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| 322 | Schwellenzeit | 02.11.25 | ||
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Vorschautext: Ein matter Schleier hängt auf kahlen Wegen, der Nebel tastet still nach jedem Stein. Verblasst ist, was im Sommer schien zu leben, und jeder Laut versinkt im fahlen Sein. Die Tage schrumpfen, sacht und ohne Gnade, die Sonne sinkt, ein müder, goldner Schwur. Im Atem liegt die Ahnung alter Pfade, die Zeit verrinnt – ein Kreis im Still der Spur. Die Erde ruht, ihr Herz schlägt tief im Grunde, es sammelt sich, was bald vergehen muss. ... |
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| 321 | Allerheiligen | 02.11.25 | ||
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Vorschautext: Die Nebel ruh’n auf alten Steinen sacht, ein Blätterflüstern trägt vergangne Lieder. Die Erde atmet still in weicher Nacht, und Schatten wandern leis’ die Pfade wieder. Ein Hauch von Zeit liegt auf dem welken Kranz, die Kerzen flackern – goldne, zarte Wunden. Im Glanz der Flamme hebt sich Traum und Glanz von jenen, die im Schweigen Ruh gefunden. Ein Name schimmert, halb vom Moos verdeckt, ein Leben sinkt zurück in Wort und Schweigen. ... |
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| 320 | Wenn die Glocke zwölf schlägt | 27.10.25 | ||
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Vorschautext: Die Hexen reiten wieder über verbrannte Karten, ihre Besen tasten nach Grenzen, die niemand mehr glaubt. In den Fenstern frieren Geister, sie murmeln Verträge, die in Blut geschrieben sind und mit Gas gelöscht werden. Ein Mann mit dem Gesicht aus Stahl, aus dem Osten kommt er, ... |
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| 319 | Und Gott sah, dass es mühsam war | 17.10.25 | ||
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Vorschautext: Es heißt Gott schuf nach seinem Bild den Mann. Doch war er auch gewillt ein Leidenswesen zu erschaffen, dem alle Muskeln gleich erschlaffen, wenn er zur Hausarbeit gerufen? Des Mannes liebster Satz „Wo ist?...“ so hofft er, gibt ihm eine Frist, sich hurtig aus dem Staub zu machen. So lang der Mann in Blütejahren, ... |
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| 318 | Schwestern | 21.09.25 | ||
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Vorschautext: Sie schweigt. Die Nachrichten gelesen, kein Wort zurück. Ein Leben lang Verbindungen zerschnitten, Stimmen vergiftet, Herzen ausgehöhlt. Die Krankheit frisst, doch sie hält die Hand verschlossen, ... |
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| 317 | Altweibersommer | 21.09.25 | ||
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Vorschautext: Die Spinne webt ihr feines Kleid, im Morgen hängt es schillernd weit; der Tau, er flimmert gläserklar, als wär der Sommer noch mal da. Die Blüte zittert matt und scheu, ihr Purpur welkt im Himmelstreu; die Sonne lächelt müd und lind, als ob wir alle Abschied sind. Der Traum verweht, der Sommer flieht, zurück bleibt nur ein leises Lied; ... |
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| 316 | Herbstlied | 16.09.25 | ||
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Vorschautext: Die Felder sind still, die Garben gebunden, Der Sommer verweht in der Lüfte Lied. Ein matter Glanz liegt auf allen Gründen, Der Tag schon früh zur Nacht entflieht. Die Blätter sinken, gleich müden Händen, Sie lösen sich sanft vom Lebensast. Ein dunkler Schleier will niederblenden, Was einst im Licht geborgen saß. So wandl’ ich einsam durch graue Stunden, Die Erde schläft in tiefem Traum. ... |
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| 315 | Spätsommer | 05.09.25 | ||
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Vorschautext: Die Felder sind matt, ein Rest von Gold hängt zwischen den Halmen, schwer wie ein letztes Wort. Der Wind trägt den Staub der Tage, legt ihn in meine Hände, und ich spüre: es war zu viel Sonne, zu viel Verheißung. Am Rand des Gartens ... |
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| 314 | Die Tür | 19.07.25 | ||
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Vorschautext: Die Tür steht offen. Du könntest gehen. Aber wohin? Wozu? Wer, wenn du gehst, wird dann bleiben? Du blickst hinaus, siehst die Straßen, die leer sind, und merkst: Freiheit – das klingt wie ein Versprechen, und fühlt sich an wie eine Frage. ... |
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| 313 | Das Wasserherz- eine Ballade | 09.07.25 | ||
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Vorschautext: Durch dunklen Forst bei dämmrigem Licht zieht ein Jüngling allein, mit Sehnsucht im Blick. Er folgt einem Ruf, von dem keiner mehr spricht, der tief aus dem Grund alter Zeiten aufbricht. „Mein Vater erzählte vom See, der nicht schweigt, wo Nebel sich ringelt, wo Schatten gereiht, ein Wesen, das flüstert aus spiegelndem Grund – ich finde die Wahrheit, und sei sie mein Schlund.“ Still wird der Wald, der Wind legt sich schief, kein Laut, der noch lebt, kein Laub, das mehr rief. ... |
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| 312 | Schwerelos | 01.07.25 | ||
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Vorschautext: Im Dämmerlicht, wenn Häuser schlafen, tritt sie hinaus, noch ungekannt. Die Stadt, die träumt in grauen Schafen, hält ihren Atem – wie gebannt. Kein Takt, kein Lied, kein Applaus, nur Stille fließt durch ihre Glieder. Der Garten wird ihr Weltenhaus, sie tanzt – und findet sich stets wieder. Der Tau, er küsst die nackten Zehen, ihr Leib ein leises Instrument. ... |
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| 311 | Die Abseite | 01.07.25 | ||
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Vorschautext: In mir ein Keller, mit morscher Treppe, den keiner betritt. Nicht einmal ich. Ich lag dort, im eigenen Schatten verräumt, die Gedanken — wie Spinnen in alten Gläsern — bezirzten sich selbst und fluchten mir. ... |
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| 310 | Der Himmel trägt zwei Stimmen | 23.06.25 | ||
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Vorschautext: Die Sonne tritt auf wie ein Versprechen, schreibt goldene Linien in das Gras, streichelt das Antlitz der Schlafenden und flüstert: Es ist Zeit. Die Wärme liegt schwer auf den Schultern der Felder, zieht durch die Poren der Haut, macht die Träume schmelzbar wie Zucker im Regen. Doch über den Wipfeln der Bäume ... |
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| 309 | Franz Schuberts Schwanengesang | 15.06.25 | ||
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Vorschautext: Die Welt war eine Note zu hoch, eine Hoffnung zu tief. Du hast den Schmerz vertont und nie zurückgefragt. Ein Lied blieb, das niemand ganz versteht. nicht einmal der Schmerz, der es geboren hat. Die Fenster standen offen – für das Licht? ... |
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| 308 | Die Farbe Lila -Ballade | 14.06.25 | ||
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Vorschautext: In einem Dorf, das kaum bekannt, wo Nebel schlich durchs graue Land, stand einst ein Haus mit lil’ner Tür – vergessen war’s, kein Mensch ging hier. Der Maler Malin zog dort ein, ein Sonderling, verschroben, klein. Er sprach mit Schatten, nie mit Licht, und malte stets ein einzig Bild. Die Leinwand zeigte stets dasselbe: ein Mädchen, das im Lilafeld ... |
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| 307 | Zellreste - fragmentierte Freundschaft | 27.04.25 | ||
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Vorschautext: Sie gingen fort in gläsernen Tagen, wo Worte wie Nadeln durch Membranen stachen. Ein Blick – zuviel. Ein Schweigen – zu laut. Und was Freundschaft hieß, war nun nur noch Zellgewebe aufgeschwemmt in Erinnerung. Die Hände – einst offen – wurden zu Schalen, leer und kalt wie nach der Sezierung eines Traums. Zwischen uns: ... |
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| 306 | Auf Golgotas Hügel | 08.04.25 | ||
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Vorschautext: Die Luft zerschnitten von stummen Schreien, bricht den Tag wie glasiger Tau. Die Welt, ein Rad aus Staub und Dornen, kippt schwer in die eigene Endlichkeit. Die Erde schweigt, in Rissen gefangen, kein Lied, nur Splitter, die Sterne durchbohren. Funken, vergraben in Asche und Zeit, brennen leise durch die Dunkelheit. Zwischen den Nächten hebt sich ein Morgen, zitternd, wie brüchiges Glas auf steinigem Grund. ... |
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| 305 | Fastenzeit | 23.03.25 | ||
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Vorschautext: Fasten heißt nicht nur weniger Brot, nicht nur Wasser statt Wein, nicht nur Teller, die leerer sind als sonst. Fasten heißt auch: weniger Worte, weniger Hast, weniger Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Fasten heißt: ... |
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| 304 | Winterende | 01.03.25 | ||
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Vorschautext: Die Luft, ein Riss aus Licht und Tau, die Straßen wanken zwischen Zeiten, die Kälte atmet flacher nun, als wolle sie im Schlaf vergehen. Ein Tropfen löst sich, fällt und zögert, im kahlen Ast ein zitternd Wort. Noch hält das Weiß die Felder fest, doch unter ihm beginnt es leise. Der Wind, ein Ungesagtes, streicht durch Brachland, unberührte Wege, und plötzlich flimmert hinter Mauern der erste Laut von Morgengelb. ... |
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| 303 | Büttenrede | 21.02.25 | ||
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Vorschautext: Hello, Lei lei ihr lieben Leut, ich richte nun an euch mein Wort. Da draußen in der großen Welt, wo nur mehr Geld und Gier was zählt, wo Hass und Vorurteil regiert und selten Demut Haltung ziert, dorthin richt´ ich wütenden Satz: wir kennen eure scheußlich Fratz. Auch in meinem Heimatland Schön langsam jeder Anstand schwand ... |
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