Gedichte Über Augenblick - Seite 288

Januarflausen

Noch sind die Bäume alle kahl,
Das Licht im Nebel wirkt nur fahl
Und wie schon anno dazumal
Leiden Nordlichter und Personal
Am Tagesgrau, katastrophal
In diesem unserem Jammertal
Wird manchem das zur Seelenqual,
Doch haben noch eine Wahl?

Im Augenblick fällt schwer das Reisen,
So müssen wir zu Hause speisen,
Sehen zum Garten mit den Meisen,
Gehören zu des Lebens Waisen,
Wenn über uns Zugvögel kreisen,
Wieder zu uns wollen herreisen,
Im Gras dicke Würmer verspeisen,
Ihr Lied singen, Natur zu preisen.

Damit der Mensch nicht ganz vergeude
In Pandemie die Lebensfreude,
Chattet er, lädt ein sich Leute
Auf seinem Smartphone, hier und heute,
Damit er ihnen auch bedeute,
Dass er dadurch Freuden einläute,
Wenn eingepfercht und im Gebäude
Am Monitor sitzt seine Meute.

So lebt denn auf, genießt den Tag,
Den jeder so schön daddelnd mag,
Legt ab die Seelennot und Plag'
Und ja kein Horoskop befrag',
Wenn „Lebe toll!“ ich zu Dir sag',
Wie jetzt mit meines Herzens Schlag
Ich forsche mit der Liebesfrag',
Ob sie mein Bild wohl lachend trag'.



©Hans Hartmut Karg
2022

*

Ich muss gehen.
Es zerreißt mir das Herz.
Ich lass dich hier stehen.
Es tut mir leid -
Ich liebe dich für alle Zeit.
Doch für deinen Lebensstil bin ich nicht bereit.
Ich gab mich auf,
dafür nahm dein Leben seinen Lauf.
Immer steil Berg auf.
Ich blieb auf der Strecke -
ich wurde zur Schnecke.
Jeder Schritt eine Qual.
Zu Anfang dachte ich, wir hätten eine Wahl.
Doch du hast dich entschieden,
bist stets von Unruhe getrieben.
Immer auf Achse und unterwegs.
Ich blieb zu Hause, machte Pause.
Ich liebe die Stille. Du liebst das Schrille.
Ich hasse es im Rampenlicht zu stehen.
Du willst dich auf jedem Magazin
auf dem Cover sehen.
Ich ging zu Grunde, du blütest auf.
Das alles - war dein Lebenslauf.
Ich habe es verstanden,
für dich kommt so vieles vor mir.
Für dich an erster Stelle immer dein Ich.
Für mich - gab es immer nur dich.
Doch nun, bin ich am Ende.
Mein Leben braucht dringend eine Wende.
Nun denke ich seit langem auch mal an mich.
Auch wenn es mir schwer fällt,
meine Zukunft ist ohne dich.
Denn in der Zukunft steht an erster Stelle
ab nun - m e i n ICH

Nichts
ist heller
als der Sonne Strahlen,
alles Leben
sie bewahren.

Nichts
ist wärmer
auf der Haut,
mild und sanft
und so vertraut.

Nichts
ist stärker
als ihr Scheinen,
alle Nacht
muss ihnen weichen.

Und wie es mich
so zu ihnen zieht,
kann ich sie doch niemals erlangen.
Allzu fern, zu mächtig ihr Quell,
beginn ich, um mich selbst zu bangen.

Nichts bleibt mir,
als nur stille zu stehn,
sie zu bewundern und endlich begreifen,
wie reich ich doch war,
als sie mich zärtlich noch streiften.