Titel | ||||
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762 | Nachklang | |||
Vorschautext: Gesagte Worte fallen nicht in leere Räume, sie schwingen sich ins Innere und in Träume. Das Unausgesprochene darin wird laut, wir hören es auf unserer dünnen Haut. Der Nachklang ist es, mit dem wir öfters ringen, bedeutungsschwer, kann er lange nicht verklingen. Doch manchmal bleibt man danach nur tonlos leer, und manchmal auch nur traurig, untragbar schwer. |
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761 | Frauen und Schuhe | |||
Vorschautext: Alle Frauen lieben Schuhe, ob zu klein oder zu groß, bis sie merken, barfuß laufen macht nicht ganz so atemlos. Ziehen gerne auch die Schuhe anderer sich täglich an, bis sie merken, eigne Größe passt viel besser – irgendwann. |
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760 | Schattenschauer | |||
Vorschautext: Wo gestern morgen Sonnenstrahlen spielten, empfängt mich frostig bleischweres Licht, wo Ozeanblau die heiße Haut umspülte, verschlingen grau Schattenschauer mich, liegen als Abgrund mir zu meinen Füßen, ziehn schleichend sich in meine Mitte. Die goldnen Seile ... |
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759 | Doch bin ich wie die andern | |||
Vorschautext: Ich würde gerne trösten, jeden, der voll von Trauer ist - dann gäb’s zumindest einen, der Trost nicht hat, ihn nur vergibt. Ich sollte auf die Straßen, wo viele Menschen einsam sind - dann gäb’s zumindest einen, der nicht für Einsamkeit bleibt blind. Ich sollte die umarmen, die wir umgehen, scheuen - ... |
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758 | wer nichts zu sagen hat | |||
Vorschautext: um mich die worte wie aus des himmels pforte, in schlafes nächtlichem raum ein jäher bilder - traum: „wer nichts zu sagen hat, der sollte schweigen“; ein roter luftballon, ich seh ihn lautlos steigen in stille dunkle nacht ohne der sterne reigen. nimmt er die worte mit? das rot aus meinem blick? bringt er mir schweigen? ist er mir stern? mein blick zu fern? was wird mir bleiben? |
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757 | im spiegelbild der pfützen | |||
Vorschautext: warten auf wiederkehr oder kommendes austauschbar hauptsache anders sehnsuchtslos nehmen wie es ist und rinnen mit dem regen ... |
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756 | Traumfänger* | |||
Vorschautext: Elfenspinnen haben in nur einer Nacht zitterndes Gleißen im Lüfteblau entfacht - in Traumfängern aus seidnen Silberfäden Sonnenstrahlen sich in Perlentau legen. Darin, verschwenderisch in ihren Farben, Regenbögen ein Spiel der Sinne wagen - uns kindliche Erinnerungen weben und Sehnsucht in Träume, die mitschweben. Sie schwingen sich in Lüfte mit den Winden, als sollten wir nur suchen, doch nicht finden, ... |
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755 | Politisches Farbenspiel | |||
Vorschautext: rotrot Grün ist Schreckgespenst des Sommers, gemalt als Teufel an der Wand in glutrot‘ Sockenbrand. Nun herbstet’s wieder. Zermalmt wird grün und rot, ... |
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754 | als Schatten meiner Träume | |||
Vorschautext: erwache als Schatten meiner Träume unwirklich zersetzt ist Lebens Schein in Luft ich löse mich bin nicht mehr da und kann doch ... |
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753 | Wenn die dunklen Tage kommen | |||
Vorschautext: Noch hängt Grün an allen Bäumen, nur die bunten Blätter fallen sacht. Fallen, wie in meinen Träumen, längst vergilbte Tage in die Nacht. Was ich schon vergessen glaubte, leuchtet jetzt und rührt mich zärtlich an. Weil ich niemals rückwärts schaute, ging Erinn’rung weise mir voran. Wartet sie auf meinem Pfade, wie ein guter, alter Freund? ... |
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752 | Mein Gott legt mich nicht in Ketten | |||
Vorschautext: Pfarr-Herr in der weißen Kutte, 'hörte' meinen Hilfe-Schrei! Wollte meine Seele retten, hat jedoch mir Gott entweiht. Sprach mich schuldig, arme Seele, die er schleunigst retten muss. Seele, die man vorher quäle, kann man retten, welch‘ Genuss! Meine Seele – nicht zu retten! Geb‘ sie Allem einfach hin. ... |
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751 | Das Fühlen, das so zarte | |||
Vorschautext: Was ich euch vererben wollte, war mir lange nicht bewusst. Das, womit ich Taschen füllte, war letztendlich nur Verlust. Würde euch gern hinterlassen, wie Leben geht, wie es gelingt. Dafür gibt es keine Taschen - hab‘ mir vieles abgeschminkt. Was ich mir jedoch bewahrte - war das Leben noch so schwer, ... |
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750 | Gnadenlos | |||
Vorschautext: Staub aus Dogmen spuckten die Münder in unschuldige Herzen zerrieben Lebendiges im Zerfließen des Kindseins in Gut und Böse Schufen dunkle Gestalten in all ihre Träume legten Gedanken in dunkle Ecken und Lauern der Angst ... |
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749 | Sonntagsträumereien | |||
Vorschautext: Mir fehlt das Meer. Mir fehlt die blaue Weite. Ansonsten fehlen mir die Berge - da spür ich mich, wenn auch bloß nichtig und klein. Nur heute wollt ich größer sein und mich erheben über tiefste Tiefen, getragen von der Welle Kraft. Dass alles gut ist, wie es ist, heut spüren. Und dich und auch mich noch lieben. Wie tiefes Meer, so blau ist heut der Himmel - doch schwimm ich weit, weit unter ihm. ... |
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748 | Kindheitserinnerung | |||
Vorschautext: Die Urgroßmutter sank in Mittagsschlaf, ich unter ihrem Bett versteckt, still lag. Ich kitzelte sie frech am rechten Fuß gespannt darauf, dass sie, konfus, in Angst und Schreck, aus dem Traum nicht findet und denkt, dass ein böser Geist sie schindet. Doch plötzlich guckt sie unters Bett – Nun war es ich, die ganz erschreckt, zum ersten Mal, das Alter vor mir sah! Und plötzlich war der Tod mir greifbar nah. ... |
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747 | Irgendwann werden sie uns fragen | |||
Vorschautext: Wir müssen das Vertrauen der Kinder in uns noch verdienen Irgendwann werden sie uns fragen ob Gesundung beginnt wo ihre Freiheit endet und ... |
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746 | Könnten wir vom Rand der Zeit her denken | |||
Vorschautext: Die Kanten unserer Lebensstunden mahnen, lassen die Hinfälligkeit des Daseins ahnen. Könnten wir heut schon vom Rand der Zeit her denken, sähen wir, wir müssen die Zukunft JETZT lenken, ob der Mensch alles oder nichts versäumen kann, ob er Mensch noch ist oder zum Narren verkam. ... |
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745 | Gestundet | |||
Vorschautext: Gestundet sind die Jahre im Leben, auch die leeren stehen im Gesicht, geben wir es der Erde zurück Was bliebe, wären nicht Augenblicke gesammelte Sterne im Dunkel! ... |
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744 | Im Vorübergehen | |||
Vorschautext: Kranzgeflecht der Jahre verknotete Reben wirr ihr Lauf in Ringen verwoben die Tage einzeln Sterne kleben im dunklen Erinnern gelbvertrocknete Frucht wird Samen behüten für spätere Leben ... |
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743 | Unzulänglichkeit | |||
Vorschautext: Die eigene Unzulänglichkeit lebt man, die der anderen erträgt man – und wenn nicht, kommt auch die eigene ans Licht. |
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