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Gedichte Über Mahnung - Seite 41


Die Kündigung

Mein verehrter Meister und Herr
Es fällt mir zusehends schwer
Etwas Positives noch zu finden
Ich kann mich noch so sehr winden
Ich sehe sie einfach nirgendwo
Ich werde auch nicht mehr froh
Sobald ich einen Gedanken an Euch verschwende
Ich habe einst gehofft, es fände sich bald ein Ende

Aber ihr habt die Hoffnung begraben
Ich kann es leider nicht anders sagen
Anfang konnte ich euer Handeln verstehen
Kamen auch manchmal schlimme Wehen
Aber nun führt Ihr Euch auf wie vom Teufel besessen
Und habt wohl den gesunden Hausverstand vergessen

Ich weiß, ihr bekamt nur Euren Rang
Weil ein Freund für Euch einsprang
Dass ihr dennoch Fähigkeiten habt
Und nicht wie jetzt total versagt
Habe ich wirklich einmal blauäugig geglaubt
Jetzt schüttele ich darüber nur mehr mein Haupt
Wie kann man das offensichtliche nicht sehen
Stattdessen bleibt Ihr stur und standhaft stehen
Und hört nur was Eure Berater Euch sagen
Statt einmal die Untertanen von Euch zu fragen
Die nur mehr wie leere Hüllen herumwandern
Oder zynisch über Euch scherzen mit den Andern

Ihr behauptet, dass Ihr es zu unserem Wohle macht
Warum fragt ihr uns nicht oder wäre es unangebracht
Was wir zu unserem Schutze wollen
Man hört sie draußen schon herumtollen
Die Masse, die nach Eurem Kopf ruft
Das sind die Geister, die Ihr selbst schuft
Wann man meint alles besser zu wissen
Ich werde selbst nun meine Fahne hissen
Ich kann nicht mehr an Eurer Seite gehen
Kann ich Euer Handeln nicht mehr verstehen
Würde ich noch weiter bei Euch verweilen
Beließ ich es wohl nicht nur bei den Zeilen
Sondern würde ich mich verführen lassen
Und die Kopfrufer würden mich fassen
Jedoch will ich nicht im Hass und Zorn leben
Ich würde gerne nach Spaß und Freude streben
Ich würde gerne über schöne und gute Sachen schreiben
Doch unter Euch wird mir die Inspiration verwehrt bleiben
So reiche ich euch zu Abschied nochmals die Hand
Und wünsche Euch einen wiederkehrenden Verstand.
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Ernestine

es war einmal
die Tochter einer armen Holzfäller Familie
Rotkäppchen und der Wolf
kannte sie aus den Märchenbüchern
mit 13 lernte sie die deutschen Wölfe kennen
es waren die Wehrmacht und die Nazis
1941 haben sie ihren älteren
Bruder Franz liquidiert
er hatte zwei Jahre gegen Frankreich gekämpft
gegen die Russen
wollte er 1941 nicht mehr mit kämpfen
dafür haben sie ihn feige exekutiert
Ernestine hat es erst viel später
vom Freund ihres Bruders erfahren

am 26. Juli 1946 musste sie mit den Eltern
ihr Geburtshaus in Ritschka und
ihre Heimat im Sudetenland
mit einer Hand voll Sachen verlassen
8 Tage kampierten sie in einem
Sammellager in Grulich
-im nahe gelegenen Bayern
wollte sie keiner haben-
sie wurden, wie einstmals die Juden
über Dresden deportiert
nach 13 Tagen landeten sie zusammengepfercht
in der Anklamer Kriegsschule
nach zwei Wochen wurden die Sudetendeutschen
auf umliegende Dörfer verteilt
Ernestine und ihre Eltern wurden nach Charlottenhof verlegt
der Vater war zu dem Zeitpunkt
von einer Lungenentzündung
durch permanenten Hunger
und Kriegsfolgen gekennzeichnet

in der damaligen sowjetischen Besatzungszone,
der späteren DDR
fand sie ihre neue Heimat
in der Zeit lernte sie auch den
aus Kriegsgefangenschaft entlassenen
ehemaligen Soldaten und Sohn eines Tagelöhner
der Familie Peters kennen
Werner wurde die Liebe ihres Lebens
er war genau wie Ernestine
mit schrecklichen Bildern der Vergangenheit behaftet
eine eigene Kriegsverletzung
traumatische Erinnerungen an blutige Schlachten
begleiteten ihn bis an ein frühes Ende seines Lebens
da es keine psychologische Aufarbeitung
für Millionen von Kriegs Überlebenden gab
ist klar, dass die psychologischen Lasten
und Folgen
eines unmenschlichen Krieges gegen
die Völker Europas und die Zerstörung Deutschlands
auf Kinder und Enkel weiter vererbt wurden
in sehr vielen Fällen wurden die Traumata
und Schatten der Vergangenheit
mit Alkohol weggespült
es gab aber auch Lebenshunger
Arbeit, Arbeit und manchmal auch Liebe
1949 schlossen Ernestine und Werner den Bund fürs Leben
Im Jahr der Gründung der DDR 1949 wurde die älteste Tochter Margrit geboren
es folgte Brigitte im Jahr 1952 und Jürgen im Jahr 1957


Hunger und katastrophale hygienische Bedingungen
prägten diese Zeit
durch den Völkermord der Deutschen
erlebte sie zunächst die unmenschlichen Folgen
einer faschistischen Gesellschaft
die Jahre waren geprägt durch Hunger
Hoffnungslosigkeit Verlust der Heimat

in ihrem Kopf waren Bilder von
durch Nazis aufgehängten
tschechischen Babys in Prager Schaufenstern

die grausame sinnlose Ermordung
ihres älteren Lieblingsbruders
die Ermordung von 3 Millionen
sowjetischen Kriegsgefangenen
die Ermordung mehrerer Millionen Kommunisten
und die Ermordung von 6 Millionen Juden
waren ein unseliges Erbe der deutschen Jugend


Ernestine Freifrau von Mollwitz


mageba
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