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Gedichte über das Schicksal - Seite 181


Ums Haar

Jetzt sitz ich hier und denk, da war
Doch schon mal was mit Kraft und Haar
Bei einem, der verliebt war

Der schöne, starke Samson war’s
Der war Dank seines langen Haars
Anscheinend unbesiegbar

Bis er dem falschen Weib verfiel
Das ihn allein, weil Geld im Spiel
Mit viel Geschick umgarnte

So raffiniert und so gezielt
Dass er’s für wahre Liebe hielt
Vom wahren Grund nichts ahnte

Delilah hieß die heiß Begehrte
Die sich ihm solang nicht verwehrte
Bis ihr der Langbehaarte
Sein Geheimnis offenbarte

Worauf sie ihm das Haupthaar scherte
Des Nachts, als er sich nicht groß wehrte
Weil er nämlich viel zu tief
Und fest in ihren Armen schlief

Ob es tatsächlich so geschehn –
Ich lass das einfach mal so stehn
Denn Samson und Delilah trifft
Man so nur in der „Heil`gen Schrift“
-
Und wo wir grade bei den Haaren
Sind, beziehungsweise waren
Genau in eben diesen lagen
Sich in längst vergangnen Tagen

Waren schon seit Ewigkeiten
Keiner weiß um was, am Streiten
Warum sie bis aufs Blut verkracht
Vermutlich ging’s um Geld und Macht

Oder waren’s bloß Lappalien
Um die es ging in Norditalien
Um die sich zwei Familien stritten
Vor allem ihre Kinder litten

Unter diesem blanken Hass
Das Ganze endet ziemlich krass
Für Romeo und Julia
Treibt beide in den Tod fürwahr

Ob es tatsächlich so geschehn –
Ich lass das einfach mal so stehn
Wahrscheinlich existierten die
Zwei nur in Shakespeares Fantasie
-
Noch kurz erwähnt sei die Geschichte
Die insoweit eine schlichte
Geht es doch in aller Klarheit
Darin um die schlichte Wahrheit

Die Geschichte einer Liebe
Die kein Shakespeare schöner schriebe
Ob er nun maßlos übertriebe
Oder bei den Fakten bliebe

Cäsar und Cleopatra
Waren in der Tat ein Paar
Auch wenn es nicht, zugegeben
Gleich die Liebe war fürs Leben

Brachten es doch immerhin
Römer und Ägypterin
Auch ganz ohne Kamm und Schere
Als Liebespaar zu Ruhm und Ehre
-
Moment! Was tue ich bloß hier?
Kann’s sein, dass ich philosophier
Über das Schicksal andrer Paare
Und die Bedeutung ihrer Haare
Während ich dich grad verlier
Was ist denn nur los mit mir

???
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Der Schrank

„Jeder muss ein Hobby haben,
um zu fördern seine Gaben.“
Als meine Frau dies im Radio hörte,
sie mich montags doch sofort betörte:
„Und für unsere Hobbys Wort und Klang
brauchen wir einen eignen Schrank.“

Sie hat die Zeitung aufgedeckt,
denn die enthielt einen Prospekt.
Und der enthielt seltsamerweise
einen Schrank zum Vorzugspreise.
Also Schuhe an und die Papiere,
weit offen stand die Supermarkttüre.

Ohne einen Preis zu nennen,
konnte ich schon das Paket erkennen.
Ziemlich schwer, weil breit und lang
war der von uns gesuchte Schrank.
Mit viel Geschick und letzter Kraft
haben wir das Ding nach Hause geschafft.

Frauen wollen gleich Erfolge sehen,
also musste ich sofort zu Werke gehen.
Zuerst mal die Verpackung minimieren,
also auspacken und gleich sortieren.
Dabei die Montageanleitung buchen
und das nötige Werkzeug suchen.

Schraubendreher, Schlüssel, Hammer
finde ich gleich in der Kammer.
Das Verbandszeug auf die Schnelle
gibt’s dann im Bad für alle Fälle.
Ich mit den zwei linken Händen
fange an erste Bretter zu wenden.

Laut dem Plan gibt es hier ne Nut,
die sich aber nicht offenbaren tut.
Und dabei wird mir schon ganz übel,
wo sind nur die Löcher für die Dübel.
Die Schrauben sind für heute zu lang,
sie gucken vorne aus dem Schrank.

Die Scharniere sind der große Jammer,
sie zerbrechen unter dem Hammer.
Beim Aufstellen durfte keiner fragen,
warum die Füße in die Höhe ragen.
Nur das Schubfach ist ein Geheimniskauf,
denn man schiebt es nach hinten auf.

Zugeschlossen wird von innen,
da kann der Schlüssel nicht entrinnen.
Irgendwas ist heute schief gelaufen,
morgen müssen wir einen Neuen kaufen.
Aber diesmal einen mit Geld und List,
der zufällig komplett montiert schon ist.

13.04.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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