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Gedichte zur Wissenschaft - Seite 6


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Mit System und Codes und Regeln

Manches scheint aufs einfachste verschlüsselt
Anders als der erinnerungsstarke Elefant, der berüsselt
Man setze so, aus Spaß, neben Schwarz das Weiß
Neben die Jugend einen Greis

Es kommuniziert damit der Gegensatz
Alles Feinere scheint erstmal hin
Scheint für die Katz
Verliert den Sinn

Doch wählt man die Beschreibung nur etwas feiner
Werden die kommunizierten Unterschiede zwischen den Extremen beträchtlich kleiner
So findet sich neben Schwarz und Weiß das Grau
Dazu gibt es tausend Töne Blau
Und manch eine andere Farbe
In des Künstlers bunter Facetten-Garbe

Mit den Zahlen geht es ähnlich
Nullen und Einsen erscheinen erstmal dämlich
Jedoch beinhalten diese reduzierten Zahlenpegel
Trotz allem manch eine Rechenregel
Die erst so sichtbar zu Tage tritt
Gesehen auf des Mathematikers Höllenritt

Konsonanten gibt es eine ganze Menge
Einzeln geschrieben spricht man sie in voller Länge
Doppelt geschrieben erklingt der Vokal davor jedoch nur kurz
Unsere Logik steht vorm Sockelsturz

Wir lernen und wir merken
Kombinieren und bestärken
Wir üben uns in Vermutungen und Wissen
Wenn wir des Denkers Fahnen hissen

Nichts bleibt wirklich einfach auf des Denkers Wegen
Alles will zur Vielfalt streben
Der Versuch des Menschen Geistes Fuß zu fassen
Lässt ihn die reale Welt darum codiert erfassen.

Er ordnet nach Elementen
Mit Indizes und Exponenten
Physik, Chemie und Zahlenwelt
Werden auf diese Weise dargestellt

Regeln und Gesetze gibt es viele
Sie erschließen sich selbst beim Spiele
Vor allen dem Player der nach ihnen sucht
Statt dass er übers Unglück flucht

Regeln und Gesetze sich stets mehren
Den freien Blick nach vorn darum verwehren
Die Schau nach rückwärts wird durch Kürzung dagegen öfters frei
Für die Wissenschaft ist das nicht einerlei

Zu stetem Streben geradeaus hat man zudem einen Hang entwickelt
Die Schau nach rechts und links deshalb mit Quer betitelt
Weil im Grunde die Äpfel wohl doch den Birnen gleich
Zumindest in einem großen Teilbereich

Kohlenhydrate, wenig Fette, viele Vitamine
Spurenelemente und pergamentartige Lignine
Umschließen fest des Apfels wie auch der Birne Kern
Man glaubt fast ans Obst von einem andern Stern

Der Wissenschaftler wiegt und wägt hier um zu unterscheiden
Um den Geschmack seiner Fruchtaromen kann man ihn nur beneiden
So sind die Früchte seiner Taten
Bald schon Verzehrfertig aufs Vorzüglichste geraten

Mit seinem Team hat er dabei schon längst bemerkt
Dass das Universum doch noch täglich wächst
Was seinen raumgreifenden Wunsch verstärkt
Nach neuem Schaffen, bis zu Letzt

So steht zu Vermuten
Dass wir für die encodierten Codes der Gene in übertrag'nem Sinne bluten
Die inzwischen mit Unterstützung von Maschinen experimentell gehackt
Wobei, ganz nebenbei, die Geheimnisse des lieben Gotts geknackt

So haben wir am Ende nur gelöste Codes im Kopf
Genaueres wissen wir nicht mehr
Ein alter Zauberer gibt all unser Wissen wieder in den großen Zaubertopf
Und für uns Denker wird nüchterner Ausblick schwer ...

© Auris Caeli
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Wendekreis

Wie Faust so wollt’ auch ich nun wissen was die Welt
Im Innersten und Äußersten zusammenhält
Gut möglich, dass die Antwort mir dann nicht gefällt
Es zählt allein, dass sich die Nacht in Licht erhellt

Tausend Fragen wollte ich zu stellen wagen
Tausend Fragen, keiner konnt’ mir ihre Antwort sagen
Tausend Fragen, die wie Leuchttürme in den Nebel ragen
Tausend Fragen, deren Lösungen sich mir verbargen.

Ziel meiner Suche war’s die Schlüssel zu finden
Die mir endlich verraten wie die Wege sich winden
Ein jeder begann meinen Geist an sich zu binden
Doch ließen sie auch meine Hoffnungen schwinden

Zur Theologie fehlte mir Vertrauen doch vor allem Glauben
Der Philosophie wollt’ ich nicht gleich hundert Wahrheiten erlauben
Chemie behandelt weder größte, weder kleinste Weltenschrauben
Kunst dagegen schien den Menschen nur die Zeit zu rauben

Mit heiß’m Bemühn studierte ich Jahr auf Jahr
Die Disziplin der Physik, sie schien so unfehlbar,
Stets prüfend, stets fragend, stets Zweifeln nah
Hoffte ich auf Wissen das nicht widerlegbar war.

Mit Evidenzschwert und Formelflamme würde ich bald richten
Die Gordisch’n Knoten kühn zerschlagen und dunkle Wälder lichten
Auf den Schultern von Riesen wollt’ ich stolzerfüllt stehen
Hoch über den Wolken würde ich endlich über jede Mauer sehen.

Doch Beschreiben lernte ich und mich an Daten satt zu fressen,
Lernte das Sein nur in Ziffern und Zeichen zu pressen,
Keine Antworten auf “Was?”, nur auf “Wie?” fand ich stattdessen
Konnte nichts begreifen, doch fast alles erklären und messen.

Jede Antwort spuckte neuen Fragen nur
So stand ich nun mit jenen allein auf weiter Flur
Von wahrer Erkenntnis fehlte jede Spur
War keinen Schritt weiter als beim Abitur

Schleichend wie ein Fieber wurde mir erst später klar
Wie ich ohne es zu ahnen bald verändert war
Logik, Kausalität und Axiome war’n was ich nun sah
Sodass mein Geist Gedanken wie Maschinen gebar

Du bist was du isst und wirst was du denkst,
Selbst wenn du im Geiste gerne Grenzen sprengst,
Die Gedanken in unentdeckte Länder lenkst,
Altes mit Neuem zu Unbekanntem vermengst

Auch du wirst folgen was deines Faches Regeln sind
Hoffend deine Kunst zu meistern recht geschwind
Wer eifrig nur nach Nadeln sucht wird blind
Für gold’ne Ähren, welche tief im Heu verborgen sind

Je mehr ich den Herzschlag des Universums verstand,
desto weniger hatte ich seine Wärme erkannt.
Der Sternenhimmel war mir einst ein Wunderland
Heute sehe ich nur Wüste angefüllt mit Lichtersand.

Schlimmer noch, ein Auge musste mir nun reichen
Denn die Worte schienen nun vor mir zu weichen
Waren trocken und leer, träge und schwer, schweigende Leichen
Ich verstummte vor einer Welt voller Fragezeichen.

Liebe und Hass, Freude und Not, es stirbt wer ward geboren
Ihr Widerstreit war einst ein dunkles Lied in allen Ohren
Stumm nun bleibt das Herz, sieht doch hinter allem nur:
Wie im Himmel so auf Erden, regiert allein die Natur.

Nach Jahren kalten Rechnens will ich endlich wieder fühlen
Wie die Herzschläge der Welt mich durchwühlen
Will im Feuer junger Jahre wieder brennen
Will der fernen Länder Küsten kennen
Will die Welt in tausend bunten Farben malen
Damit die Sterne im Glanze alter Zeiten strahlen

Zwei Seelen sollen sein in meiner Brust
Die eine schlägt mit Logik Fakten in den Stein
Die andre aber soll ein zarter Pinsel sein
Welcher zeichnet meiner Sinne feine Lust

Mein Dürsten stillt die Wahrheit nicht allein
Denn Wissen wird für immer rar, nur Gedanken frei sein
Erkenntnis wird meinen Hunger niemals sättigen
Nur der Glanz der Welt kann ihn bändigen

Noch habe ich nicht vergessen Mensch zu sein
Noch ist mein Herz nicht tot, es schlief nur ein
Mehr als ich bin will ich wieder sein
Will mein altes Ich von sich selbst befrein.
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