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Gedichte über die Frau - Seite 28


Aus dem Knast

Ich sitze in meiner Zelle
und schreibe diesen Brief.
Ich sitze hier zwei Jahre,
weil mich ein Richter rief.
Er sagte nur: „Ab heute
sperr ich Dich in den Knast,
weil Du sehr viele Leute
um Geld betrogen hast.
Du lebst in einem Zimmer
mit Fenster und mit Tür.
Das schließt man abends immer
laut Richterspruch von mir.“

Die ersten sieben Wochen
habe ich ganz laut gezischt.
Ich konnte es nicht fassen,
dass man mich hat erwischt.
Dabei hab ich nur Frauen,
die meist als Witwe leben,
schöne Liebe und Vertrauen
in warmer Nacht gegeben.
Sie boten ihr Vermögen mir,
wenn ich bei ihnen bliebe.
Ich nahm es gerne dort und hier,
und speiste ihre Triebe.

Doch leider ist die Eifersucht
den lieben Frauen angeboren.
Drum hat die eine mich gesucht
und sah manch fremde Ohren.
Ehe mich die Polizei entdeckt,
ein Steckbrief war geschrieben,
habe ich das Geld versteckt,
nur ich weiß, wo es geblieben.
Sollte ich jemals Ausgang haben,
so habe ich mir geschworen,
werde ich das Geld ausgraben
und bin für alle dann gestorben.

Zwei Jahre musste ich gestalten
und mich nun stets gut führen,
musste meine Schnauze halten
und nicht am Thema rühren.
Dabei fand ich hier Freunde,
auch wenn es keine sind.
Sie rieten mir zu schweigen,
ich wäre doch kein Kind.
Nur ihnen sollt ich sagen,
wo dieser Schatz denn sei.
Irgendwann geht jeder aus,
oder er wird wieder frei.

Darauf ging ich zum Direktor
und zeigte ihm meine Reue.
Ich ginge in die Werkstatt vor
und mich über Arbeit freue.
Daraufhin ich Tischler machte,
wurde Holzwurm hier im Knast.
Ich baute und ich lachte
bei Kunst aus einem Ast.
Nun sitze ich in der Zelle,
die nicht lang, nicht breit.
Ich warte auf das Essen,
denn langsam wird es Zeit.

Zwei Freunde lehnen an der Tür,
sie hörten einen neuen Witz
und den erzählen sie nun mir,
damit ich die Ohren spitz.
Der Direktor ließ mich eilen,
ich hatte es nicht erwartet,
um mir freudig mitzuteilen,
dass mein Ausgang startet.
Liebe Freunde, in den Zellen,
zu gerne nähme ich euch mit.
Fremde Frauen werden quellen
ihr Herz für einen Hahnentritt.

Das Geld bleibt liegen wo es ist,
was soll ich denn im Knast damit.
Ich sitze hier die Zeit als Frist,
danach mach ich den goldnen Schritt.

24.10.2017 © W.R.Guthmann
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Die letzte Rose

Sie war ohne Verlust oder Gewinn
in unserem Ort die Rosenkönigin.
Ihr Garten glich dem Blütenmeer,
Rosen, alles nur Rosen ringsumher.

Stand man mit geschlossenen Augen,
konnte man viele Düfte saugen.
Düfte, die man nicht erklären kann,
denn sie locken gern den Mann.

Süß und betäubend für die Sinne,
aber auch anregend für die Minne.
Männer hätten Schlange gestanden,
wenn sie es nicht für blöd befanden.

Doch eines Tages, die Sonne stand tief,
die Sirene Männer zur Katastrophe rief.
Der Garten, der sonst eine Rosenpracht,
wurde vernichtet in beginnender Nacht.

Ein Auto, das viel zu schnell gerast,
kriegte die Kurve vorm Garten nur fast.
Es bretterte durch des Zaunes Latten,
und prallte an des Baumes Matten.

Dazwischen pflügte es wie der Wind
alle Rosenstöcke, ganz geschwind.
Die Rosenkönigin war mächtig sauer,
schon immer wollte sie eine Mauer.

Der Bürgermeister, ihr Verehrer,
kümmerte sich um den Zerstörer.
Sie schrieben lange ein Protokoll,
der Garten war mit Pflanzen voll.

Ein Mädchen, das vom Krach geweckt,
bückte sich und hat entdeckt,
unterm Auto, sehr gehemmt,
war eine Rose eingeklemmt.

Diese eine Rose hilflos zu sehen,
ließ sie in die Hocke gehen,
und auf Knien und ihrem Kinn,
robbte sie zu der Rose hin.

Die Rosenkönigin sah nur die Beine,
die dort unten ganz alleine,
hat ihre Jacke ausgezogen
und zur Erde hin gebogen.

Über ihre Ärmel Jacke hinweg
zog sie das Mädchen aus dem Dreck.
Und während ringsum alle lauthals krochen,
die beiden an der letzten Rose rochen.

21.11.2017 © W.R.Guthmann
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