willkommen.
Das Gras will sprießen wie 's ihm passt
...
99 Über tausend Brücken bin ich gegangen ... 28.05.17
Vorschautext:
Über tausend Brücken bin ich gegangen -
du hast sie einstürzen lassen, ehe ich dich erreichte.

Tausend Worte schickte ich dir –
die Tinte verblasste, bevor du sie lesen konntest ...

Es gab Zeiten, in denen ich mich jeden Morgen
auf dich gefreut habe: Mein Herz brauchte nicht
auszugehen, um Freude zu suchen.

Der Alltag mit dir war die Seligkeit des Frühlings -
keine Wolke zeigte sich jemals am Himmel.
...
98 Frühlingssonne 21.05.17
Vorschautext:
Gestern lief mir der Frühling übern Weg:
Spinatgrün leuchtete sein Haar …
und ich erkannte auf den ersten Blick,
dass er - nur er - es war.

Sein Auge funkelte gar wild,
er trug, von buntem Schottenmuster, einen Kilt;
ein Kranz aus Champignons und
Blumenkohl schmückte den Hals bizarr.

„Weshalb geizt du mit Wärme hier auf Erden?“,
sprach ich ihn mutig an.
...
97 Guten Morgen ... 16.05.17
Vorschautext:
Ich freue mich und bin zufrieden – :
Ein jeder Morgen bringt den Tag mir als Geschenk.
Ich freue mich und bin zufrieden - :
Das macht vor allem, weil ich gerne an dich denk'.
Auch wenn es noch ein Weilchen dauert, bis du bei mir bist,
so weiß ich doch, dass du mich in der Fremde sehr vermisst.

Ich freue mich: Du bist so gut und klug und leise
und laberst nicht herum von früh bis spät …
Ich freue mich, weil ich mit dir bald reise:
Wir wollen wissen, wie bei Eisbären das Leben geht.

...
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