Gedichte über Hoffnung - Seite 441

Was mach ich eigentlich hier?
Wo es allen schklecht geht, nur nicht mir?
Das frag ich mich an guten Tagen,
an schlechten plagen mich andere Fragen.

Was mach ich eigentlich hier?
auf dieser Welt ganz allein mit mir?
So lauten die Fragen an schlechten Tagen,
an denen ich das Fühlen wage.

Fühlen tut weh
und fühlen heißt Schmerz.
Wohin ich auch geh,
ein Schloss hängt vorm Herz.

Wenn du mich nun fragst,
dann gehts mir meist gut,
für Schmerzen fehlt mir der Mut.

Eines Tages werd ich das alles loslassen,
endlich den Entschluss fassen;
lass alles rein, lass alles raus;
lass endlich all die Sorgen los.

Das Leben formt dich wie das Meer einen Stein,
all deine Macken und Fehler sind perfekt,
das Leben wird nie ohne Wellen sein;
doch du hast dich lang genug versteckt.

Lisa Mann

Wieder unter Arkaden gehen

So lange Zeit wie gottverlassen
Zwischen Wänden gefangen liegen!
Ja, wir können es kaum fassen,
Dass Freunde jetzt im Sterben liegen!

Menschen glauben ja immer noch,
Das Schicksal sei stets auf ihrer Seite
Und spüren dann das Grauen doch,
Wenn es sich nähert – voller Leide.

Man atmet auf, wenn man begreift,
Dass man selbst wieder gesunden darf
Und jetzt natürlich ein Plan reift:
Fürs Sterben besteht noch kein Bedarf...

Man wird in die Einkaufszentren gehen,
Zu Städten, wo Arkaden überdachen
Und neuerlich bunte Fahnen wehen,
Wenn Sonnenstrahlen herbstlich lachen.

Spatzen springen von Ast zu Ast,
Picken an Blättern, was uns entzückt
Und nehmen uns so jene schwere Last
Mit Hoffen, dass das Virus bald entrückt.


©Hans Hartmut Karg
2022

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