Gedichte über Familie - Seite 56

Mutters neue Schuhe
Das sind die letzten
Knallrot wie der Mohn
Prägt sie euch gut ein
Gekauft mit Vaters Geld
Sie stehen für Erinnerung
Leuchten vor dem Haus
Diese Schuhe sind wie ich

Die kleine Anna ist dick.
Niemand findet sie schick.
Doch sie ist stark.

Gerade sie sieht, wie böse Jungs
eine gemütliche Mädchenrunde
wollen zerstören.
Sie pöbeln und schubsen, denken, Mädchen sind schwach und dumm, also stänkern sie einfach so rum.

Als Anna sich baut vor ihnen auf,
die Bengels suchen das Weite.
Angst haben sie, vor ihrer Masse und Breite.

Anna, gefeiert wird jetzt als kleine Heldin.
Mit der Sonne, sie strahlt um die Wette.
Keiner mehr sagen wird:"Da kommt die Fette!".
Jeder jetzt will ihre Freundin sein.

Anna ist nicht mehr allein.

Mein Bruder hat eine neue Freundin
Sie hat eine kleine Hasenscharte
Auch sonst hat sie animalische Züge

Im Ausgang zieht sie ihr Tigerkleid an
Und fährt ihre langen Krallen aus
Mein Bruder sieht dann wie ein Opfer aus

Wenn sie angeheitert nach Hause kommt
Fletscht sie mit ihren Karieszähnen
Wir alle sehen dann wie Opfer aus

Keiner getraut es ihr zu sagen
Keiner getraut es ihm zu sagen
An Regentagen ist sie aber ganz nett


© René Oberholzer

Wenn Mutter zu Vater kommt
Hat Vater kalte Füsse im Bett
Nur der Winter ist kälter

Vater ist das unangenehm
Er sagt dann immer
Ich liebe dich doch

Mutter macht das traurig
Sie kuschelt sich an Vater heran
Geizt nicht mit ihren Reizen

Manchmal ist sie neidisch
Vor allem auf die Bundesliga
Vor allem auf Bayern München


© René Oberholzer

Soldatenkind Soldatenkind
Die Wahrheit weiß der Wind
Dein Vater sagte sie dir durch Schweigen
Deine Mutter dir durch Operettengeigen
Soldatenkind Soldatenkind
Sie froh, es gibt den Wind
Soldatenkind Soldatenkind
Dein Kind überspricht den Wind