… oder: gerade noch mal Glück gehabt ….
(Narrativ: Lebenslanges Lernen, Verkörperung des Wissens, Operation am Auge vorbei)
Ein Mann mit ganz eigenem Traum
Recht hart scheint sein Blick
Schaut ein Stück seines Wegs zurück
Von Kindesbeinen an, so zusagen,
Hat er einen Weg wohl eingeschlagen
Der ihn mit den Weisheiten konfrontierte
Die manch gebildeter Mensch schriftlich konservierte
In der Schule, ja, selbst im Schlafgemache
Lernte er, ihm fiel´s nicht schwer
Besonders Mathematik und seine Muttersprache
Auch in den Naturwissenschaften, ja, da war er wer
Bald schon fasste er sich ein Ziel
Und studierte dafür, ewig lang und fast schon zu viel
Tagein, tagaus saß er über Büchern
Von Wissen geborgen, in trocknen Tüchern
Das Wissen wuchs, der Körper auch
Er fühlte die Macht der Ruhe stets in seinem Bauch
Es wurden aus Lehrern Studienräte und Doktoren
Er lauschte sinngewaltig dozierenden Professoren
Sein Geld war knapp, seine Stunden eilten
Doch Ausdauer, Glück und Erfolg bei ihm verweilten
Des Abends mit Kommilitonen beim Bier in vertrauter Runde
Erinnerte er sich trotz Lernens an manch schöne Stunde
Mit dem bestandenen Examen, nach fleißigen Jahren
Gab man, nicht nur um es zu verwahren
Ihm einen Titel, ein Diplom in die Hand
Dann zog er dazu eine Frau auf sein Land
Sie half ihm, Gesundheit, Titel und Ehren zu verwalten
War sie doch vom Herrn Ingenieure angehalten --
Es gehörte zu einer ihrer vielen freudvollen Lehren
Dass es lohne, des Menschen Geisteskraft zu mehren
Angestellt als Mitglied in einem großen Team
Suchte ihr Mann Wege, den Routinen des Alltags zu entflieh´n
Ersann mit klugem Kopf eine ziemliche Menge an Gedanken
Kurz: konnte seinem Hirn bald eine Zukunft als Ingenieur verdanken
Man muss wissen, die Vorstellung einer Welt aus Ding und Geist
Die sich trotz Gegensatz wohl oftmals als ähnlich beweist
Das Wissen von Gesetzen und unsichtbaren Kräften
Findet sich aufgezeichnet in Büchern und Heften
Man kann, der Sprache und der Zeichen mächtig
Des Doktors Schlüsse nachvollziehen, fühlt sich prächtig
Wenn diese sich dann später als richtig erweisen
Schmiedet die Zukunft, als einer der Weisen
Mit den Jahren wandelte sich sein Tun schließlich
Er empfand das letztlich fast verdrießlich
Zur Technik gesellte sich die Disziplin „Verwaltung“
Damit veränderte sich letztlich auch seine Geisteshaltung
Freude und Fantasie, seine Studienbegleiter
Missfielen sich auf der Karriereleiter
Mit konzernübergreifender Organisations- und Arbeitsphilosophie
Schneller, billiger, ohne Menschen! … die neue Phantasmagorie!
Um die Fünfundfünfzig Jahre war der Ingenieur dann alt
Da hieß es für seine Wertvorstellungen ganz einfach „Halt!“
International philosophisch durchdacht und weiter ausgesponnen
Auf Zukunft mit Wachstum ohne deutschen Ingenieur hingesonnen
Im Schädel trug der Ing manch abstrakte Idee mit sich
Zeichnete die Zuhause auf, er, der er auf leisen Sohlen schlich -
Entwickelte sie für sich, sein Wissen übergreifend angewandt
Dann von Daheim, per Rechner, an Interessierte gesandt
Für sein Tun war in der alten Firma nicht mehr Raum
Er war dort aus, der Arbeits- und Koordinatoren- Traum
Sein Vertrag bald schon aufgelöst, er abgefunden
Ganz leicht mit Geld zu klären, hieß es, unumwunden
So fand er sich wieder, ganz plötzlich kurz vor der Rente
Die Zeit, auf die sich das Warten bislang auf Ewig längte
Einst rotierendes Rädchen, im Zentrum des Getriebes
Fand er einen neuen Ort, fern des alten Betriebes
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Nun hat er Zeit für seine Hobbies, nun hat er Ruh
Schaut der lebendigen Natur bei ihrem Tuen zu
Genießt, je nach Laune, Müsli oder Brötchen, früh am Tage
Und feiert, „Carpe diem!“, mit seiner Frau die neue Lebenslage!
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Resümee
Viele Pfade des Lebens erweisen sich als schon begangen
Von Menschenwesen, die in der gleichen Haut gefangen
Die Tugenden des Menschen entblößen sich oft als Schwächen
Woran sich eigennützige Vertreter des Homo sapiens gerne rächen
Die Ideale der Jugend haben nur für den Bestand
Der niemals im Leben einen Widersacher fand
Der ihn beugte und ihm an Kräften überlegen!
Den Ingenieur fand der Doktor geradezu verwegen…
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Studieren tät mir Freude machen
Lernen und Abstrahieren tät mich strahlen lassen
Mal sehen, wie es weitergeht
Fürs Studieren ist es nie zu spät! ...
Richtigstellung
Ich selbst, der Dichter, habe das Berufsziel „Ingenieur“ verfehlt
Ich war einer, der in der Schule oft gefehlt
Einer, der seine Hausarbeiten nur selten mal gemacht
Ich bin einer, dem ein anderer Lebensweg zugedacht
Doch auch ich steh´ nun kurz vor der Rente
Überlege, wie die Arbeit sich in mein Leben drängte
Arbeitete, weil ich von der Welt was wollte
Die mir sonst nur Siechtum, Dummheit und Armut zollte
Bin soweit noch gesund und munter
Schlucke meinen Ärger meistens runter
Lache dabei gerne und auch viel
Bin von der Einstellung zum Leben ganz zivil
Ich schließe daher dies Gedicht
Frühmorgens bei halbwegs hellem Tageslicht
Bei halbwegs guter Laune, ohne großes Leid
Bin zu einem neuen Lebensabschnitt bereit ...
© Caeli