Gedichte über Konflikte (Seite 74)

Das gekränkte Ich

Schon wieder steht im Raum jetzt zwischen uns
Wie eine Wand dieses gekränkte Ich.
Du schmückst es aus. - Und das ist eine Kunst.
Die Kunst des Opfers, das zum Täter wird.

Dabei hab ich dir nichts, gar nichts getan.
Hab nur deine Erwartung nicht erfüllt.
Du hast die Chance selber dir vertan,
Nicht zu erkennen, was dein Schmerz verhüllt.

Dein wunder Punkt, der ungewollt berührt,
Sofort zum Rückzug, Abbruch, dich bewegt.
Zuerst dein Schmerz, danach die Wut sich schürt.
Sie hilft dabei zum Selbwert, der sich bläht

Gegen den Feind, sprich: mich, der dich
'verschmäht',
Der auf dem wunden Punkt nicht Pflaster ist,
Und so, verdeckt, darunter weiter schwelt,
dass du, nicht ich, den eignen Wert vergisst.

Dem Menschen ist Verstand gegeben...

Wenn Kinder sehr viel Unsinn machen,
heißt es, wo habt ihr den Verstand gelassen.
Doch Kindern kann man verzeihen,
sind sie noch klein.

Erwachsene aber sollte man doch fragen,
ob sie überhaupt welchen haben,
denn sieht man, was in der Welt passiert,
fragt man, warum keiner kapiert,

dass dem Menschen ist der Verstand gegeben,
um ihn auch zu gebrauchen im Leben.
Deshalb muss man sich fragen,
warum Völker sich nicht vertragen,

seit jeher versuchen, in sinnlosen Kriegen,
andere zu besiegen,
um damit ihre Stärke zu beweisen,
wobei alle aber darunter leiden,

die friedlich miteinander leben,
Kinder spielen und zur Schule gehen,
das aber dann nicht können,
stattdessen um ihr Leben rennen.

Mit achtzig

Na klar, mit achtzig geht’s noch weiter,
tagtäglich höher auf der Leiter,
nichts, gar nichts ist hoch genug gehängt,
dass es nicht ständig zum Pflücken drängt.

Stets langsam fahren - kein Gedanke,
an diese Niedrig-Temposchranke,
frech ignorieren den Strafzettel,
think: „Put the pedal to the metal !“

Mit achtzig, nur nicht träge werden,
sie liegen lassen, die Beschwerden.
Ich, auf jeden Fall, bin noch gut drauf,
hab zum Glück (noch) - einen flotten Lauf.

© Horst Rehmann

Eine Frau vom Dorf

Ich kannte eine Frau, sie kam vom Dorf,
die hatte nicht mehr Geist, wie ein Stück Torf,
sie moserte rum von morgens bis spät,
hat überall schlechte Laune gesät.

Jede Person nannte sie “psychisch krank“,
ich hab es hingenommen, viel zu lang,
etwas recht machen konnte ihr niemand,
weil sie meinte, nur sie habe Verstand.

Ich rief diesen üblen Halsaufreißer,
trotzdem liebevoll "mein kleiner Scheißer",
das hat sie in ihrer Meinung bestärkt,
sie mache im Leben wohl nichts verkehrt.

Das hatte sie auch richtig gesehen,
von ihrer Seite war´s zu verstehen,
irgendwann jedoch bekam ich sie satt,
sagte geh - mach einen Anderen platt.

© Horst Rehmann

Mein Herz ist zu einem Wanderer geworden

Mein Herz ist zu einem Wanderer geworden.
Ich wäre bei diesem Mann vor Langerweile fast gestorben.
Schlampe! Hure! Billiges Flitchen! Würden jetzt viele sagen.
Ich sage dagegen, man kann doch mal ein neues Abenteuer wagen.

Leider musste ich mein liebsten Menschen verletzten.
Warum muss mein Herz jetzt durch ein ruheloses Leben hetzen?
Mein Mann hat sich alle Mühe gegeben.
Mein Leben wirklich einen Kick zu geben.

Er hatte mir sogar alle Freiheiten gewährt.
Gerade so hat er mein Herz entleert.
Meine Liebe zu ihn war blass geworden.
Allein unter Menschen wäre ich vielleicht wirklich gestorben.

Leider ging unsere Trennung nicht schmerzhaft von statten.
Mein Herz brauchte etwas endlich wieder Action.
Leider gab es dadurch auf meinem Herzen einen Schatten.
Wie trete ich bei diesem Mann wieder in Aktion.

Seine Freundschaftsanfragen tue ich leider ignorieren
Was wird jetzt noch alles passieren?
Ich weiß, er wird immer mein Held bleiben.
Jetzt muss ich ihm das auch zeigen.

Er hatte mich damals aus der Gosse geholt.
Ich war damals wirklich sehr herunter gekommen.
Eigentlich sollte ich mich in seinem Glück sonnen.

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Dem Menschen ist Verstand gegeben...

Mit achtzig

Eine Frau vom Dorf

Mein Herz ist zu einem Wanderer geworden