Gedichte über Vergangenheit - Seite 8

In meinem Kopf dreht sich so viel Vergangenheit
Sie sagt: „Na komm, geh los“
War das ein Schritt zu weit?

Zu viel passiert in zu wenig Zeit
So weit gerannt, und trotzdem nicht am Ziel
Zu viel entzweit und wiedervereint
Letzendlich ist nichts,
wie es irgendwie scheint

Dieser Ozean überschwemmt mich immer wieder
Und singt traurig seine alten Lieder
Dann spring ich rein, versuche zu schwimmen
Zu tauchen und mich zu erinnern

Und dann finde ich Dinge,
doch sie gehen einfach unter
Denn ihre Zeit ist vorbei,
das hier war nur ein kurzer Rundgang

Somit komme ich zurück und alles ist wie immer
Und doch sehe ich einen silbrigen Schimmer

Die einzelnen Lichter des Vergangenen
Sie fliegen immer noch herum,
und so versuche ich sie zu fangen.

wie in alten Zeiten


der Endsieg ist wichtig

Ja der Opa schlägt seit kurzer Zeit
nach Allem eben, was da so fliegt.
Er hält dem Krückstock stets bereit,
grad wieder jubelte er:"Gesiegt!"

Erinnerungen kamen da wohl auf,
wo man von Sieg zu Sieg noch eilte,
der Militärzeit und er nahm in kauf,
so auch Verluste, wo sie verweilte.

Ja, das Zeitliche hat sie gesegnet
und zum Verlust, für ihn normal,
es hat halt Scherben da geregnet,
die Fliege saß auf der Lampenschal.

Koste was es wolle, nur hoch damit,
das war damals schon sein Schnack.
Jetzt war`s ein Krückstock der da"ritt",
die Luft zerriss, Opa diente der Flak.

Als Knirps war ich ein großer Held,
wenn es gab das Taschengeld,
nahm meine Beine in die Hand,
und bin zum Kiosk schnell gerannt.

Am Schalter war ich überfragt:
»Was hat denn noch der Bauch gesagt?«
Waren es die Zwiebelringe,
oder gar die Silberlinge?

Den Waffelbruch nicht zu vergessen,
ein Lakritz wurd’ schnell gegessen,
Wassereis, das war der Hit,
ich nahm auch gern 'nen Lutscher mit.

Ein Mohrenkopf im Brötchen steckte,
das Zwillings-Eis ich gerne leckte,
Knöterich war ein Genuss,
Mausespeck ein wahres Muss.

Sah ich Veilchen, wurd’ ich schwach,
ich griff auch gern ins Bilder-Fach,
toll waren stets die Wundertüten
und Glanzbilder mit Rosenblüten.

War ich Tage später pleite,
nahm mich Mutti meist zur Seite,
sagte mir: „Ich lieb Dich, Du“
und steckte mir zwei Groschen zu.

© Norbert van Tiggelen

Unnachgiebig tropft die Erinnerung
schwarze Flecken
in die blütenweiße Süße des Augenblicks

Gedankenschatten umhüllen
nach und nach
das Hier und Jetzt

Die Seele rollt sich ein,

versteckt das Ich
sorgsam

unter Belanglosigkeiten
im Alltag

small talk
Nettigkeiten

als wäre …
nichts …

die Seele - nichts
ich - nichts

nur die Schwere
des Vergangenen
als Grabstein
für das Leben