In manch schlaflosen Nächten,
seh` ich sein Bild vor mir:
wie er dort sitzt,
in der kleinen Dachkammer,
auf seinem Holztisch,
im Schneidersitz,
auf seinem Schoss
ein Kleidungsstück,
dass es zu ändern gilt;
er trennt Nähte auf,
näht Knöpfe an,
konzentriert, verschwiegen,
seine Hand macht aus Alt wieder Neu,
seine Augenlider reglos,
niemals ganz da,
immr in sich versunken,
niemals seßhaft,
meistens auf der Walz,
in der Hoffnung,
Arbeit zu finden,
auf eine warme Kammer,
einen Schlafplatz,
Essen,
ich sehe ihn,
wie er im Dämmerschein
einer Pretroleumsleuchte
Garn einfädelt,
hält die Nadel etwas schief,
schielt von der Seite,
leckt das Fadenende an,
einmal, zweimal,
steckt es dann durch das Nadelöhr,
zieht es an beiden Enden,
bis es gleich lang ist,
zupft es straff,
am Ende ein Knoten,
dann näht er weiter,
bis Nähte zuammen sind,
Löcher geflickt,
Knöpfe an seinem Platz sitzen,
zufrieden betrachtet er
das fertige Kleidungsstück,
erst dann fragt er sich,
wo er sein Haupt wohl
diese Nacht niederlegen wird?!
Darf er bleiben,
muß er weiterziehen?
Jedesmal das große Bangen,
doch seine Zuversicht
ist größer als die Angst.
So war er :
der Schneidergeselle .