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| 67 | Das Schweigen | |||
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Vorschautext: Streut der Abend diese Leere durch den seichten Dämmerschein? Dunkelt er nur meine Blicke oder auch in mich hinein? Auf den hellen Sternenwegen, die ich mitgegangen bin, sagten wir schon alle Worte, führt kein Steg mehr zu uns hin. Jeder geht an seinem Ufer, gleisengleich, im müden Schritt. ... |
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| 66 | Späte Gäste | |||
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Vorschautext: Tolle Gäste, tolle Gäste. „Hat mich wirklich sehr gefreut!“ Beide stehn sie angezogen und zum Gehen schon bereit. Doch er schüttet unverfroren, wie ’ne Sintflut, über mich, seine ursteinalten Witze - jedes Wort ein Nadelstich. Halbe Stunde schon verloren. Fühl, das wäre jetzt genug! ... |
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| 65 | Spazifiziergang | |||
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Vorschautext: Die Schuhe schleifen gleichmütig über das Pflaster, die Jacke schlenkert mit mit Fingernspitzgefühl. Und es ist kühl. Die Hose schickt sich an, modisch designt, zu kneifen, während des Schales Enden verloren flatternd um sich greifen. ... |
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| 64 | Abendstunden | |||
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Vorschautext: Noch flimmert`s golden in der Bäume Kronen und lange Schatten zeichnen Geisterspuren. Es fließt das Sonnenlicht rot durch die Fluren, wie surreale Malervisionen. Der Tag vertaut in letzten Tränen, netzend das grüne Antlitz bunt beblümter Gärten und folgt der Sonne, seinem Weggefährten. Die Vögel kuscheln laubverdeckt, leis schwätzend. Der Glocken Kehlen in den fernen Türmen verschlingen kurz die jungfräuliche Stille. ... |
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| 63 | Erfahrungsgeschädigt | |||
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Vorschautext: Ich hätte soviel noch zu geben, doch keiner will etwas davon. Und manchmal würd' ich auch was nehmen, doch wer teilt mit mir das denn schon? Den täglich Weg, den ich da gehe, den ginge ich so gern zu zweit. Doch all die Wege mit viel Nähe sind mir dann wieder auch zu weit. Ich will, doch will ich's immer zaghaft, weil selten ich's auch richtig will. ... |
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| 62 | Brombeerenmär | |||
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Vorschautext: Der Brombeerenbär liebte Brombeeren sehr, drum fiel er so gern über Brombeeren her. Da sagte 'ne Brombeere, Brombeerenbär, ich bilde ab heut eine Brombeerenwehr, dann wird's dir, du Brombeerenbär, richtig schwer. Der Brombeerenbär sagt, nadann, bitte sehr, so fress ich erst recht alle Brombeeren leer. Die Worte die flogen ganz bös hin und her, von Brombeere hin zu dem Brombeerenbär. Am Ende da war in dem Brombeerenmeer ... |
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| 61 | Quelle | |||
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Vorschautext: es glitzert ein verlor’ner Himmel sonnensilbern in deinem klaren Kräuseln mich dürstet es nach monotonem Plätschern nach feuchterdiger Frische die Lauterkeit werd ich dir trüben dich schöpfen und trinken werde ich ... |
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| 60 | Das Meer | |||
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Vorschautext: Endlosweiten brechen an den Strand. tausend Strahlen leuchten in den Wellen. Ich verlier mich, im Geschrei der grellen Möwen, tief im gischtgewälzten Sand. Ach, du Meer, wie liegst du in der Zeit, wohl gebettet, an die Welt gebunden. Zählst in weißen Nächten nicht die Stunden, bist gefangen in der Ewigkeit. Meine Zeit ist endlich und schon spät und das Seelenjung schon bitter schauert ... |
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| 59 | Baum im Wind | |||
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Vorschautext: Ich weiß, dass Sturm und Baum nicht Freunde sind, doch ist's der Wind, von dem der Baum sich gerne wiegen lässt und jedes Blatt in dem Geäst den Reigen liebt, wenn sich der Wind durch alle Zweige siebt. Dann säß ich gern auf einem Ast, als lieber Gast, und würde gerne mit das Säuseln hören, dazugehören, des Blätterkleids lust'ges Flattern schauen, mich diesem Tanze anvertrauen, weit weg von all der Menschenwelt, bis irgendwann das letzte Blatt ... |
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| 58 | Kreislauf | |||
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Vorschautext: Erst träumte sich der Herbst die Farben des Sommers in das Laub der Bäume. Dann bündelte er Feuergarben und zündelte der Blätter Säume. Mild aus den Wolkenspalten rieseln der Sonne weit gereiste Strahlen. An Wegen glänzt das Weiß der Kieseln, Kastanien drauf mit dunklen Schalen. Bald fließen alle bunten Farben hin in den Leib der Mutter Erde. ... |
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| 57 | Worte | |||
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Vorschautext: Dein Sommer war in jedem Wort verborgen, du hülltest mich in bunte Silbenblüten, es gab ein jetzt, kein gestern und kein morgen, von deinem Wortwall ließ ich mich umhüten. In Wörternächten gab es Silbenrieseln, ein Rosarotes schon im Morgengrauen, es war so schön im warmen Wörternieseln in meinem blumenbunten Wortvertrauen. Nun ist es Herbst. Schon treiben müde Silben im Fluss der Zeit wie überwelkes Hoffen, ... |
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| 56 | Dämmerung | |||
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Vorschautext: Der Abend ist kühl wie ein Seidengewand, drin golden noch schimmern die Fernen, verwirkt mit dem blitzenden mystischen Band von nebelgeborenen Sternen. Es atmet das Dunkel die duftschwüle Luft, vom Tage vergessene Spuren und legt sich in mondscheingewrungener Kluft auf stille gespenstische Fluren. Die Buchen noch zeichnen am lispelnden Hain ein Lichtes, wie Silbergestalten. ... |
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| 55 | Ein*e Meise*r | |||
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Vorschautext: September ist's, die Mitternacht ist leise. Die Lampe steht im Hof auf einem Bein und irgendwo verzwitschert sich 'ne Meise. Die Nacht ist öd, sie fühlt sich wohl allein. Bin voller Freude, dank der frischen Töne. Dann schlummert sie sich fort, wird leiser schon, Ich dank ihr fürs Konzert, im Herz das Schöne... War es ein Meiser wohl, der sprang von Ton zu Ton? Lisa Nicolis |
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| 54 | Dir zum Trost | |||
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Vorschautext: Pfirsichblüten, zart und rosig, wie ein süßer Kindermund - oft hab ich sie still betrachtet und bewundert manche Stund. Pfirsichblüten- längst vergangen, erste Liebe- auch vorbei... All die wohlig süßen Früchte erntet man nicht nur im Mai. Stürme werden manche prüfen, ob sie reifewürdig sind ... |
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| 53 | Der Faden | |||
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Vorschautext: Da hängt ein Faden aus dem Nichts, Mein Blick steigt hoch an ihm und bleibt mit ihm an einer Wolke hängen. Die schwebt im Schimmer eines Lichts, das in azurnen Fernen treibt, lieblich umhüllt von sanften Klängen. Soll ich den Faden zieh‘n und brav erwarten, wo er sich verliert? Soll ich mich lieber an ihn binden? ... |
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| 52 | Diese Ringe... | |||
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Vorschautext: Ringe, Ringe, große, kleine fallen, fallen über mich und sie zeichnen ihre Rillen in die Seele, ins Gesicht. Jeden Tag die gleichen Engen, ... |
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| 51 | In den Karpaten | |||
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Vorschautext: Mit schwieligen Händen durchbricht er das Brot und legt es vor uns auf den Tisch. Er teilt selbstverständlich mit uns seine Not, das knusprige etwas aus Wasser und Schrot, und Tee aus ’nem Kräutergemisch. Die Wände aus Lehm sind von selbiger Hand und schützen uns jetzt vor dem Sturm. Der Heiland blickt tröstend auf uns von der Wand - zumindest hat er auch ein trock'nes Gewand. Im Holz eines Schranks nagt ein Wurm. ... |
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| 50 | Alltagsmorgen | |||
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Vorschautext: Habe zu viel Schlaf getrunken, gehe so noch traumversunken wieder entgegen dem Regen, der den Tag mir verhagelt, den Drohungen, totalvernagelt, der Weltidioten, den Hiobsboten, den offenen Türen, die zurück zu mir führen. Ob ich`s nun nicht, oder mag… egal. Guten Tag! ... |
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| 49 | Gegooglete Heimat | |||
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Vorschautext: Wild verwachs’ne Wassergräben, schiefe Zäune, altes Haus all das wollt ich nochmals leben, zieh mit Google Maps hinaus. Freue mich der blum’gen Wiesen vom Akazienwald gesäumt, blühender Kastanienriesen -all das 50 Jahr’ versäumt. Will noch sehn die wilden Rosen, Schafgarben am Wegesrand ... |
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| 48 | Morgens bei Colleferro | |||
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Vorschautext: Nebelschleier hängen rund um Fernen, Graugespinst, drin Gipfel sich verbergen. Mir zu Füßen, aus dem Talgewinde, wölben Hügel sich in hohen Wellen. Auf den gräsersatten Hängen sprühen Gänseblümchen Funken durch die Halme. Und am Wegrand lodert, zwischen Dornen, Klatschmohn, grell, in unruhigen Flammen. Würzig steigt die taugetränkte Frische aus den grünen Säften in den Morgen. ... |
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