Gedichte über Freiheit (Seite 69)

Zuckerperlen

Schmetterlingsflügel berühren,
kaum merklich, sanft und sacht,
sie manchmal Tränen entlocken,
weil das Herz sich freut und lacht.

Offen ist der Blick, weit die Sicht,
manche Klarheit gebärt Schmerz,
erneut fließen wundersame Tränen,
Befreiung schenkt das eigene Herz.

So lieb‘ und küss‘ ich jede Träne,
lass‘ sie zu Zuckerperlen werden,
eine jede vergeht, doch gibt so viel,
sie reinigen, befreien und erden.

Lanzer See

Ein Geschnatter von fliegenden Gänsen am See,
Über Felder vorbei; und am buntesten Zelt.
So schön rauschten die Bäume: die aufrecht gestellt.
Auch ein Erdbienchen kitzelt, verlegen am Zeh.

Am Kanal bei Bewölkung, ein Tröpfchen es fällt.
Und dann ruht es: auf Pflanzen und grünenden Klee.
Schon erwischt an dem Waldrand, ein jungkleines Reh.
In der Nähe ein Rastplatz. Wo gerne man hält.

die Sitzung war geschlossen

und er hat sie genossen

die Wiedereröffnung

Wenn vor Gericht da Tränen fließen,
ist das doch eigendlich ganz normal?
Doch gleich den Anwalt wegzuschießen,
naja, zu schubsen, ihm war`s egal.

Freispruch, nichts stand mehr im Weg,
gelöst hat sich der ganze Druck.
Genau deswegen wohl, um die Eck
rannt er hinaus, war wie ein Spuk.

Naja, ein zweiter war entstanden,
schlimmer noch als halt zu"sitzen"
Nun, die"Gänsefüsse"kamen anhanden,
immerhin, tat sich ja zu schon spitzen.

Die Reise

Er hat alle Koffer gepackt
Sie stehen im Flur bereit
Er öffnet die Türe
Und tritt ins Freie

Der Himmel ist grau
Regen liegt in der Luft

Er holt einen Schirm
Und schaut seine Koffer an
Dann schliesst er die Türe
Und folgt dem Schwarm der Raben

© René Oberholzer

Züge auf falschen Bahnen

Wir sind Züge auf falschen Bahnen,
die uns nicht hinbringen wo sie sollen. Sie zeigen Gnade und Erbarmen, selbst wenn wir es nicht wollen.

Und wir verharren,
nicht ein Wort, das jemals fiel.
Immer weiter, ja wir fahren -
ewig schon ohne Ziel.

Das ein Herz den Plan geschworen
und nimmer andere Wege rennt,
niemals ein Wort geboren,
Das sich zu etwas anderem wohl bekennt.

Und wenn schon - Sie zerbrechen eh,
irgendwann entscheiden wir allein,
uns für's Glück oder's weh.
was sind wir und was wollen wir sein.

Vielleicht wird eine andere Hand
uns wieder Freiheit geben.
Vielleicht zeigt uns das neue Band:
"Schau, da draußen ist das Leben!"

und dann die Irrfahrt hinterfragen,
auf dass das erste Wort doch fällt,
denn Begegnung wird das dreckige Band zerschlagen,
das uns auf falschen Bahnen hält...

N.Fender

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