Titel | ||||
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128 | Warum nur | 17.05.22 | ||
Vorschautext: Wer kommt in meine Arme, riefen sie, und ich frage sie nachträglich, warum haben Hüte keine drei Ecken mehr, warum werfe ich keine Bälle mehr über rote Häuser in bunte Gärten, warum war es Heimat bei Regen im Spitzboden neben müde von der Decke baumelnden trocknenden Tabakblättern, die wie Pisse stanken; sagt man nicht, weiß ich doch; worin lag der Reiz verbotener Worte und Orte, nachts heimlich mit Taschenlampe lesen lesen lesen unter klumpigem Plumeau; warum hat er mich verpetzt; warum war Rache süß; waren Schläge so bitter; die Reue so groß; so groß aber auch die Liebe, die Geborgenheit; und der liebe Gott, warum zwinkerte er mit den Augen, wenn ich geflunkert hatte; warum bin ich; und überhaupt, bin ich noch, jetzt, da du nicht mehr bist; und wo seid ihr, Gefährten meines Lebens, warum gegangen, warum so früh und wohin; und wohin nur; wohin gehe ich, wo bist du; warum die Trauer, Tränen, die Einsamkeit; warum dennoch Momente des Glücks; warum bleibt nichts, wie es war; warum verstehen wir nicht, dass wir lernen müssen, endlich, abgeben, teilen, hinschauen, verzichten; der Tod stets so nah, ist er; warum überall Krieg, immer noch, nah und fern; weltweit, Hunger, Vertreibung, warum drehen wir nur um uns selbst, warum verstehen wir nicht, dass es bald sehr bald sehr bald zu spät sein wird; warum so selbst zerstörerisch, der Mensch, die angebliche Krönung der Schöpfung? Warum schreibe ich das? Sag es mir. Bitte. © M.M. |
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127 | Habichtswald - Elfchen | 17.05.22 | ||
Vorschautext: Habichtswald. Lange her. Hör Hornissen brummen, laufe, hüpfe, jubelnd singend hinterher. Habichtswald. Sich verstecken hinter Bäumen, Hecken. Springen über Stock und Stein. Jubelschrei. ... |
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126 | Zweigeteilt | 16.05.22 | ||
Vorschautext: Ach - bin ich nicht ein wirklich armer Tropf? Mein zweigeteiltes ICH im Zwist, im Streit - das ist so schwer, ich tu mir selber Leid. Die Zweifelsschere teilt Gefühl und Kopf. Mein Geist war vorher anders ausgerichtet. Nur auf Versöhnung und ganz gegen Waffen, mit Pflugscharen aus Schwertern Frieden schaffen! Die ZEITENWENDE hat das umgewichtet. Ich hatte beste Gründe, so zu denken. Denn als ich Kind war, hab’ ich’s nah erlebt, ... |
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125 | ganz ganz fest | 13.05.22 | ||
Vorschautext: wieder einmal lange im park gesessen mit einem Buch das nichts taugt nur geifernde hetzende worte hat den Feuertod verdient halt mich fest lieber ganz ganz fest ©M.M. |
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124 | alter Baum, hör mir zu | 13.05.22 | ||
Vorschautext: du meine uralte Eiche bist weise und stark, knorrig dein Stamm, dein betagtes Geäst nur sparsam belaubt, stehst du unbeugsam und aufrecht vor mir; spür mein Streicheln; leg mein waches Ohr ... |
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123 | Die Erde, sie wird sich auch ohne uns drehen | 10.05.22 | ||
Vorschautext: Bilder des Kriegs kann man so verstecken, dass wir uns nicht zu sehr erschrecken, auf dass wir die Contenance behalten, zufrieden und froh die Tage gestalten, die Fotos des Horrors, man kann sie zensieren, dass wir des Nachts den Schlaf nicht verlieren, die lodernde Glut der Bombennächte, die den Opfern erscheint wie höllische Mächte, das Wimmern von Menschen unter den Trümmern, ist so weit entfernt, soll uns nicht bekümmern, ... |
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122 | wenn aber | 10.05.22 | ||
Vorschautext: wenn aber die haut alt ist und der fluss der worte stockt im getriebe der tage der geist nicht mehr will weil die bilder geräusche der schrillen schaurig heulenden sirenen den schlaf stehlen wenn die angst zurück ist in der nacht wenn das hoffen auf einsicht ... |
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121 | Hoffnungsmond | 07.05.22 | ||
Vorschautext: den Lärm brauche ich und die Stille, das Heiße, das Kalte, das Klare, das Trübe, die Lüge, das Wahre; brauche den Schmerz und die Heilung, das Schwarz des Dunkels, das Gold des Tags; die Schwere der Angst und die Leichtigkeit fröhlichen Lachens und Tanzens; steche mir mit dem Zirkel in meine Gedanken, markiere sie mit roten kreisrunden Grenzen, ... |
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120 | die Farbe der Farben | 29.04.22 | ||
Vorschautext: mein Denken an euch in der Nacht, es dröhnt, wenn euer Schreien nach Gerechtigkeit, nach Brot, nach Wasser, nach Liebe meine Trommelfelle zertrümmern will und sich alle lichten Gefühle des Lebens in scharfe Stücke aus Eis zu verwandeln drohen, hilf mir, Lieber, den Ballast der schwarzen Teile meines Fühlens, meines fliehenden Lebens ... |
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119 | ich widersetze mich | 19.04.22 | ||
Vorschautext: verwirrter Klageton schwebt über rauchgeschwärztem Horizont und die Ungewissheit der Dämmerungen kommender Tage breitet ihr graues Trauertuch über ausgebrannte Trümmer Häuser die Toten haben ihre Namen vergessen und legen kein Zeugnis mehr ab wer Feind ist wer Freund und unter der Last zu leise gesprochener guter Worte der Versöhnung trägt ... |
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118 | Letzte Pilgerreise | 15.04.22 | ||
Vorschautext: Am Ende des Pilgerwegs fragt er sich oft - war zu leben vergebens, nichts so wie erhofft; oder war’s ein Geschenk, ein wunderbares, des Gebens, Nehmens, ein Schönes, ein Rares; war’s ein inniges, zärtliches Händehalten, ein lächelnd gemeinsam die Zukunft Gestalten; ein gelegentlich sich mit Worten Verhöhnen - um sich bereuend danach zu versöhnen; mit Jammer, Jubel und so viel Liebe und dem Hoffen darauf, dass es ewig so bliebe; mit gemeinsamem Wandern in fremden Welten, ... |
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117 | Zeiten der harten Worte | 12.04.22 | ||
Vorschautext: Tränen trennen die Nacht vom Tag in der Ferne ein grollendes Donnern Geister von gestern sie tanzen Tango auf verbrannten Wiesen weil sie nichts wissen davon wie es jetzt ist vereinsamte Seelen ... |
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116 | Nur Hand in Hand | 31.03.22 | ||
Vorschautext: Der Krieg so nah bedroht die Menschlichkeit. Weckt Schreckensbilder auf aus alter Zeit. Werden wir je gemeinsam wieder wandern, durch Felder, Wälder zieh’n, ein’ Tag am andern? Die Waffen mehren - wohin führt uns das? Das Feindbild nähren schürt die Wut, den Hass und macht uns für die eine Wahrheit blind - dass wir doch erdweit Schwestern, Brüder sind. Die Welt im Wandel, Angst hat zu viel Macht. Wer steht mir bei, geht mit mir durch die Nacht? ... |
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115 | du bist bei mir | 22.03.22 | ||
Vorschautext: du bist bei mir sie schießen bomben töten wieder und drohen mit totaler Vernichtung tonloses Singen und Hände haltend bin ich bist du sind wir eingesperrt in starren Kristallen der Erinnerung in den Kampf um Leben oder Tod mir fehlt die Stille fehlt deine Nähe wie wir da hockten in Verzweiflung ... |
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114 | geronnene Zeit | 22.03.22 | ||
Vorschautext: geronnene Zeit im Bangen erstarrt, die Frühjahrsblumen, sie vergessen das Blühen und hinter den schwarzen Gardinen des Zimmers der Kindheit im Krieg wehen die eisigen Winde, während sich der Grauregen schüttet über unbegrünten Fassaden der verblassenden Winterhäuser, neigt und biegt sich mir meine Straßenlaterne müde lächelnd entgegen, ganz ohne zu scheinen; Angst und Zuversicht, sie schlummern Seite an Seite; ... |
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113 | So hebt sich der Morgen | 11.03.22 | ||
Vorschautext: Auch dieser Tag vergeht; trage geduldig das Kreuz der Irrwege andauernder Suche nach Heimat selbst im Schlaf; ich laufe, laufe davon vor der Angst und vor mir; taumle verstört, es rast die Flut der Bilder blutig geröteter Horizonte; nie wieder ein Krieg, bitte, ... |
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112 | Wir haben leider nichts gelernt | 08.03.22 | ||
Vorschautext: Wir haben leider nichts gelernt aus all’ den großen Kriegen, vom Frieden wieder weit entfernt träumt man erneut vom Siegen, Misstrauen macht die Augen blind, im Vormarsch ist das Hassen, in Bunkern Mutter, Vater, Kind, Glücksträume nun verblassen, die Wahrheit wird sich selber fremd, sie lügen, wenn sie chatten, ... |
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111 | und meine Seele durfte fliegen | 08.03.22 | ||
Vorschautext: nur loben will ich, darf nicht klagen, denn heute möchte ich euch sagen - es ist die Wahrheit und kein Spiel - denn aus dem hohen Himmel fiel - da zählte weder Zeit noch Raum - ein helles Licht in meinen Traum, umhüllte zärtlich mich mit Summen, es heilte mein in Furcht Verstummen und hob mich auf und trug mich fort an einen wundersamen Ort, ... |
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110 | ich flehe | 01.03.22 | ||
Vorschautext: abrüsten, innerlich, äußerlich, zu verzichten neu lernen, nur das kann diese Erde retten, dachte ich, meintest du; wir waren so sicher, so soll es sein; sich hoffend Hände reichen - weltweit; wenn Zeiten sich wenden, änderst du dein Denken - das Zweifeln bleibt, meinst du, Aufrüstung kann je zum Frieden führen?, diesen Despoten in seine Knie zwingen?, zum Umdenken bringen? fragen wir uns sehr bang, und so ratlos, unsicher; ist weit weg, fühlte ich, ... |
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109 | Wenn man | 01.03.22 | ||
Vorschautext: Wenn man alt ist und versteht, dass begrenzt ist alles Leben, dass es nicht mehr lange geht, und man weiß, so ist es eben - dann lenkt man den Blick zurück, blendet aus die dunklen Zeiten, und man sieht nur noch - das Glück; kann sich darauf vorbereiten, dass die Zeiten sich nun runden, Licht - es wird verdrängt vom Schatten, und ich zähl die guten Stunden, die wir miteinander hatten. ... |
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