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Gedichte über Emotionen - Seite 97


Die Halskette

Was als Schmuckstück gerne präsentiert,
manchen Frauenhals hübsch dekoriert.
Ein schönes Geschmeide gereicht zur Zierde,
derart Halskette selten eine schwere Bürde.

Anders sieht es mit dieser Unsichtbaren aus,
die mancher um seinen Hals mit sich trägt.
Das ganze Leben wird mit ihr zum Graus,
weil sie die Lebensfreude doch sehr prägt.

Es ist diese selbstangelegte schwere Eisenkette,
geschmiedet aus vielem negativ Erlebten.
Für jede erlittene böse Erfahrung eine Klette,
ein weiteres Glied gesammeltem Unerbetenen.

Die ersten Elemente schon als Kind erhalten,
als Basisglieder sie besonders gravierend sind.
Lebenslang sie sich mehr belastend gestalten,
sie je loszuwerden, nur sehr selten gelingt.

Ein traumatischer Schicksalschlag zur Kindheit
fügt mehrere Kettenglieder hinzu zur Seelenlast.
Das sorgt schon früh für die weitere Lebenszeit
nicht mehr unbeschwert man sein Los auffasst.

Niemand sieht dieses bedrückende Schätzchen,
das sich von da an weiter stückweise ergänzt.
Das ist nicht, wie eines dieser Charms Kettchen,
mit dem jedes Mädchen so gerne aufglänzt.

Wann immer auch der Anfang dafür gelegt,
diese Belastung am Hals ist nicht gesund.
Je mehr neue Eisenringe das Leben beiträgt,
das weitere Dasein läuft nicht mehr so rund.

Manchmal glaubt man durch kleine Erfolge,
das erdrückende Gewicht wird gleich leichter.
Kettenglieder angehoben von Heliumballone,
in Menschenform, wie kleine helfende Geister.

Umso mehr zieht sich dann die Andakonda zu,
wenn die Geister wieder verschwunden.
Wie eine Würgeschlange mit zwei Handschuh,
Hals und Rumpf erdrückend umwunden.

Es scheint häufig nur eine Frage der Zeit,
oft fehlen nur noch wenige neue Kettenglieder,
dann ist man diese Dauerlast einfach leid,
und schreit hinaus, was einem alles zuwider!

Oftmals trifft es andere unschuldige Kettenträger,
es ist einem egal, wie schwer belastet sie sind.
So werden viele selber zum Kettengliedtäter,
fügen welchen sie hinzu, sei es noch ein Kind.

Ein Blick schon reicht mitten schwerer Augenringe,
in bedrückte Gesichtsausdrücke um uns herum.
Ab einem gewissen Alter hat jeder diese Schlinge
in individueller Schalform als sein Unikum.

Nicht jeder hat alleine die Kraft und Stärke,
das Gewicht dieser Last still zu ertragen.
Zwei Menschen gemeinsam am Werke,
haben oft den Mut, zwei Halsketten zu wagen.

© meteor 2024
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Freundliche Kontaktaufnahme

du lieblingsmensch, komm in mein versteck
leg dich doch zu mir, hier unter meine deck'

schau mir in die augen, sag mir, was du siehst
siehst du, wie meine vorfreude zu dir überfließt?

dich so nah bei mir, direkt neben mir zu spüren
gleich werden meine finger deine haut berühren

jeder kontakt zwischen uns ist eine sensation
dein sinnliches tastorgan vermeldet vibration

eine sanfte erschütterung lässt dich erzittern
ein wohliger schauer wellt über deine zarte haut

weiche härchen erheben sich, weil sie wittern
hier wird gleich unglaubliches sehr vertraut

fingerspitzen überfahren erste härchenenden
die sofort ihre exakte ortsangabe versenden

freundliche kontaktaufnahme erreicht regionen
ist unmittelbar am rande erogener zonen

per zutrittsparole zugriff ins sperrgebiet erteilt
tiefer irisscan zweier augenpaare gibt bescheid

positive signale aus der gefühlsschaltzentrale
wohlwollende mimik wölbender wangenareale

nach oben gezogene mundwinkel gespiegelt
jedewede schutzvorkehrung wird entriegelt

noch bevor das eindringen findet statt
die glückshormonausschüttung begonnen hat

zähne kauen auf deiner feuchten Unterlippe
weil fingerspitzen berühren haut deiner rippen

ein wohliger sinnesalarm folgt dem andern
als meine haut beginnt auf deiner zu wandern

warmer atem enthaucht durch dein lippenoval
deutlich hörbar dieses einmalige sechste vokal

sehnlichst erwünschter ganzkörperkontakt
findet zuerst im kopf reflexhaft koordiniert statt

unterstützt durch drüsige pheromonextraktion
robben sich zwei leiber zu innigster eskalation

wie zwei lippen ihre kusspartner blind finden
arme und beine sich gelenkig in sich winden

vier hände mit empfindlichsten tastsensoren
kontaktieren alle möglichen erogene hautporen

zungenspiele verdrehen zirkusreife kapriolen
bringen die synapsen völlig zum aufjolen

unglaublich dahinschmelzende laufende ekstase
schweisstreibende vereinte glücksphase

zeitlos unbegrenzter minimaler raumverbrauch
mehrfach reanimierter sauerstoffhauch

schnurrendes gurren geht über in hyperventilation
endlos hinauszögerndes finale die eskalation

frenetischer jubel bricht sich endlich bahn
über uns fällt mit uns der vorhang

© meteor 2024
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