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Gedichte zur Schule - Seite 12


Klassentreffen

Gestern kam ein Brief,
in dem zu lesen stand:
lade ein zu Wein und Bier,
der Klassenvorstand.

Nanu, so dachte ich,
wer kann das sein,
wer denkt nach langer Zeit an mich
und lädt mich ein?!

Ein Geistesblitz durchfuhr mein Hirn,
ein Klassentreffen, ach wie nett,
war das nicht der blonde Jörn,
nicht ganz schlank,
doch auch nicht fett?

Ich folgte dieser Aufforderung auch promt,
setzte auf ein Schreiben,
mit gewählten Worten, wohlgeformt,
dabei konnt` ich ihn gar nicht leiden!

Wie die Jahre doch vergehen,
wie lange hatte man sich nicht gesehen?
Der große Tag,
er naht heran,
pünktlich kommen alle an,
Küßchen hier,
Umarmung dort,
manch einer denkt schon,
wann kann ich wieder fort.
Smal Talk auf allen Ebenen,
Kontakte, ja die soll man pflegen.

Der Streber, aus der ersten Bank,
damals auch noch rank und schlank,
heut` beleibt, aber nicht krank,
saß aufrecht, ordentlich,
sprang niemals über`n Tisch,
heute nicht mehr ganz so frisch.

Und dann die zarte Edith,
mittlerweile reif an Jahren,
immer noch mit langen Haaren,
war die Schönste in der Klasse,
und auch stets ganz gut bei Kasse,
doch Mathe und Latein,
waren ihr so einerlei,
im Zeugnis stand auch nur `ne Drei.

Wir sind jetzt alle im gesetzten Alter,
dort drüben an der Theke,
ist das nicht der stolze Walter?
Wie`s dem so geht,
was er wohl macht,
er schwärmt von seiner eigenen Yacht,
auf allen Meeren ist er zu Haus,
keine Route läßt er aus.

Auch Gabi, die einst schüchtern war,
hat`s gebracht vor den Altar,
ihr Angetrauter, keine Frage,
ein Klassenkamerad der alten Tage,
der kleine Günter wurd` erwählt,
die Ehe nun schon silbern hält.

Manch einer hat es weit gebracht,
wer hätte damals das gedacht,
in den Arbeiten stets eine Vier,
jetzt ein eigenes Revier.

Noch zur späten Stunde,
machen Bilder ihre Runde,
es wird gelacht und auch gescherzt,
einander kräftig mal geherzt,
Anschriften werden ausgetauscht,
manch einer schon etwas berauscht,
ein Späßchen noch beim Auseinandergehen,
schon freut man sich auf`s Wiedersehen!
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Traumberuf

Es war leicht, mich in den Beruf zu locken,
denn ich gehör’ zu den faulen Socken.
Es hat durchaus einen tieferen Sinn,
dass ich Lehrerin geworden bin.
Das wichtigste meiner Berufswahlkriterien
waren die langen und häufigen Ferien.
Zwar wären mir ein paar mehr Wochen recht,
doch für den Anfang sind zwölf nicht so schlecht.
(Nun ja, die Geringzahl der beweglichen Ferientage
ist ohne Frage eine Plage.)
Bisher nicht zu verachten war
das regelmäßige Sabbatjahr.
Vormittags Recht und Nachmittags frei,
das war mir auch nicht einerlei.
Nur damit hier keine Zweifel aufkommen:
Auch Herausforderungen habe ich angenommen,
doch bei der Belastung sind stets und ständig
und stündlich ausgiebige Pausen notwendig.
Nach innerer Einkehr und Meditation
schafft man die nächste Stunde schon.
Doch überleg’ ich, bevor ich in Arbeit mich stürze,
ob ich die eine oder andere Leistung nicht kürze.
Nach Schulschluss zu bleiben, ist nur Getue.
Nirgends sonst hat man ab zwölf so viel Ruhe,
weil alle, die hier morgens gefangen sind,
mit dem Gong schon nach Hause gegangen sind.
Dort absolvieren sie alle brav
der gerechten Lehrkraft Mittagsschlaf.


Um hohe Temperaturen mach ich kein Geschrei,
denn dann gibt es ab zehn Uhr schon Hitzefrei,
weshalb ich bei Wärme aufs Thermometer aufpasse.
Da jagt man doch keine Lehrkraft zur Klasse.

Über Privilegien pflege ich zu schweigen,
weil Missgünstige manchmal zu Missgunst neigen.
Ich muss den Ruf meines Berufes nicht schädigen,
wo doch and're das für mich erledigen.
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