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Gedichte über die Einsicht - Seite 75


Bastian, der Holzbastler

Fromm und ländlich war der Ort,
wo undenkbar Kindsabort.
Deshalb kam er einfach an –
sie tauften ihn Sebastian.
Und das Büblein wuchs zum Bube –
Papa jobbte auf der Grube.
Bald die Eltern schwärmten stolz:
„Der Sebastian liebt Holz!“
Und bei seinem hölzern’ Tick
zeigte Bastian Geschick.
Ohne Ruhe, ohne Rast
schuf er Kunst aus jedem Ast.
Formte aus des Holzes Scheite
Kunst, die jedes Herz erfreute.

Irgendwann vor Wut erbebte
jener Opa, der noch lebte.
Selbst die Oma hielt den Mund –
sie verstand des Zornes Grund:
Bastian, ihr lieber Enkel,
hatte abgesägt den Henkel
von des Opas Lieblingskrug.
Und als sei dies nicht genug,
leimte er des Kruges Griff,
der aus Holz war, an ein Schiff.
Griff vom Krug war nun ein Drachen
wie bei den Normannen-Nachen
mit ’ner Fratze, schön-abscheulich –
Opas Antlitz wurde bläulich.

Oma fand das Schifflein toll,
Opa fand, das Maß sei voll!
Und weil Opas nicht gern strafen,
fiel das Los auf einen Braven.
Wenn’s auch klingt wie blanker Hohn:
Dieses Los traf Opas Sohn!
Denn sind Söhne selbst erst Väter,
müssen SIE die Übeltäter,
oftmals Söhne, dann verdreschen
oder Machtworte aussprechen.
Bastis Vater war kein Wilder,
vom Gemüt her eher milder,
trotz der Grubenarbeit Härte
kein Haudrauf mit Gurt und Gerte.

War nicht Berserker, noch Schläger,
auch kein wüster Schürzenjäger,
trank niemals aus bloßem Kummer,
höchstens einen für den Schlummer.
Da sein Vaterherz war warm,
nahm den Sohn er in den Arm,
drückte ihn voll Vaterliebe,
und erteilte ihm statt Hiebe
leise einen Rat ins Ohr:
„Sohn, sieh dich in Zukunft vor!
Säg’ und schnitz’ aus Holzes Rille
kunstvoll Tand, wenn dies dein Wille!
Doch säg’ nie, wenn du gewitzt,
ab den Ast, auf dem du sitzt!“

© Micha Schneider
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RIP

Angespült,
ruhig, nicht mehr aufgewühlt
das Meer hat mich ausgespiehn
komme langsam zu mir, realisiere,
ich habe überlebt
das Fauchen des Sturms ist nicht mehr
Gischt schreit nicht mehr
-Stille-
Blicke in den Himmel,
sanftes Weiß treibt durch Blau
wo bin ich?
Wo sind wir?
Welches wir?
Sturm zerriss unser Segel
Orkan zerschmettert unser Boot
Gestorben, kein Entrinnen, höchste Not
-Stille-
Erinerung erwacht
Über mir der Himmel, sternenklare Nacht
Zieh mich aus dem Wasser, letzte Kraft
atme, hab es bis hierhin geschafft
was wird jetzt kommen, beklommen liege ich da
alleine und weine, neue Welt, doch diese Welt scheint nicht meine
es ist wie in diesem Lied
es fehlt ein Stück, gib mir Glück zurück
stehe auf, zittern in den Beinen
der Kopf schreit lauf
-Stille-
Lächle, Beine tragen, sind so lange nur geschwommen
erhabenes Gefühl fester Grund auf dem ich steh
hier gibt es kein ertrinken
dreh mich
schau zurück aufs Meer und weiß,
unser Schiff gibt es nicht mehr
es scheint so friedlich sanft
lass mich nicht mehr täuschen, kenne seine Gewalt, 
reißt sein gieriges Maul auf
verschlingt und gibt nie wieder preiß
Nein, werde nicht rausschwimmen
Unser Schiff gibt es nicht mehr
alles versunken,
glatt zieht das Meer seinen Vorhang 
und gibt es nicht mehr her
Sitze auf den Klippen, komme manchmal noch zum Meer
schaue über Wasser
Ganz selten zucke ich zusammen,
Wenn das Auge glaubt ein Boot im Sturm zu sehen
weit da draußen und Wind Fetzen von Rufen zu mir trägt
Bilder, stirb endlich
Das Schiff gibt es nicht mehr
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