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335 | In der Buche hängt ein Seil | |||
Vorschautext: In der Buche hängt ein Seil, ich erwähne dieses, weil an dem Strick hängt Ottokar, der mein Onkel ist (jetzt war). Das Prädikat im Nebensatze vor Ottokar steht falsch am Platze. Doch weil der Onkel jetzt begräblich, ist rechte Syntax unerheblich. |
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334 | Koniglicher Hönig | |||
Vorschautext: Ein heiliger Dreikönig, der brachte etwas Hönig nach Bethlehem zur Krippe. Doch kannte Josefs Sippe aus Nazareth nur Honig. Da nannt‘ der Mann sich Konig. Jetzt passte alles wieder, man naschte und sang Lieder. |
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333 | Fasching in Österreich | |||
Vorschautext: Maiers, Herr und Frau plus Kinder, tragen heut Papierzylinder, sitzen um den Tisch herum zum internen Gaudium. Martin Huber bläst zur Jause Trillerpfeife ohne Pause. Im Vergleiche recht banal wirkt da Rios Karneval. Müllers gehen in den Keller, Würstel gibt’s vom Plastikteller, ... |
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332 | Tante Guste und die Hyazinthe | |||
Vorschautext: Der Kenner weiß, die Hyazinthen sind vorne wunderschön und hinten genauso lieblich anzuschauen. Das ist bei Männern und bei Frauen ja hin und wieder auch gegeben, doch exemplarisches Erleben zeigt grobe Qualitätsverluste im Sitzbereich bei Tante Guste. |
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331 | Was der Baum erzählt | |||
Vorschautext: Er wächst und wächst und weitet sich. Sein Keimblatt spross vor hundert Jahren. Geschichten kennt er und für mich erzählt er sie, denn eigentlich ist selbst Geschichte er. Gefahren besiegte er durch Trutz, bewahren vermochte er mit Stolz den Traum, erfüllt zu sein im Sein als Baum. Die Rinde ist ein offnes Buch für alle, die im Borkenlesen bewandert sind. Des Korkes Bruch, ... |
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330 | Stille im Herbstmoor | |||
Vorschautext: Des Nachmittages Licht im Moor hebt Bilder herbstlich bunt hervor. Ein Schrägstrahl lässt die Uferbirken am Rand des Torfteichs zweifach wirken. Verstummt sind Moorfrosch, Bekassine und jeder Süßsaft fehlt der Biene, kein Summen, Trillern weit und breit zu dieser Jahresneigezeit. Es ängstigt diese Stille nicht, sie öffnet manche neue Sicht ... |
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329 | Burgruine | |||
Vorschautext: Steine lösen sich aus Mauern, fort ist längst das Dachgestühl. Die Ruine lässt erschauern, Nebel mehrt das Angstgefühl. Schwarzhollunder wächst aus Fugen, Wurzeln sprengen, drängen in schmale Spalten. Gnome lugen bösen Blicks zu dir jetzt hin. Jäh verändern sich die Bilder, Rosen ranken um ein Schloss. ... |
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328 | Mitsingen | |||
Vorschautext: Kommehet ihir Hirten zuhur Krippe in der Nacht. Daha liehigt eihein Knäblein, ihim Stroho uhund lacht. Eihein Sterhern wird euch weisen, zuhum Kindlein in dem Stall. Ochs und Esel wahahachen, Freuheuheude überall. Maharia uhund Josef stehen lähächelnd dabei. ... |
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327 | Gaudeamus Isidor | |||
Vorschautext: Gaudeamus Isidor, oder wie das Liedchen heißt, singt man gerne auch im Chor, röhrend und besoffen meist. You went Utem hört man dann, Englisch wohl. Am Strophenschluss hängt sich noch ein Humus an, was auf Gärtner deuten muss. Venit mors velociter, heißt, ich morse schnell und gut. ... |
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326 | Hinz und ... | |||
Vorschautext: Vorgestern traf ich den Hinz und Kunz. Hinz wohnt in Linz aber Kunz wohnt in Lunz. Zufall der überaus seltenen Sorte, meist trifft man beide als phrasische Borte. Ich aber sah sie im Gasthaus „Zum Krug“, als ich nach namhaften Stammgästen frug. |
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325 | Hinter Gittern | |||
Vorschautext: In Welten ohne Gitter, ohne Mauer versucht dein steter Tagtraum einzutauchen. Mich rührt der Anblick deiner stummen Trauer, du ahnst, in deines ganzen Daseins Dauer wird diese Hoffnung keimen und verrauchen. Du musst das falsche Spiel so weiter treiben, dein Horizont wird Maschengitter bleiben. |
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324 | Schotterbänke | |||
Vorschautext: Die Strömung rollt den rauen Stein, dem Fluss gelingt es, dem Geschiebe im Bewegen geschliffnen Glanz zu geben und am Schluss zum eignen Halt am Ufer abzulegen. Die Bank aus Schottersteinen bietet sich zur Rast und zum Verweilen an. Erstaunen weckt die Zahl an Formen, Farben hier um dich. Welch Vielfalt aus der Erdgeschichte Launen! Ein Stein nur, dieser ein geflecktes Ei, dort liegen, schwarz geädert, weiße Bälle, ... |
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323 | Seifenblasenzauber | |||
Vorschautext: Zärtlich haucht gedämpfter Atem Luft in etwas Seifenschaum. Blasen bauschen sich und fliegen weg – vergessner Kindertraum. Regenbögen stehen Pate, Spiegelkabinette auch. Kuppeln, Türme und Portale leuchten aus dem Kugelbauch. Schönheit nur für Augenblicke, allzu dünn des Balles Haut. ... |
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322 | Winterwanderung durch den Fichtenwald | |||
Vorschautext: Ein schmaler Pfad führt durch die Fichten, die links und rechts im Weißgewand wie Mauern stehen. Äste richten beladen sich zum Wegesrand. Die Stille glaubst du heut zu hören, so einprägsam erscheint sie dir. Kein Vogellied kann so betören, wie dieses große Schweigen hier. Das Dickicht stillt den Durst nach Ruhe, es hält des Alltags Ton weit fern. ... |
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321 | Blumen im Fenster | |||
Vorschautext: Ein Wintertag, die langen Schatten erweisen sich als dichte Matten, die Farben und auch Frohgedanken verblassen lassen. Doch da ranken sich grüne Stiele, Blütenköpfe am Stützholz vieler Blumentöpfe aus offnen Fenstern eines Hauses. Gewiss des stehenden Applauses, zeigt Seidenglanz, den Sommer höhnend, sich satter jetzt, den Blick verwöhnend und Tagesmut wie Lebensfreude versprüht das Auge im Gebäude. |
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320 | Gedichte ohne Sinn sind sinnlos | |||
Vorschautext: Du Trauergast der Seelenschmiede, verkommener Methusalem. Kein reiner Ton in deinem Liede, auch nicht an dir und nicht an dem. Ein Turm neigt seine Mauerkrone, der Löwe zündet den Vulkan. Wie herrlich lebt der Sittich ohne Verspätung einer Straßenbahn. Oh, Melchior, die Kürbiskerne erregen keinen so wie dich. ... |
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319 | lärchenspornblütezeit | |||
Vorschautext: lärchenspornblütezeit windröschenreigen maßliebchen hingeschneit knospen an zweigen heiteres durcheinand pelzmodenschauen hahnenfußblätterhand hummelvertrauen seidelbastaugenfang karpfenerwachen ... |
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318 | mistelbehang | |||
Vorschautext: sie hängen sie drängen wie nester in erlen und buchen du musst sie nicht suchen in pappeln und andrem gestämm des neuen schnees decke das bachrandgeflecke schärft mistelkonturen ein kugelfest feiert ... |
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317 | Klatschmohnlust | |||
Vorschautext: In einer Hängeknospe ruht noch unbeschaut die rote Blüte, der junge Mohn, der später Hüte auf seinem Kapselköpfchen trägt, in dem schon wieder, grundgelegt, ein neues Werden sich versteckt. Dazwischen aber prasst die Glut des Lebens ohne seinesgleichen. Umflort von elfenzarten, weichen Gewändern, die im Maienwind voll Liebreiz, nobler Anmut sind, so zeigt sich Floras schönes Kind. ... |
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316 | Du kannst den Wald verzaubern | |||
Vorschautext: Die Stämme der Fichten verschatten wie Zeilen das Licht auf dem Kräuterflor neben dem Wald. Ein Platz, wohl geeignet zum längren Verweilen, ein Ort, wo das Kind in dir Traumbilder malt. Ein Einhorn schwebt lautlos, es setzt keine Hufe, das Gute zu tun, trägt es spürbar im Sinn. der Häher warnt lauthals durch knarrende Rufe, ein Wolf strebt im Trabe zur Großmutter hin. Schneeweißchen füllt Schürzen mit saftigen Pilzen, ein Zwerg voller Arglist verfolgt diese Maid. ... |
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