Gedichte über Trauer - Seite 172

Freiheitlich sind wir verbunden
hier im deutschen Vaterland.
Haben uns einst sehr geschunden,
brüderlich – mit Herz und Hand!

Redefreiheit ward versprochen,
Meinungsäußerung dazu,
was einst galt, ist längst zerbrochen,
heute ist’s ein Tohuwabohu.

Meinung wird längst vorgegeben,
eig’ner Wille? Unbequem!
Sonst wird „Shitstorm“ sich erheben
und wer aufmuckt – wehe dem!

Chipgesteuerte Ja-Sager,
konformistisch bis ins Grab.
Freiheit - Gott, wie bist Du mager!
Lang schon geht’s mit Dir bergab…

Heut‘ steh‘ ich vor Deinem Sarge,
lebe wohl, Demokratie!
Denn die schwarz-rot-gold’ne Marke
steht längst für die Utopie!

Wo Wind und Wogen kindlich
miteinander ringen
und Möwenrufe freudig
durch die Luft sich schwingen,
der warme Sand sich krieselnd
um die Füße legt,
und scheinbar niemand Groll
wider den Nächsten hegt,
dort wo die Burgen sandig
in die Höhe steigen,
und Böhen kichernd sich
an Zinnen reiben,
wo Bälle flach
über die Gischten schwirren,
nichts will den Einklang
dort beirren,
so scheinen Menschen,
die sich jauchzend mit den Brechern messen,
die Dunkelheit
im Taumel zu vergessen

Mir leuchtet nichts,
weil trotz der Schönheit hier
mein Herz zerbricht
Ich trau' der Sonne nicht,
die viel zu grell
vom Himmel sticht,
denn jetzt, da es kein WIR mehr gibt,
ihr Licht mich schwer bekriegt,
Weh' mir, wo's scheinbar niemand liebt,
mein Herz in's Dunkel flieht

(C) Lars Abel

Es könnte so schön sein,
lägst du nicht reglos hier,
im lichten Tannenwald
und ich knie neben dir
Wolken schwinden, schaffen
mehr Platz für Sonnenschein,
alles friedlich, still,
es könnte so schön sein.

Uns beide trügt der Schein,
die Welt ist scheinbar bunt,
im Krieg ist sie das nicht,
Blut aus deinem Mund
Und so entweicht das Leben
aus deinem jungen Leib,
du krallst dich an ein Foto,
das deine Liebe zeigt

Die Sonne scheint herab und
sie taucht den Ort in´s Licht
Die Welt lebt plötzlich auf, verdammt,
nur du bewegst dich nicht
Ich kann mich meiner Tränen
nicht mehr erwehr´n,
wir war´n doch fest entschlossen,
gemeinsam heimzukehr´n

So grausam ist der Krieg,
man lebt mit der Gefahr,
dass man nie wiedersieht,
was einem teuer war
Du hast sooft geschwärmt,
von deinem Haus am Rhein,
ich seh´ nur morsche Balken,
denn du kehrst nie mehr heim

Ich schenke dich der Erde
denn hier hast du es schön,
im Schutze einer Tanne,
in luftigen Höhn´
Die Sonne strahlt noch immer,
sie scheint dir ins Gesicht,
erweckt die Welt zum Leben,
nur dich erreicht sie nicht

(C) Lars Abel