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Gedichte über Familie - Seite 57


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Sie häkelte, sie strickte und sie stickte

Sie häkelte, sich strickte und sie stickte

Immer, wenn das Geld im Hause knapper war
Oder sich Konflikte auf zu Bergen türmten,
Hungrig saß bei Tisch die große Kinderschar
Und Geldleiher sie mit Lockendem bestürmten,
Griff sie zu denNadeln, denn das waren ihre Trümpfe,
Wenn sie stickte, strickte – oder stopfte Strümpfe.

Das erst brachte alsbald Ruhe in ihr altes Haus,
Die sich von der Großmutter auf alle übertrug.
Frieden breitete sich im Familienrahmen aus,
Wo sie alles mit schönen Gleichmut ertrug,
Denn das wusste sie von der eig'nen Ahnfrau:
Mit den Nadeln war der Alltag niemals grau.

Ihre Deckchen, fein gestickt, sind legendär,
Durften auf den Tischen niemals fehlen,
Gaben Heimat dort, wo Arbeit noch schwer
Und man Pfennige noch musste leise zählen,
Damit hier der notwendige Lebensbedarf
Nicht die ganze Kasse übern Haufen warf.

Und sie strickte für die Kinder schöne Jacken,
Half damit, die Kälte auch im Winter auszugrenzen,
Kochte Suppen, konnte noch Brot backen,
Wusste damit bei den Nachkommen zu glänzen,
Denn bei ihr ging alles gut und nichts ging schief,
Gottesglauben und die Werte saßen tief.

Depressiv hätt' sie nie werden können,
Dazu war sie immer zu beschäftigt,
Musste sich mit Sparplänen versöhnen,
Formulierte klare Ansagen, die dann bekräftigt
Die Überlebensstrategie in Armzeiten aufspürte,
Weil die Tradition sie zu dem rechte Maß hinführte.

Heute wird vielfach der Ahnen Fleiß verlacht,
Weniger will man sich jetzt anstrengen.
Doch wer hätte je vor einem Jahr gedacht,
Dass die Zeiten sich auch wieder anders längen
Und vielleicht die frühen Tugenden wir brauchen,
Damit nicht wieder Not und Armut fauchen.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Das Mädchen im dunklen Keller

Sie sitzt in einem dunklen Keller
Ihr Herz schlägt immer schneller
Die Mutter hat sie eingesperrt dort
Das Mächen will hier nur noch fort
Doch die Tür ist fest verschlossen
Aus Angst sind Tränen geflossen
Die Angst wird immer schlimmer
Das Mädchen hat keinen Schimmer
Ob sie den Keller je verlassen kann
In ihrer Not fängt sie zu schreien an
Sie schreit und schreit und schreit
Warum ist denn niemand dafür bereit
Sie aus diesem Alptraum zu befreien
Sie will leben und kann nur noch schreien
Das ist ihre letzte und einzige Macht
Was hat die Mutter nur mit ihr gemacht
Sie müsste ihre Mutter dafür hassen
Doch aus Liebe zu ihr wird sie es lassen
Um ihren Hass auf sie nicht zu spüren
Kann sie nur noch ihr Herz zuschnüren
So bleibt ein Gefühl der Wut draußen vor
Und nichts ist in ihr wie einst noch zuvor
Letztendlich hörte der Vater sie schreien
Er kam, um sie dann endlich zu befreien
Deshalb liebte sie von nun an ihren Retter
Und wurde zur Mutter nur immer netter
Die Wut auf sie, hat sie sich verkniffen
Das hat sie nun nach langer Zeit begriffen
Und auch, dass verschlossen ist ihr Herz
Zu groß war einfach der gefühlte Schmerz
Doch um nun endlich für immer zu heilen
Muss man beenden im Keller zu verweilen
Keine Lösung ist, anzumachen das Licht
Das wird ihr auf Dauer leider helfen nicht
Das Mädchen darf nochmal in den Keller
Und spüren, wie ihr Herz schlägt schneller
Auch die Wut auf die Mutter ist voll o.k.
Und muss ihr verursachen kein Herzweh
Es ist nunmal im Keller so geschehen
Aber die Angst von damals darf nun gehen
Sie braucht sich nicht mehr zu zeigen
Das Mädchen wird sich der Liebe zuneigen
Und wieder öffnen ihr verschlossen Herz
Aus dem abfließt der verdrängte Schmerz
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